Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
entscheiden.«
»Ich glaube kaum, dass du dir Sorgen machen musst, sie könne bei dir den Stecker rausziehen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Das nicht, aber sie könnte mich für unzurechnungsfähig erklären lassen oder etwas in dieser Art. Unter den jetzigen Umständen ist sie meine nächste Angehörige.«
»Für so etwas würde sie die Zustimmung eines Richters brauchen. Aber okay. Willst du lieber einen deiner Brüder einsetzen?«
»Die OP kann in die Hose gehen. Es ist immerhin ein ziemlicher Eingriff. Möglicherweise bin ich in ein paar Tagen wieder draußen, wenn aber nicht, würden sich meine Brüder sicher nicht gegen sie stellen. Ich möchte, dass du eine Patientenverfügung aufsetzt, in der du als Entscheidungsberechtigter stehst.«
»Ich? Du willst, dass ich medizinische Entscheidungen für dich treffe?« Jake rieb sich die Schläfen. »In einem Krankenhaus?«
Ich nickte.
»Bist du ganz sicher, dass du kein Mitglied deiner Familie einsetzen willst?« Er zitterte wie ein Mann auf dem Weg zum Galgen.
»Du kannst meine Mutter daran hindern, die Geräte abzuschalten, die Elle am Leben erhalten.«
»Dass du mich als deinen Bevollmächtigten einsetzt, gibt mir noch lange nicht das Recht, deine Mutter daran zu hindern, Elles Patientenverfügung durchzusetzen. Oder dieses Papier,das Adam Cunningham zutage gefördert hat. Himmel noch mal.« Er murmelte etwas Unverständliches. »Rechtlich gesehen ist das etwas anderes als eine Patientenverfügung.« Er fasste mich scharf ins Auge. »Aber du könntest Elles Vater die Entscheidungsvollmacht geben. Sollte dir dann, was Gott verhindern möge, etwas passieren, könnte er dafür sorgen, dass Elle am Leben erhalten wird, bis das Baby auf der Welt ist.«
Ein Baby, das ich vielleicht nie sehen würde. Und das Elle nie sehen würde. »Aber nur, bis das Baby da ist. Danach musst du dafür sorgen, dass Hank Elle in Frieden gehen lässt.«
Gehet hin in Frieden. Die letzten Worte der Messe.
Jake senkte die Augen und nickte. »Für den Fall, dass dir etwas passiert, solltest du ein neues Testament machen, einen Bevollmächtigten, einen Vormund für das Baby benennen und einen Trust einrichten. Ich werde dir natürlich in allem zur Verfügung stehen, was du für richtig hältst. Aber, Matt, ich habe eine ernsthafte Bitte: Stirb nicht!«
»Mein Vater ist an einem Herzinfarkt gestorben.« Mein Vater. Kalt und tot im offenen Sarg. Mir könnte es ebenso ergehen. Nur, dass ich nicht vier erwachsene Söhne, sondern ein Neugeborenes zurücklassen würde. Ich durfte mein Kind nicht allein lassen.
»Du brauchst ihm doch nicht alles nachzumachen«, meinte Jake.
Trotzdem konnte es passieren. Und ich musste sicherstellen, dass jemand für das Kind da war. »Mein Bruder Mike und seine Frau würden das Baby im Fall meines Todes sicher nehmen. Ein Testament habe ich bereits gemacht. Die Vollmacht bekommt Hank – er kann gut mit Geld umgehen. Ich setze ihn als Bevollmächtigten ein oder was immer es braucht. Ich weiß, dass er für das Baby kämpfen würde.«
»Ich schreibe alles auf.« Jake wandte sich ab, und wenn meinDrogenrausch mich nicht täuschte, sah ich Tränen in seinen Augen. Aber bestimmt halluzinierte ich nur.
Eine Schwester betrat mein Zimmer. »Wir messen bei Ihnen wieder eine Trigeminie, Matt. Der Kardiologe meint, Sie sollten sich ausruhen.«
»Was ist Trigeminie?«, erkundigte sich Jake.
»Eine Arrhythmie«, erklärte ich. »Unregelmäßiger Herzschlag.« Und das war alles andere als gut. Ich hatte wirklich verdammt große Probleme.
Ehe ich protestieren konnte, führte die Schwester eine Injektionsnadel in meine Braunüle ein und spritzte mir etwas. »Ich gebe Ihnen ein Sedativum.«
Es wirkte so schnell, dass ich nicht einmal mehr sagen konnte, dass ich das Gespräch erst beenden wollte.
Wieder einmal träumte ich von Elle. Von Elle, die mir unser Baby zeigte. Es war ein kleines Mädchen. Die Kleine hatte weißblondes Haar und Elles spitzes Kinn.
»Ihr Name ist Hope«, sagte ich.
»Willst du sie einmal halten?« Elle strahlte mich an.
»Ja! Oh Gott, ja!« Ich streckte die Arme aus.
»Dann musst du leben.« Und einfach so verflüchtigten sie sich.
48
Tag 32 bis Tag 35
W as in den fünf folgenden Tagen geschah, weiß ich nicht genau, obwohl ich meinen Krankenbericht gelesen habe. Einfach ausgedrückt sprang ich dem Tod wohl gerade noch so eben von der Schippe. Kurz vor der OP hatte ich einen weiteren Herzstillstand. Es kam zu Blutungen. Und nachdem
Weitere Kostenlose Bücher