Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
handelt es sich dabei um ein Mittel, das du dir jeden Tag injizieren musst.« Ich wusste, wie sehr Elle Spritzen hasste.
Elle verzog das Gesicht. Aber nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, sagte sie: »Okay. Dann eben Spritzen.«
Die Gynäkologin biss sich auf die Lippe. »Ehrlich gesagt, du brauchst sie sogar zweimal täglich.«
»Ich hatte vor, ihr das eher schonend beizubringen«, erklärte ich.
Elle riss die Augen auf. »Zweimal täglich? Mist. Aber okay. Schließlich will ich ein Baby. Und wir« – sie suchte meinen Blick – »wir wollen, dass unser Baby lebt. Ich werde also alles tun, was notwendig ist. Wie … wie groß sind diese Spritzen?«
Mit den Händen zeigte ich etwa dreißig Zentimeter an.
Sie griff über die Stuhllehne hinweg nach meiner Hand und schloss die Augen. »Okay, ich tu’s. Aber du nimmst mich doch auf den Arm, Matt, oder?«
Ich nickte. »Die Spritzen sind ganz klein. Ehrlich«, sagte ich grinsend.
Zwar hatten wir Babys verloren, aber ein wenig Heparin konnte sicherstellen, dass die Blutversorgung des nächsten Kindes gesichert war. Wir hatten unsere Antwort gefunden. Dachten wir zumindest.
Elle begann, täglich ein Babyaspirin einzunehmen. Als sie wieder schwanger wurde, begannen wir mit dem Heparin.
»So schlimm ist es gar nicht«, erklärte sie, obwohl sie jedes Mal das Gesicht verzog, wenn sie sich eine Spritze setzte.
Ich beobachtete die blauen Flecken, die an ihrem Körper sichtbar wurden, und zwar nicht nur an den Stellen, wo sie gespritzt hatte, sondern auch an Ellbogen und Hüfte. »Wir müssen sicherstellen, dass deine Blutgerinnung nicht aus dem Ruder läuft. Du solltest unbedingt einen weiteren Bluttest machen. Nicht dass wir dein Blut zu stark verdünnen.«
»Ich verstehe schon. Noch mehr Nadeln.« Aber ehe ich darauf antworten konnte, fügte sie bereits hinzu: »Das geht schon in Ordnung.«
Weil ich unbedingt vermeiden wollte, dass sie Blutungen bekam, tat ich das, was jeder medizinisch vorgebildete Ehemann mit Kontrollspleen tun würde: Ich beobachtete sie, begutachtete ihre Laborergebnisse und brachte sie zu den besten Ärzten der Umgebung. Ich passte auf wie ein Schießhund, dass sie nichts Gefährliches tat, weil ich befürchtete, dass selbst die kleinste Wunde zu einem starken Blutverlust führen könnte. Ich brachte meinen Mechanikerbruder Mike sogar dazu, tatsächlich jede Woche die Bremsen ihres Wagens zu überprüfen.
»Alles in Ordnung«, erklärte er, während er unter dem Auto hervorrollte. »Du solltest dich ein bisschen entspannen, Matt, sonst bekommst du genau wie Dad deinen ersten Herzinfarkt, ehe du vierzig bist.«
»Quatsch. Mir geht es gut. Ich esse vernünftig und laufe.«
»Du setzt dich unter Stress.«
Ich reichte ihm eine Hand und zog ihn hoch. »Ich bin kerngesund.«
»Eigentlich neigen doch eher die älteren Kinder einer Familie dazu, Kontrollfreaks zu sein. Als unser Jüngster müsstest du eher der Scherzkeks sein. Was ist da falschgelaufen?«
Ich versetzte ihm einen Klaps auf den Rücken und ging mit ihm auf ein Bier in die Küche.
Als ich nach Hause kam, hatte es leise zu schneien begonnen. Elle hatte gerade ein dickes Holzstück auf das Feuer gelegt und schloss den Ofen. »Komm mal her und fühle«, lächelte sie mich an und streckte mir ihre Hand entgegen, auf der ein riesiger blauer Fleck prangte.
»Lieber Himmel, Peep, was ist denn da passiert?«
»Nichts. Ich habe mich nur gestoßen. Es tut nicht einmalweh. Aber das ist doch jetzt nicht interessant. Fühl mal das Baby«, fügte sie hinzu und nahm meine Hand. »Es hüpft richtig herum.«
Ich legte meine Hand auf ihren Bauch. »In neun Tagen lernen wir uns persönlich kennen, mein Kleiner. Deine Mutter will dich Wladimir nennen, weil du so viel Blut aus ihr herausgesaugt hast.«
»Pst, erzähl ihm doch nicht so was! Dylan. Wir werden dich Dylan nennen. Nach dem walisischen Dichter. Dein Daddy hat sein Haus besichtigt und eine Zeit lang in Swansea gelebt.«
»Setz dich.« Ich wollte sie zur Couch bringen, als sie plötzlich mitten im Zimmer stehen blieb und meine Hand so fest umklammerte, dass ihr großer blauer Fleck kaum noch zu sehen war. »Was ist?«
»Mein Rücken bringt mich heute noch um«, stöhnte Elle. »Schon seit dem Aufstehen. Wahrscheinlich habe ich falsch gelegen.«
»Aber du bist so abrupt stehen geblieben. Kommt der Schmerz in Abständen?« Ich dachte an vorzeitige Wehen, sprach die Vermutung aber nicht aus. Ohnehin sagten alle schon, ich
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