Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
mir allerdings, die Blutung auch ohne diese Maßnahme zu stoppen.«
»Wer hat diese Erklärung unterzeichnet?«
»Elles Ehemann, Dr. Beaulieu. Es ist üblich, dass in einem Notfall der nächste Angehörige die Zustimmung gibt.«
»Verstehe. Warum haben Sie Elle nicht selbst gefragt?«
»Weil sie sich, wie bereits gesagt, im Schockzustand befand. Sie verlor immer wieder das Bewusstsein und wäre nicht in der Lage gewesen, ihr Einverständnis zu geben.«
»Um das noch einmal klarzustellen: Elle war nicht fähig, das zu verstehen, was in dieser Einverständniserklärung steht?«
»Vermutlich nicht.«
»Aber sie hat das Aufnahmeformular unterzeichnet, in dem sie nach einer Patientenverfügung gefragt wurde.«
»Ich war bei dieser Unterschrift nicht anwesend.«
»Aber als ihre Ärztin gestatteten Sie ihr nicht, die Einverständniserklärung für ihre eigene OP zu unterschreiben. Ist das richtig?«
Blythe biss die Zähne zusammen. »Ja.«
»Euer Ehren, ich habe keine weiteren Fragen.«
Ich blickte zu Jake hinüber. Wie würde er reagieren? Er hatte die Augen geschlossen, sein Mund wirkte angespannt. »Ich glaube immer noch, dass wir den Obersten Gerichtshof dazu bringen können, sich des Falls anzunehmen, wenn alle Stricke reißen – aber es wird sicher ganz schön schwierig.«
In der Pause griff Mom nach meinem Arm. »Ich muss mit dir reden«, sagte sie.
»Nein. Nicht schon wieder. Und nicht hier.« Ich schüttelte ihre Hand ab. Ein Fotograf blitzte mir genau in diesem Augenblick mitten ins Gesicht. Mein Kopf drehte sich ohnehin schon, aber das Blitzlicht gab mir den Rest. Ich bahnte mir einen Weg durch den vor Menschen wimmelnden Flur.
»Dr. Beaulieu, Ihre Aussage kommt als nächste.« Jemand hielt mir ein Mikrofon vor den Mund. »Wie können Sie guten Gewissens aussagen, dass ihre Frau am Leben erhalten werden wollte, wenn es doch eine Patientenverfügung gibt?«
Jake befand sich noch im Gerichtssaal. Obwohl ich wusste, dass er mir raten würde, mit dem üblichen »Kein Kommentar« zu antworten, wandte ich mich der Reporterin zu und erkannte in ihr die Nervensäge, die mich schon öfter kalt erwischt hatte.
»Meine Frau, die Frau, die ich liebe, die Frau, um die ich so tief trauere, wie Sie es vermutlich nie verstehen werden – sie hat mir vertraut. Nie im Leben würde ich diesen Schritt tun, wenn ich nicht felsenfest daran glauben würde. Aber das Baby, unser Sohn oder unsere Tochter, lebt noch. Es ist Elles und meinKind. Und ich werde für unser Kind kämpfen, ganz gleich, was irgendwelche Leute sagen.«
»Auch wenn Elle es selbst nicht wollte? Sie lassen sie durch die Hölle gehen, um das Leben …«
»Elle würde alles gutheißen, was unser Kind retten könnte.« Mit diesen Worten drängte ich mich an der Reporterin vorbei.
»Matt, bitte …« Meine Mutter ließ nicht locker.
Als ich die Herrentoilette betrat, sah ich, wie die Reporterin meine Mutter stellte und ihr ein Mikro vor die Nase hielt.
Mom drohte ihr mit dem Finger. »Wagen Sie bloß nicht, zu behaupten, dass er sie nicht liebt.«
Nach der Pause bat Jake mich in den Zeugenstand und stellte die Einstiegsfragen, ehe er die DVD von unserer Hochzeit als Beweisstück angab.
»Euer Ehren, ich würde dem Gericht gern einen Auszug aus dem Film vorspielen und anschließend Dr. Beaulieu einige Fragen dazu stellen.«
»Tun Sie das, Herr Rechtsanwalt.«
Die DVD wurde eingelegt. Jake zeigte den Ausschnitt vom Empfang, der in einem kleinen Gasthaus am Ort stattgefunden hatte.
Ich wusste, was ich zu erwarten hatte, als Elles Grübchen auf dem Bildschirm auftauchte. Sie hatte nur eines, rechts vom Kinn, und man sah es nur, wenn sie mutwillig wurde. Sie beugte sich zu mir hinunter und flüsterte mir zu: »Vergiss nie, dass ich dich liebe.«
Elegant wie eine Prinzessin in ihrem weißen Seidenkleid hob sie ihr Champagnerglas und brachte einen Toast aus. »Ich war das Mädchen von nebenan. Die kleine Nervensäge, die immer hinter dem tollen Sohn herlief. Klar, alle Beaulieu-Jungs warentolle Kerle, aber Matt war nun einmal der, den ich immer bewunderte.« Sie blinzelte mir zu. »Die Jahre kamen und gingen. Als wir uns schließlich vor vier Monaten endlich entschieden, zu heiraten, nahm mich doch tatsächlich jeder einzelne Beaulieu beiseite und stellte mich allen Ernstes zur Rede: ›Mensch, Elle, dir ist doch wohl klar, dass das ein Fehler ist, oder? Muss es denn wirklich Matt sein? Nicht doch!‹
Und wisst ihr, was ich ihnen geantwortet
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