Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
berichten.«
»Ich weiß. Aber du bist im Zeugenstand zusammengebrochen. Statt deiner werde ich heute Nachmittag Keisha befragen. Sie ist ziemlich überzeugend.«
»Aber ich will die Chance haben, ihm meine Ansicht deutlich zu machen.«
»Wie wäre es, wenn du dich zunächst einmal ein bisschen ausruhen würdest?«
Ich wurde im Rollstuhl bis zum Eingang des Krankenhauses gebracht, anschließend folgte die gerade einmal zweiminütige Fahrt zu Jake. Er stützte mich die drei Stufen zu seiner Wohnung, als wäre ich ein Invalide. Es war eine Ironie des Schicksals, dass die ersten Schritte in die Zukunft darin bestanden, dass ich mit meinem früheren Mitbewohner zusammenzog. Die Qualität der Unterkunft hatte sich allerdings deutlich verbessert.
»Wirst du wohl endlich aufhören, mich anzusehen, als könne ich jede Minute tot umfallen?«, schimpfte ich, als wir die mit Marmor geflieste Eingangshalle betraten.
»Nur, wenn du mir versprichst, es nicht zu tun, du Spinner.«
»So etwas sagt man nicht, Jake«, mahnte seine Frau Yvette.
»Schon gut«, besänftigte Jake sie. »Er weiß, was ich meine.«
Sie blickte ihn einigermaßen entsetzt an, ehe sie sich zu mir wandte. »Hör nicht auf ihn, Matt. Möchtest du etwas trinken?«
»Nein danke. Und vielen Dank, dass ich bei euch wohnen darf.«
»Oh, bitte gern«, sagte sie und verschwand.
Jake blickte ihr nach. »Sie hat keine Brüder, sondern nur eine Schwester. In ihrer Familie gibt es nie Streit, aber auch keine Neckereien. Nie. So, setz dich. Wir müssen reden.« Jake stellte seine Brieftasche auf einem Louis- XIV. -Couchtisch ab.
Ich setzte mich in einen Sessel, weil ich fürchtete, nie mehr von der sehr niedrigen Couch hochzukommen.
»Elles Ärzte wollen sie entlassen und in ein Pflegeheim verlegen«, begann er.
»Ich weiß, aber das gefällt mir überhaupt nicht. Ich würde sie lieber nach Hause holen.«
»Nur, dass das leider unmöglich ist. Du bist schon nicht inder Lage, für dich selbst zu sorgen, geschweige denn auch noch für sie. Kennst du ein vernünftiges Heim?«
Der Gedanke an ein Pflegeheim war mir unerträglich. Unwillkürlich musste ich an den Geruch eingenässter Betten und leider auch an Vernachlässigung denken. »Ich werde darüber nachdenken.«
Er fasste mich scharf ins Auge. »Alles in Ordnung?«, fragte er. »Wenn du nämlich in meinem Haus stirbst, geht es mit dem Wert meiner Immobilie rapide bergab.«
»Es geht mir gut. Danke für deine Umsicht. Sollte ich irgendwelche Schmerzen verspüren, versuche ich, es noch schnell nach draußen zu schaffen.«
50
Tag 37
M om kam zu Besuch. Sie hatte einen Koffer voller Kleidung und Prospekte der drei infrage kommenden Pflegeheime dabei. Hank stand knurrig und brummig einen Schritt hinter ihr. Einige Leute hatten damit gerechnet, dass meine Mutter und Hank nach dem Tod meines Vaters zusammenfinden würden, doch schon allein der Gedanke war absurd. Dad und Hank waren dicke Freunde, ebenso wie Mom und Alice dicke Freundinnen waren. Die Verbindung zwischen Mom und Hank jedoch war eher der guten Nachbarschaft zu verdanken.
»Wie bist du in mein Haus gekommen?«, fragte ich Mom und versuchte, ihr den Koffer abzunehmen.
»Willst du wohl damit aufhören? Du hebst mir auf keinen Fall diese schwere Tasche!« Sie machte sich auf die Suche nach meinem Zimmer und wurde gleich neben der Küche fündig, wo man ein ehemaliges Dienstbotenzimmer in ein Gästezimmer für mich umgewandelt hatte.
Sie setzte meinen Koffer ab, legte die Prospekte auf das Bett und fing an, Schubladen zu öffnen, um sie mit meiner Unterwäsche, Socken und Kleidungsstücken vollzustopfen. Ich ging wieder einmal auf und ab, obwohl man meine Bewegung im Augenblick wohl eher als Schlurfen bezeichnen musste. »Du hast mir noch nicht gesagt, wie du in mein Haus gekommen bist, Mom.«
»Ich habe einen Schlüssel.«
»Du hast mir deinen Schlüssel doch zurückgegeben.«
»Ich habe dir einen Schlüssel zurückgegeben«, zwinkerte sie mir zu.
»Wieso ist mir bisher nie bewusst geworden, wie hinterhältig du sein kannst?«, fragte ich.
»Dass ich einen Schlüssel besitze, heißt noch lange nicht, dass ich ihn benutzt habe, um euch nachzuspionieren oder euch auf den Wecker zu fallen. Ich weiß selbst nicht, wie ich an diesen zweiten Schlüssel gekommen bin, aber er ist sehr praktisch, weil schließlich jemand nach dem Haus sehen muss und weil du saubere Sachen brauchst.«
»Jetzt streitet euch nicht um den dämlichen Schlüssel«,
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