Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
Und setzen Sie die Sauerstoffmaske auf, sonst muss ich Sie wieder intubieren.«
Ich zerrte die Maske weg. »Sie können mich jetzt nicht operieren. Ich muss erst Elle sehen. Sie ist schwanger.«
Er setzte sie mir wieder auf. »Das kann warten. Ich sehe Sie dann im OP .«
»Halt. Nur eine Sekunde.« Verzweifelt versuchte ich, den Medikamentennebel zu durchbrechen. »Ich will nicht operiert werden.«
Zane blickte mich an, als ob ich nicht ganz richtig tickte. »Angesichts Ihrer Reaktion auf die Medikamente halte ich Sie nicht für in der Lage, selbst eine Entscheidung zu treffen. Ich werde mit Ihrer Mutter sprechen.«
»Nein, nicht meine Mutter. Ich will meinen Anwalt sprechen. Jake Sutter.«
»Ihren Anwalt?«, hakte Zane misstrauisch nach. Angesichts von Anwälten meldet sich bei jedem Arzt die Angst vor Kunstfehlerprozessen. Selbst in meinem bedröhnten Kopf war mir das klar.
»Ich will eine Patientenverfügung aufsetzen und sichergehen, dass sie nicht anfechtbar ist. Und ich muss meine Frau sehen. Bringen Sie mich bitte zur Intensivstation. Sie können michauch dort behandeln. Aber ich muss sie sehen.« Ich wollte ganz sichergehen, dass Elle noch lebte. Sollte das nicht der Fall und somit auch das Baby tot sein, gab es für mich keinen Grund, weiterzuleben.
Zane presste die Lippen zusammen.
»Wenn Sie mich nicht hinbringen – und ich weiß, dass Sie das können –, werde ich mich entgegen Ihrem medizinischen Rat selbst entlassen.«
»Das wäre die schiere Dummheit. Im Übrigen würden Sie es nicht einmal bis zur Tür schaffen.«
»Dann tun Sie, was ich sage«, erklärte ich, obwohl ich Schwierigkeiten hatte, meine Worte in die richtige Reihenfolge zu bringen. »Vielleicht sterbe ich, aber ich muss sie sehen, ehe Sie meinen Brustkorb öffnen.«
Ich driftete immer wieder in die Benommenheit ab. Mein Zeitgefühl war durch die Schmerzmedikamente völlig zum Erliegen gekommen. Eine Hand griff nach meinem Arm. »Matt? Ich bin es, Blythe. Dein Arzt sagte, du wolltest vor dem Eingriff wissen, wie es Elle geht.«
Ich konnte sie kaum erkennen. Mir war, als sähe ich sie durch einen Eisblock, doch das rosa Haarband in ihrem weißen Haar identifizierte ich sofort. »Wie geht es ihr?«, fragte ich.
»Wie immer. Einigermaßen stabil.«
»Und die Nieren?«
»Du brauchst dir um sie wirklich keine Sorgen zu machen.«
»Hat sich ihr Zustand verschlechtert?«
»Nein, hat er nicht. Und wenn wir Elle durchbringen, braucht das Baby dich.«
Ich atmete Sauerstoff durch die Kanüle in meiner Nase. »Du hast mir das Leben gerettet.«
»Es ist das erste Mal seit Jahren, dass ich jemanden reanimiert habe. Und du kannst von Glück sagen, dass sie im Gerichtsgebäude einen Defibrillator haben. Wir mussten dir Elektroschocks verpassen.«
»Danke. Aber ganz gleich, was mit mir passiert: Bitte, bitte, rette das Baby.«
»Hör zu. Du bist derjenige, der sich um dieses Baby kümmern muss.«
Nachdem Blythe gegangen war, fiel ich in unruhige Träume von Elle, die auf der Dachterrasse stand und die Sterne betrachtete. Ich träumte davon, sie in den Armen zu halten. Ich träumte von längst vergangenen Zeiten, als wir als Kinder im Fluss am Haus ihres Großvaters schwammen. Ein schlimmer Albtraum versetzte mich in die Jahre, als sie mich nach meinem Betrug nicht mehr sehen wollte. »Komm zurück«, bettelte ich.
Hätte Jake Sutter noch blasser ausgesehen, wäre ich aus meinem Bett aufgestanden, damit er sich hinlegen könnte. Elle hatte er nicht ein einziges Mal besucht, aber jetzt stand er tatsächlich am Fußende meines Krankenhausbettes.
»Nun, wie geht es deinen … äh … Brustschmerzen?« Jake wischte sich den Schweiß von der Stirn.
Die Medikamente wirkten gegen den Schmerz. Ich atmete tief durch meine Nasenkanüle. »Erträglich. Meine Mutter sagte etwas davon, dass wir noch einmal über Elle reden sollten. Allerdings weiß ich nicht, ob sie das nur zur Sprache brachte, weil …«
»Weil du im Gerichtssaal halbtot umgefallen bist.«
»Immerhin bin ich nicht gestorben.«
Jake wiegte den Kopf. »Aber du warst kurz davor. Wir werden nichts unternehmen, ehe deine … äh … Krise vorüber ist, aber du hast recht: Möglicherweise verzichtet sie auf den Prozess.«
»Du scheinst nicht wirklich überzeugt zu sein.«
Er presste die Lippen aufeinander. »Nein. Sie ist deine Mutter, und sie will, dass du überlebst.«
»Ich möchte sicherstellen, dass sie keinerlei Recht hat, über meine Gesundheit zu
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