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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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mir freigenommen«, erzählte sie. »Ich dachte, ich könnte dich ab und zu einmal bei Elle ablösen, damit du mehr Schlaf bekommst.«
    Mein Herzschlag pochte laut in meinen Ohren. »Ich traue dir nicht, wenn es um Elle geht.«
    »Ich würde ihr nie etwas zuleide tun.« Mom wandte ihren Blick ab.
    »Du hast in ihrer Nähe nichts verloren!«, fauchte ich.
    »Ich habe Verantwortung für sie übernommen.« Sie drückte ihre Handtasche fest an ihre Brust. »Dieser Streit mit dir macht mich ganz krank, aber du musst den harten Tatsachen ins Gesicht sehen. Vater zu sein macht die Sache nicht einfacher.«
    »Warum gibst du mir nicht die Chance, meine Erfahrungen und Fehler selbst zu machen?«
    »Ach Matt!« Sie blickte vor sich hin und blinzelte. »Unter anderen Umständen wäre das doch völlig klar, aber du musst realistisch bleiben.«
    »Blythe sagt …«
    »Sie irrt sich. Blythe ist eine wunderbare Frau und tolle Ärztin, aber das Wort Pessimismus ist ihr fremd. Und ganz gleich, was du glaubst, das Elle selbst gewollt hätte – sie hatte doch nur ganz furchtbare Angst, so zu enden wie Alice.«
    »Es ist nicht das Gleiche. Elle verspürt keine Schmerzen.«
    »Mag sein, aber das hier hätte sie nicht gewollt. Ich liebe Elle wie meine Tochter. Wirklich. Nicht mehr als dich, aber wie ein eigenes Kind. Wahrscheinlich kannst du dich nicht mehr erinnern, aber Alice war zwei Wochen im Krankenhaus, als Elle noch ein Baby war.«
    »Das weiß ich doch alles. Du liebst sie. Du hast sie immer geliebt und dich um sie gekümmert. Aber das spielt jetzt und hier keine Rolle. Elle ist meine Frau und erwartet mein Baby – das sind die Tatsachen, die jetzt wichtig sind.« Noch einmal dachte ich darüber nach, dass ich allen Ernstes dabei war, meine Mutter zu erpressen. Nie hätte ich gedacht, dass ich je so weit sinken würde. »Ich habe übrigens ein Tagebuch von Elle gefunden. Es stammt aus der Zeit, als Alice starb.«
    Mom legte den Kopf zur Seite. »Es muss dir sehr schwergefallen sein, darin zu lesen.«
    »Du hast Alice getötet.«
    Meine Mutter wurde plötzlich sehr blass.
    »Du hast das Percocet benutzt, das der Arzt mir verschrieben hatte, als ich mir im Sommer davor das Bein brach. Du hast Alices Nährlösungen damit aufgepeppt. Meine Entrüstung hält sich in Grenzen, Mom, aber sehen wir den Tatsachen ins Auge: Du hast sie getötet und Elle damit allein gelassen, ihrer Mutter beim Sterben zuzuschauen.«
    Mom schüttelte den Kopf. »Du hast wirklich gar nichts verstanden.«
    »Oh, ich verstehe sehr gut. Und wenn du deinen Einspruch gegen meine Bitte, Elle am Leben zu erhalten, bis das Baby da ist, nicht zurückziehst, werde ich die Behörden informieren.«
    »Das wirst du nicht tun. Ich habe Alice nicht getötet. Ich …«
    »Du hast sie erlöst? Okay, für mich ist das in Ordnung. Für die Polizei allerdings vermutlich nicht.«
    Meine Mutter suchte nach Worten. »Ich habe sie nicht getötet. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Quatsch – vielleicht! Ich hätte es tun sollen, aber alles, was ich mich getraut habe, war, eine Pille zu zerkleinern und in ihr Essen zu mischen. Eine einzige. Und ich habe Elle gezeigt, wie sie es anstellen sollte. Es waren noch acht Tabletten übrig, und ich habe ihr gesagt, sie könne Alice bei Bedarf alle sechs Stunden eine verabreichen, sobald die Schwester mal zur Toilette musste oder draußen eine rauchen ging.«
    »Willst du etwa behaupten, es sei Elle gewesen, die Alice eine Überdosis verabreicht hat?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht war ihre Zeit abgelaufen. Elle hat sich jedenfalls immer Vorwürfe wegen Alices Tod gemacht. Und ich habe mich nie getraut, sie zu fragen, was aus den letzten sieben Pillen geworden ist.«
    »Nie im Leben hätte Elle so etwas getan. Außerdem steht da schwarz auf weiß, dass du ihr die Tabletten gegeben hast – nicht Elle.«
    Mom betrachtete ihre Hände. »Ich weiß es wirklich nicht. In der Nacht hörte Alice auf zu atmen. Vielleicht war es nur Zufall. Aber vielleicht kam es auch durch das Medikament. Wie schon gesagt: Möglicherweise war auch einfach nur ihre Zeit gekommen. Gott allein weiß, wie überfällig ihr Tod war.«
    Ich massierte meine Schläfen. Noch immer konnte ich nicht wirklich glauben, dass Elle oder meine Mutter Alice absichtlich ins Jenseits befördert hatten. Sie wollten ihr nur Schmerzen ersparen – eigentlich also genau das, was heutzutage in Hospizen geschieht, wo wir versuchen, den Patienten Schmerzen und Unruhe zu

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