Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
wäre dann in der fünfundzwanzigsten Schwangerschaftswoche.«
»Immer noch viel zu früh.«
»Deshalb wird der Richter abwarten. Hoffe ich zumindest.«
Hoffnung. Oh ja, daran klammerte ich mich wild entschlossen.
Nachdem Jake gegangen war, kam die Schwester der Spätschicht und kontrollierte meine Werte, hörte meine Lungen ab und überprüfte meine Narben. Zumindest die sichtbaren.
Sie hieß Ava und war ein Energiebündel. Obwohl meine Patienten eher selten bei der Telemetrie landeten, kannte ich sie von früher. Sie erinnerte mich ein wenig an Elle – nicht vom Äußeren her, sondern mehr durch das Vertrauen und die Wärme, die sie ausstrahlte.
»Und? Lebe ich weiter?«, erkundigte ich mich halb im Scherz, halb sarkastisch.
»Sieht ganz danach aus. Alles hängt davon ab, ob Sie schlafen. Ich habe gehört, dass Schlafmangel einer der Gründe dafür war, dass Sie aus den Latschen gekippt sind.«
»Zu hohe Cholesterinwerte. Ein Familienerbstück.«
Sie blickte zu Elle hinüber. »Ganz zu schweigen von einemgewissen Stress.« Sie machte sich daran, Elles Werte zu prüfen, und wechselte ihre Trachealkanüle. »So, Elle schläft wie ein Schäfchen. Und was machen wir heute Abend mit Ihnen? Ich kann Ihnen entweder eine Schlaftablette oder Percocet geben.«
»Ich bin für die Schmerztablette. Am liebsten jetzt gleich, wenn es geht.«
»Ich hätte da noch eine andere Idee. Ich könnte doch Ihre beiden Betten zusammenschieben. Sie sind es sicher gewohnt, das Bett mit Ihrer Frau zu teilen. Vielleicht schlafen Sie dann besser.«
Am liebsten wäre ich Ava um den Hals gefallen. »Oh ja. Unbedingt. Vielen Dank.«
Sie löste die Arretierung der Räder an Elles Bett und rollte es neben meines. Ich nahm Elles Hand. »Ich bin bei dir, Peep.« Dann legte ich die Hand auf ihren Bauch. »Und auch bei dir, Kleines. Dad ist bei dir.«
Im Anschluss an die Besuchszeiten und vor der Nachtschicht ist es in Krankenhäusern häufig sehr ruhig. Nicht wirklich still, aber ruhig. Man hört hier und da ein Läuten oder Schritte auf dem Flur. Aber irgendwie herrscht eine Art ruhiger Gewissheit, dass zumindest für eine kurze Zeit der Tod nicht im Dienst ist.
Ich schlief so fest, dass ich nicht hörte, wie Christopher kam, einen Stuhl neben das Bett seiner Schwester zog und sich setzte. Als ich schließlich aufwachte, erzählte er mir, er sei schon mehrere Stunden da und wäre vor dem Ende der Besuchszeit gekommen, um mit mir zu reden. Ich war ihm dankbar, dass er den tiefen Schlaf mit Elle an meiner Seite nicht gestört hatte.
Christopher hatte eine Gabe, die Elle nicht besaß: Er hatte eine schöne Stimme und sang Elle ein Schlaflied vor. Ganz leise. Es war eines, das ich von Elles Mutter kannte.
Ich öffnete die Augen. Aus dem Bad drang ein schwacher Lichtschimmer.
»Hi, Matt, wie geht es dir?«
Ich grunzte, griff nach der Wasserflasche und schenkte mir erst einmal ein Glas ein. Die Luft in Krankenhäusern scheint direkt aus der Sahara importiert zu sein.
Christopher kam auf meine Bettseite, nahm das Glas und neigte den Strohhalm so, dass mir das Trinken leichter fiel.
Was zum Teufel … »Danke«, sagte ich. »Was machst du hier?«
»Ich besuche Elle. Und dich.«
»Ich versuche zu schlafen.«
Er nickte. »Sofort. Ich wollte dir eigentlich einen Zettel hinlegen, aber da du ja jetzt wach bist, kann ich dir auch selbst sagen, wie froh ich bin, dass es dir gesundheitlich wieder besser geht.«
Darauf wusste ich nichts zu antworten.
»Ich habe da etwas mit dir zu besprechen«, fuhr Chris fort.
»Mach das mit meinem Anwalt aus. Ich bin noch nicht fit genug für einen Streit.«
»Ich will nicht streiten, und wir brauchen auch keine Anwälte. Du wärst beinahe gestorben, und auch wenn wir uns in einigen Dingen nicht einig sind, möchte ich trotzdem, dass es dir gut geht. Du bist immerhin mein Schwager. Linney hat erzählt, dass du morgen rauskommst.«
»Stimmt. Ich werde entlassen.«
»Ich wollte dir nur sagen, dass ich Elles Auto heute wieder zu euch nach Hause gebracht habe. Ich wollte nicht, dass du es völlig unerwartet dort stehen siehst. Es könnte ein merkwürdiges Gefühl auslösen. Weißt du, manchmal denke ich, dass ich sie anrufen will, und erst dann fällt mir alles wieder ein. Das tut weh. Und ich wollte dir nicht noch mehr Stress zumuten. Jedenfalls ist der Wagen wieder bei euch – nur, dass du es weißt.«
»Gut, aber ich gehe zunächst nicht ins Bauernhaus zurück. Vorläufig nicht. Ich werde eine
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