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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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wies Matt an, das Baby mit derHand zurückzuschieben, damit es nicht noch mehr Druck auf die Nabelschnur ausübte. Das ist zwar nicht gerade angenehm, aber er versuchte es. Unglücklicherweise wurde das Baby bei der nächsten Wehe in den Geburtskanal gepresst und legte damit seine Sauerstoffzufuhr lahm. Es handelte sich um eine sogenannte Sturzgeburt mit sehr heftigen und schnell aufeinanderfolgenden Kontraktionen. Der Puls in der Nabelschnur war nicht mehr zu spüren. Matt ist ausgebildeter Arzt und wusste, dass wir das Baby verlieren würden. Ich brauchte es ihm nicht zu sagen. Er fragte mich, was er tun solle – aber nur ein Wunder hätte hier noch helfen können.«
    »Was haben Sie geantwortet?«
    »Nur das, was er ohnehin schon wusste. Ich sagte, dass wir im Krankenhaus jetzt einen Kaiserschnitt machen würden, aber zu Hause …« Blythe schüttelte den Kopf. »Ich sagte ihm, er solle das Baby so schnell wie möglich herausholen.«
    »Konnten Sie hören, was bei den Beaulieus vorging?«
    »Ja«, nickte Blythe. »Elle weinte und forderte Matt auf, sie zu operieren.«
    »Zu Hause?«
    »Elle bettelte ihn an, das Baby zu retten. Matt antwortete, dass er das nicht könne, weil er kein Gynäkologe sei und sie außerdem ohne Anästhesie nicht operieren könne. Er sagte ihr auch, dass sie bei einem Versuch verbluten würde.«
    »Was antwortete Elle darauf?«
    »Sie sagte, in der Küche wären genügend scharfe Messer und er solle das Baby holen, auch wenn es ihren Tod bedeute.«
    Ein Raunen ging durch den Zuschauerraum. Jake riss die Augen auf, und wenn ich nicht genau gewusst hätte, dass er die Geschichte längst kannte, hätte ich seine Reaktion für echt gehalten.
    »Natürlich lehnte Matt ab«, fuhr Blythe fort. »Aber Elle bettelte weiter darum, das Baby zu retten und keine Rücksicht auf sie zu nehmen.«
    »Wie reagierten Sie?«
    »Ich versuchte, weiter mit Matt zu reden, aber er schien mich nicht zu hören. Er versuchte nach wie vor, Elle zu beruhigen.«
    »Aber er hat sie nicht … aufgeschnitten?«, fragte Jake.
    »Nein. Natürlich nicht. Er forderte sie auf, zu pressen, und sie gehorchte. Trotzdem dauerte es fast zehn Minuten, bis das Kind da war. Aber das machte die Sache nicht besser, sondern schlimmer, denn Elle blutete ununterbrochen.«
    »War sie bei Bewusstsein?«
    »Einspruch«, rief Klein und sprang auf. »Euer Ehren, die Zeugin war nicht anwesend. Sie kann es also nur vom Hörensagen wissen.«
    »Haben Sie hören können, was vor sich ging?«, fragte der Richter.
    »Ja, Euer Ehren. Wir kommunizierten über den Lautsprecher«, bestätigte Blythe.
    »Einspruch abgelehnt. Fahren Sie fort mit Ihren Fragen«, beschied Wheeler.
    Meine Mutter schluchzte leise, wischte sich Tränen von den Wangen und strich sich Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »War Elle bei Bewusstsein?«, wiederholte Jake.
    »Sie glitt immer wieder in die Ohnmacht ab. Matt bemühte sich, sie wach zu halten.« Blythe schüttelte den Kopf. »Das Baby hatte keinen Puls. Matt begann mit Wiederbelebungsmaßnahmen. Ein oder zwei Minuten später kam der Krankenwagen.« Sie blickte zu Klein hinüber und fügte hinzu: »Ich habe es gehört.«
    »Konnten Sie auch Elles Reaktion hören, während Matt das Baby zu retten versuchte?«
    »Sie weinte, bettelte und betete. Und sie klang sehr, sehrschwach.« Blythe griff nach ihrem Wasserglas und trank. »Matt forderte sie auf, liegen zu bleiben, aber offenbar versuchte sie, aufzustehen und Matt bei der Wiederbelebung zu helfen. Dabei fiel sie nach Angaben der Sanitäter in Ohnmacht.«
    »Einspruch«, sagte Klein.
    »Ich rufe den Sanitäter gern ebenfalls in den Zeugenstand, Mr. Klein«, erwiderte Jake.
    »Ich ziehe zurück.« Klein gab sich geschlagen.
    »Fahren Sie bitte fort«, sagte Wheeler.
    »Elle versuchte also, trotz der starken Blutung aufzustehen und dem Baby zu helfen?«, fragte Jake.
    »Ja.«
    Ich verbarg das Gesicht in den Händen. Mit Macht kehrte die Erinnerung zurück. Unwillkürlich hielt ich den Atem an wie damals, als ich meine Hände um Dylans winzigen Brustkorb legte, sein Brustbein mit den Daumen drückte, Luft in seine Lungen blies und zusehen musste, wie sich eine riesige Blutlache auf dem Küchenboden bildete und Elle immer weißer wurde.
    Jake legte eine Hand auf meine Schulter. »Brauchst du eine Pause? Du siehst miserabel aus«, flüsterte er mir zu.
    »Schon okay.« Ich fühlte mich zwar alles andere als okay, aber ich mochte nicht zugeben, dass meine Gefühle mir die Luft

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