Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
niederdrückte. Meine Güte, mein Brustkorb schmerzte geradezu unglaublich! Was war mit mir geschehen? Ich lag angegurtet auf der Trage eines Krankenwagens, was das beengte Gefühl erklärte. Wir fuhren durch Portland. In meiner Armbeuge steckte eine Infusionsnadel, und auf meiner Brust klebten die Drähte eines EKGs. Ich versuchte, mich aufzusetzen. Ich brauchte Luft.
»Bleib bitte ruhig«, sagte Blythe. »Sieht aus, als hättest du einen Herzinfarkt gehabt. Ich denke, ich werde dir einen Hausbesuch in Rechnung stellen. Das Gerichtsgebäude ist schließlich so etwas wie ein Haus.« Ihr leises Lachen klang ein wenig gezwungen und schien ihrem Wunsch zu entspringen, mich zu beruhigen.
Das Gericht. Die Aussage. Elles Gesicht auf dem Bildschirm. Mein Gott, Elle. Sie war gestürzt, und ich hatte einen Herzinfarkt gehabt. Mein Vater. Mein toter Vater. Wieder bekam ich Angst. Ich wollte meine Frau zurück, obwohl ich genau wusste, dass sie mit einer schweren Hirnverletzung in einem Krankenhausbett lag und langsam verfiel. Und obwohl mir das alles klar war, fragte ich weiter: »Wo ist Elle?« Ich schlug nach Blythe und dem stämmigen Sanitäter. Elle war hier. Ich hatte sie gesehen.
Der Krankenwagen hielt in dem Augenblick an, als ein weiterer Elefant auf meiner Brust landete. Ich konnte nicht atmen. Es ging einfach nicht.
Minuten- oder stundenlang lag ich auf einer Trage in der Notaufnahme oder auf der kardiologischen Intensivstation. Ich weiß nicht, wie lang und wo – nur dass ich mich irgendwo befand. Betäubungsmittel erlösten mich zwar von den Schmerzenin der Brust, schränkten aber mein Sehvermögen drastisch ein. Das Schweregefühl in der Brust fesselte mich ans Leben. Oder auch nicht. Man machte sich an mir zu schaffen, dann sagte eine vertraute Stimme ziemlich hektisch: »Wir müssen intubieren.«
Und während ich im Nebel versank, wurde mir klar, dass ich jemandem sagen musste, dass Elle auf jeden Fall gewollt hätte, dass das Baby lebt. Das Baby musste leben, selbst wenn wir beide starben.
Abgesehen von meinem Beinbruch mit siebzehn hatte ich noch nie im Krankenhaus gelegen, und selbst damals musste ich wegen des Haarrisses nur wenige Stunden dort verbringen. Im Beruf hingegen hatte ich mein halbes Leben damit verbracht, nächtelang durch Krankenhausflure zu eilen, kranke Menschen zu untersuchen und in das Fleisch anderer Leute zu schneiden. Als Ehemann hatte ich zugesehen, wie meine Frau in einem Krankenbett starb, aber das schien Ewigkeiten her zu sein.
Der Blick, den ich jetzt hatte, war anders. Verwirrend, beengt und nicht zielgerichtet.
»Immer mit der Ruhe, Matt. Ich entferne jetzt den Schlauch aus Ihrem Hals. Bei drei husten Sie bitte«, sagte ein Typ in einem weißen Laborkittel. »Eins, zwei, drei.« Er zog den Schlauch aus meiner Luftröhre. Ich japste, und das fürchterliche Brennen in meinem Hals wetteiferte mit dem weiterhin bestehenden Schmerz in meiner Brust um die zweifelhafte Ehre, das unangenehmste Gefühl zu sein.
Ich spuckte und keuchte. »Was ist passiert?«
Er führte mir eine Nasensonde ein. »Mein Name ist Randall Zane, und ich bin Ihr freundlicher Herzchirurg. Wir kennen uns, glaube ich, noch nicht. Was passiert ist? Sie sind zusammengebrochen und haben Kammerflimmern gehabt – vielleichtauch andersherum. So, wie es aussieht, hatten Sie einen Außenwandinfarkt, mit anderen Worten, Sie bekommen von uns alles, was Rang und Namen hat: Lidocain, Fentanyl, Nitroglycerin und so weiter. Sie waren ein wenig neben der Spur, vermutlich wegen des Fentantyls. Wir mussten Sie daher bändigen.« Er löste die Gurte von meinen Handgelenken. »Bei Ihrer Familiengeschichte hätten Sie auf Ihren Cholesterinspiegel achten sollen. Der ist nämlich himmelhoch.«
»Wie schlimm steht es um mich?« Meine Stimme klang gezwungen und rau, als hätte ich eine Halsentzündung.
»Ziemlich schlecht, aber es sieht aus, als wäre es nur ein kleiner Infarkt gewesen. Allerdings ist Ihre rechte Koronararterie zu fünfundneunzig Prozent verstopft. Sie brauchen einen Bypass.«
»Auch das noch. Mist, ich fühle mich total groggy. Was ist in dieser Infusion?«
»Immer noch Fentanyl. In zwei Stunden werden Sie operiert. Ich kriege Sie wieder hin.«
»Wo ist Elle? Weiß sie, dass ich hier bin?«
Es ist eine Art schweigendes Mitleid, das sich im Gesicht eines Arztes ausdrückt, wenn er Dinge weiß, die sein Patient nicht ahnt. Ich weiß es, denn ich blicke manchmal genau so drein.
»Was ist?« Erneut machte
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