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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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um ihr Überleben kämpften. »Meine Mutter behauptet, Elle hätte eine Patientenverfügung gemacht. Ich persönlich wusste allerdings nichts davon.«
    »Hm …« Blythe runzelte beunruhigt die Augenbrauen. »Ich habe diese Nacht Bereitschaft, bin also im Haus. Du kannst mich jederzeit über den Pager erreichen. Ansonsten schaue ich morgen früh noch einmal vorbei.«
    »In Ordnung«, nickte ich. Sie ging.
    Ich war so in Gedanken versunken, dass ich meinen Bruder Mike gar nicht bemerkte, der durch den Flur auf mich zukam. »Wie geht es ihr?«, fragte er. »Ich bin sofort gekommen, als ich von dem Unfall gehört habe.«
    »Komm rein, wenn du magst«, erwiderte ich.
    Er blickte skeptisch an seinem ölfleckigen Mechanikeroverall hinunter. »Wie schlimm ist es?«
    Ich zitterte. Mir fehlten die Worte.
    Mike nahm mich in die Arme wie einen kleinen Jungen und begann zu weinen.
    »Komm mit«, sagte ich, griff nach seinem Ellbogen undführte ihn aus dem Zimmer. Auch wenn Elle uns nicht mehr hören konnte, war es mir unmöglich, das Wort »hirntot« in ihrer Gegenwart auszusprechen. Langsam schlenderten wir den langen Krankenhausflur entlang. Ich erzählte ihm von Elles Schwangerschaft.
    Er atmete hörbar aus. »Aber gleich Monate? Willst du das wirklich monatelang durchhalten?«
    »Es gibt eine Chance, und ich glaube, ich werde es tun. Ja, ich bin sicher, dass wir es versuchen sollten«, sagte ich, obwohl es nur eine Sache gab, derer ich wirklich sicher war: Ich fühlte mich am Boden zerstört.

4

Tag 2
    A ls Phil am nächsten Morgen in die Klinik kam, um Elle neurologisch zu untersuchen, reckte ich mich und rieb meinen verkrampften Nacken. Während der Nacht hatte ich ab und zu ihre Pupillen und ihre Reflexe überprüft. Sie zeigte keine Anzeichen irgendeiner Besserung. Als Arzt erwartete ich kein Wunder, aber als Ehemann klammerte ich mich an jede noch so kleine Hoffnung.
    »Melanie wartet draußen«, teilte Phil mir mit. »Sie wollte kurz reinschauen und Elle sehen.«
    Ich nickte. Obwohl hier im Longfellow Memorial Krankenhaus eigentlich nur Familienmitglieder zu Besuchen auf der Intensivstation zugelassen waren, war ich sicher, dass niemand etwas einwendete, wenn die Ehefrau des behandelnden Neurochirurgen die Regeln brach. »Sag ihr, sie soll reinkommen.«
    Phil ging zur Tür und winkte sie herein. Als Mel das Zimmer betrat, sah sie zunächst aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Doch dann schluckte sie und breitete die Arme aus. »Es tut mir so unendlich leid«, sagte sie. Sie umarmte mich länger und fester, als ich es unter normalen Umständen als angenehm empfunden hätte, und trotzdem wünschte ich mir, sie würde nicht loslassen. Danach machte sie die üblichen Angebote: Ob ich Hunger hätte? Ob ich irgendetwas von zu Hause brauchte? Vielleicht saubere Kleidung?
    Sie setzte sich neben Elle, griff aber nach Phils Hand, als suche sie seine Stärke. »Phil sagt, dass du mich nicht hörenkannst, aber … Mein Gott …« Ihre Unterlippe begann zu zittern, und sie sah Phil hilfesuchend an. »Kannst du wirklich gar nichts tun?«
    Alle Luft schien aus Phil zu entweichen. Er schüttelte den Kopf.
    Melanie presste ihren Handrücken gegen den Mund. »Okay, Elle, hör zu«, sagte sie schließlich. »Wir lieben dich alle. Und wir wollen nicht, dass du dir Sorgen um Matt machst. Wir werden schon auf ihn aufpassen, das verspreche ich dir.« Hastig stand sie auf und flüchtete sich in Phils Arme.
    Eine Stunde später kam Christopher. Am Vortag war er so erschüttert gewesen, dass er sie nicht mehr hatte sehen wollen.
    »Hey«, sagte er, als träfen wir uns zum Baseball. Dann wurde sein Mund hart. »Die haben ihr die Haare abrasiert.«
    »Für die Operation«, erklärte ich.
    Sein Blick irrte auf dem Boden umher. »Das ist nicht fair.«
    Fair? Die Bemerkung war typisch für Christopher, aber dies hier war kein Spielfeld mit Schiedsrichtern.
    »Ich habe doch nicht im Traum damit gerechnet, dass sie ohnmächtig werden könnte«, sagte er.
    »Willst du eine Absolution? Willst du, dass ich zu dir sage: ›Christopher, solche Dinge passieren nun mal‹? Okay. Unfälle geschehen immer wieder. Aber dieser hier wäre nicht passiert, wenn du den Mumm gehabt hättest, selbst auf deine Scheiß-Leiter zu steigen.«
    Er hielt sich am Fußende des Bettes fest. »Sie hatte nie Höhenangst. Eigentlich hat sie vor gar nichts Angst.«
    Ich schüttelte den Kopf und zerrte ihn aus dem Zimmer. Natürlich konnte Elle uns nicht

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