Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
noch Mommy. Ich will sie nicht verlassen und zu Pflegeeltern gehen. Ich muss hierbleiben. Niemand außer mir kämpft für sie.
Wieder habe ich Linney angebettelt, meiner Mom zu helfen.
Peep
18. Februar 1989
Mom ist tot.
Immer wieder spreche ich die Worte laut aus, aber sie scheinen keinen Sinn zu ergeben.
Sie ist tot.
Endlich. Nach so vielen Monaten ist meine Mom gestorben.
Ich wollte nicht, dass sie sterben sollte, und vor allem will ich nicht, dass sie tot ist. Aber es ist besser so, nicht wahr? Endlich leidet sie nicht mehr. Mein Gott, sie hat so schwer gelitten!
Ich wollte ihr helfen, ihre Schmerzen zu erleichtern. Ich bat die Schwestern, ich bat Daddy – ich bettelte wirklich jeden an, ihr mehr Schmerzmittel zu geben. Aber nie hat jemand etwas getan.
Nachdem wir gestern Abend vom Jugendamt zurückkamen, brachte Linney mich nach Hause. Sie will nicht, dass ich drüben bei euch schlafe, weil sie Angst hat, dass Du und ich wieder Sex haben könnten. Was durchaus passieren könnte. Ich hätte mich so gern in Deine Arme geflüchtet. Ich brauche Dich so sehr. Aber Linney brachte mich nach Hause. Und Mom stöhnte. Nachts ist es immer schlimmer. Linney hat es auch bemerkt. Die Schwester hatte irgendwelche Probleme mit ihrem Mann, und Linney sagte, sie würde bei Mom bleiben, bisdie Schwester alles geregelt hätte. Und dann gab Linney meiner Mom ein Schmerzmittel. Zusätzlich zu ihrer normalen Dosis. Es war Deine Medizin, Matt. Sie zeigte mir, wie ich die Pillen zerkleinern sollte, falls Mom später noch etwas brauchte. Vielleicht klingt es verrückt, aber in diesem Augenblick war ich froh, dass Du Dir letzten Sommer das Bein gebrochen hattest. Gemein, oder?
Irgendwann kam die Schwester zurück, und Linney ging. Ich blieb die ganze Nacht bei Mommy. Sie wurde ganz still, und zum ersten Mal seit Ewigkeiten hatte ich den Eindruck, dass sie sich einigermaßen wohlfühlte. Dann duselte ich mit dem Kopf auf dem Kissen meiner Mutter ein. Als ich aufwachte, atmete sie nicht mehr. Sie atmete einfach nicht mehr. Und ich bin schuld. Ich.
Jetzt weiß ich nicht mehr, ob es richtig war. Zwar leidet sie nicht mehr, aber sie ist tot. Und ich werde sie nie mehr wiedersehen. Ich vermisse sie unendlich. Ich brauche sie. Christopher braucht sie. Und Daddy auch. Oh Gott! Hat das zusätzliche Schmerzmittel meine Mom umgebracht? Habe ich sie getötet?
Peep
Ich starrte die Seite an. Heilige Scheiße! Es war der letzte Eintrag in diesem Tagebuch. Der Rest bestand aus leeren, etwas vergilbten Seiten.
Darüber musste ich erst einmal nachdenken und es verdauen. Natürlich hatte Elle ihre Mutter nicht umgebracht. Schon seit Monaten lag Alice im Sterben, seit langen, qualvollen Monaten. Sollte die zusätzliche Dosis Schmerzmittel Alices Tod tatsächlich beschleunigt haben, wäre Elle eher eine Heilige als eine Mörderin. Hätte ich gewusst, dass von meinem Beinbruch noch Pillen übrig waren, hätte ich sie Alice vermutlich selbstverabreicht. Was mich störte, war, dass meine Mutter es getan und Elle anschließend allein gelassen hatte. Nur zu natürlich, dass Elle sich Vorwürfe machte.
Mit dem Tagebuch kehrte ich in Elles Krankenzimmer zurück.
Die Schwester war dabei, Elles Atemschlauch abzusaugen. »Sie wird wieder. Sie ist zwar ein bisschen verschleimt, aber das wird wieder.«
Wieder war Elles leises Husten zu hören.
»Ich werde ein EEG anfordern.« Ich ging zum Schreibtisch, sah mir Elles Charts an und schrieb ein Rezept für ein EEG aus. Anschließend stand ich herum und starrte ins Leere, bis mir bewusst wurde, dass ich noch immer das Tagebuch in der Hand hielt.
Ich könnte es zum Beispiel in meinem Banksafe deponieren, meiner Mutter davon erzählen und ihr erklären, dass ich verzweifelt genug war, sie damit zu erpressen. Lieber Himmel! Langsam machte ich mich auf den Weg zur Tiefgarage. Hatte meine Mutter tatsächlich Sterbehilfe geleistet?
Wenn ja, wäre es eine barmherzige Tat gewesen.
Ich ging zu meinem Wagen, öffnete den Kofferraum und fand darin vertrocknete Fetthenne und winterharte Chrysanthemen. Ich hatte sie am Tag vor dem Unfall in Elles Lieblingsgärtnerei in Yarmouth gekauft und wollte sie damit überraschen. Sie war mir entgegengekommen und hatte mir von ihrer verrückten Idee erzählt, es noch einmal mit einem Baby zu versuchen, ohne zu ahnen, dass sie schon wieder schwanger war.
Wir begannen zu streiten. Sie wollte ein Baby; ich hatte einfach nur Angst, sie zu verlieren. Als Phil mich anrief und bat,
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