Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
würde?«
Mom schloss die Augen und bedeckte ihr Gesicht mit den Händen. »Wenn es bedeuten würde, monatelang an Apparate angeschlossen zu sein? Nein, das glaube ich nicht. Elle darf nicht das Gleiche erleiden müssen wie ihre Mutter. Und außerdem ist es unvernünftig. Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ausgerechnet diese Schwangerschaft zu einem glücklichen Ende führt. Elle hatte so viele Fehlgeburten.«
»Aber nur aufgrund ihres APS . Und dagegen kann man etwas tun.«
Mom presste die Lippen zusammen und atmete heftig ein. »Liebes, letztes Mal habt ihr es behandelt und das Baby dann trotzdem verloren.«
»Aber nicht wegen dem APS .«
»Trotzdem ist Dylan gestorben.« Mom griff nach meiner Hand. »Es tut mir unendlich leid, aber es ist nun einmal so. Und Elle wäre ebenfalls um Haaresbreite gestorben. Du vielleicht auch. Ich will einfach nicht, dass du dir zu viele Hoffnungen machst, die dann doch wieder im Sand verlaufen. Lass Elle in Frieden gehen.«
»Sie würde sicher wollen, dass unser Baby gerettet wird.«
Mom stand auf, blickte aus dem Fenster und seufzte. »Es ist zu früh. Bist du ganz sicher, dass du nicht einfach nur einen Teil von Elle behalten willst?«
»Das natürlich auch, aber ich bin mir ganz sicher, dass Elle von mir erwartet hätte, das Wohl des Babys allem anderen voranzusetzen.«
Mom schüttelte den Kopf. »In diesem Stadium ist es noch kein Baby. Matt, um Himmels willen, man nennt es noch nicht einmal Fetus, ehe es acht Wochen alt ist.«
Ich starrte meine Mutter an. Eine Nachhilfestunde in Embryologie brauchte ich jetzt weiß Gott nicht.
»Ich weiß«, fuhr sie fort, »und es bricht mir das Herz. Ich würde wirklich alles tun, wenn die Chance bestünde, Elle zurückzuholen. Mir ist klar, dass du am Boden zerstört bist, aber versuche einmal, in deiner Eigenschaft als Arzt zu denken. Wie hoch schätzt du die Chancen ein, dass sie das Kind bis zum Ende austrägt, nachdem es vorher nie geklappt hat? Hundert zu eins? Tausend zu eins? Ich liebe Elle. Sie ist für mich wie eine Tochter, und du weißt das. Ich wünschte mir, sie würdeaufwachen und …« Moms Stimme versagte. »Aber das wird nicht passieren. Es ist schwierig, jemanden gehen zu lassen. Aber sie hat mir das Versprechen abgenommen, dass ihr niemals jemand so etwas antun darf.«
»Sie ist meine Frau.«
»Das ist mir klar, aber du trauerst und weißt nicht, was du tust.« Die Miene meiner Mutter zeigte Bedauern, aber auch absolute Unbeugsamkeit.
Allmählich kroch Panik in mir hoch. Ich hatte nicht etwa Angst vor meiner Mutter, aber ich wusste, dass es keinen dickköpfigeren Menschen gab als sie. »Wann hat Elle dieses Ding unterschrieben? Wo ist es? Ist darin von Schwangerschaft die Rede?«, sprudelte ich hervor.
»Es ist lange her. Ich kann mich nicht mehr genau an den Inhalt erinnern, aber ich werde es suchen und nachschauen.«
Blythe Clarke kam zurück. Als sie den ernsten Ausdruck auf dem Gesicht meiner Mutter sah, blieb sie stehen. »Hallo Linney. Matt, ich habe da ein paar Informationen für dich. Sobald es dir passt.«
Ich stand auf und ging um den Stuhl meiner Mutter herum. »Schieß los, Blythe. Meine Mutter weiß Bescheid.«
Blythe kramte ihren PDA aus der Kitteltasche. »Das Baby sieht so weit lebensfähig aus. Das Ergebnis hängt allerdings davon ab, ob wir Elle richtig stabilisieren können.«
»Aber sie ist doch erst in der achten Woche.«
»Richtig«, bestätigte Blythe.
Mom kniff die Augen zusammen. »Ich kann nicht zulassen, dass ihr Elle so etwas antut. Und dann auch noch monatelang.« Sie griff nach ihrer Handtasche. »Ich bin in zwei Stunden zurück.« Mit diesen Worten stürmte sie aus dem Zimmer.
Blythe starrte mich an. »Was ist mit ihr?«
»Sag mir zuerst, was du herausgefunden hast.«
Sie zögerte einen Augenblick, ehe sie antwortete. »Es gibt ungefähr ein Dutzend Einzelberichte, und ich kann dir keine großen Versprechungen machen. Wir haben jetzt August. Wenn wir sie bis Weihnachten am Leben erhalten können, ist das Baby sechsundzwanzig Wochen alt.«
»Verdammt früh!«
»Stimmt. Mir wäre es auch lieber, wenn wir es bis Februar schaffen könnten, aber zu Weihnachten wäre das Kind zwar noch sehr klein, aber vermutlich schon lebensfähig. Es hätte zumindest eine Chance.«
Ich dachte an die Frühgeborenenstation und die Frühchen dort, die nicht etwa pausbäckige Miniversionen voll ausgetragener Säuglinge waren, sondern dünnhäutige, arme kranke Kerlchen, die verzweifelt
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