Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
mischte Hank sich ein. »Lasst uns lieber darüber nachdenken, in welches Pflegeheim wir Elle bringen sollen.«
»Das hängt davon ab, wo Platz für sie ist«, meinte Mom.
»Nicht unbedingt«, wandte Hank ein.
Ich ließ mich schnaufend in einen Sessel fallen. Die Schmerzen wanderten von der Eingriffsnarbe bis hinunter in die Beine. Ich musste wirklich vorsichtiger sein.
»Was meinst du mit ›nicht unbedingt‹?« Ich rieb über die Stelle, wo ich genäht worden war, und spürte, wie wenig es war, was mich zusammenhielt.
»Ich habe über dieses Problem nachgedacht, seit Elle nicht mehr künstlich beatmet wird und eigentlich nicht mehr im Krankenhaus bleiben muss. Es ist nicht so einfach, einen Platz im Pflegeheim zu bekommen, oder?«
»Genau. Und deswegen dürfen wir auch nicht wählerisch sein«, sagte Mom.
»Dürfen wir doch«, wandte Hank ein. »In Portland gibt es nur wenige Pflegeheimplätze. Würde ich ein Pflegeheim betreiben, würde ich als Unternehmer versuchen, zu expandieren.«
»Ich fürchte, ich kann dir nicht ganz folgen«, erklärte ich.»Wir haben schließlich keine Zeit, ein neues Pflegeheim zu bauen.«
»Nein, es muss kein neues sein. Ich werde ihnen ein Angebot unterbreiten, eine Erweiterung zu finanzieren.« Hank wedelte mit der Hand, als bewege er einen Zauberstab.
»Aber das hilft uns doch nicht weiter«, bemerkte ich.
»Oh doch. Nicht die Erweiterung an sich, aber wenn der Betreiber schlau ist, wird er uns im Gegenzug das zur Verfügung stellen, was wir brauchen.«
»Und das wäre?«, meldete sich Mom zu Wort.
»Dass er uns ein Zimmer – nicht ein Bett, sondern ein ganzes Zimmer – für Elle zur Verfügung stellt, und zwar solange sie es braucht. Wir wollen schließlich nicht die ganze Zeit um eine Zimmergenossin herumschleichen. Und Matt sollte nach seinem Infarkt nicht Tag und Nacht in einem Stuhl schlafen. Auch ich in meinem Alter bin nicht bereit, noch monatelang solche Unbequemlichkeiten durchzuhalten. So jedenfalls stelle ich mir den geplanten Handel vor. In Pflegeheimen besteht immer eine gewisse Fluktuation. Elle wird an die Spitze der Warteliste vorrücken. Und sobald ein zweites Zimmer frei wird, nehmen wir auch das. Zwei Zimmer nebeneinander als Ausgleich für einen neuen Flügel.«
Mom und ich sahen uns an. Ich weiß nicht, was sie dachte, aber ich befürchtete ernsthaft, dass Hank verrückt geworden war.
»Und wenn es sein muss, kaufe ich das ganze Heim«, setzte er hinzu.
Mom starrte ihn mit offenem Mund an.
»Das ist zwar ein äußerst großzügiger Plan«, sagte ich, »aber hast du eine Vorstellung, wie viel das kostet? Ganz zu schweigen von den Vorschriften!«
»Selbstverständlich weiß ich das. Geschäftsimmobilien sindmein Job, und zwar fast ausschließlich. Ich habe sogar schon Pflegeheime verkauft. Also – welches von denen hier hat den besten Ruf?«
Mom warf einen skeptischen Blick auf die Prospekte auf dem Bett. »Ich weiß ja, dass du sehr erfolgreich bist, aber …«
»Linney, Elle ist meine Tochter. Außerdem kann ich es mir leisten, sie gut zu versorgen.« Hank richtete sich auf, als wollte er zeigen, dass er Manns genug war, zu seinem Wort zu stehen.
»Aber …« Noch gab Mom nicht auf.
»Und es wird mir ganz sicher nicht den Hals brechen, Lin.«
Mom nickte, aber ich konnte spüren, dass sie ziemlich aus der Fassung war. Wir alle hatten nah am Wasser gebaut. Schon ein winziger Lichtblick konnte uns zu Tränen rühren. Sogar meine sonst so pragmatische Mutter. Sie wies auf einen der Prospekte. »Dieses Heim hier liegt in der Nähe des Krankenhauses.«
»Und hat einen ausgezeichneten Ruf, was die Reha-Maßnahmen angeht«, fügte ich hinzu. Zwar würde Elle nicht mehr gesund werden, aber eine gute Physiotherapie konnte den negativen Folgen ihrer Unbeweglichkeit entgegenwirken.
»Allerdings hat kein Mensch da auch nur die geringste Ahnung von Gynäkologie«, wandte Mom ein.
»Da kommst du ins Spiel, Linney«, sagte Hank und lehnte sich zurück. »Du hörst dich um und kümmerst dich um ein paar wirklich gut ausgebildete Krankenschwestern, die bereit sind, ein paar Monate lang eine Nebenbeschäftigung auszuüben. Wir zahlen ihnen das Doppelte von dem, was sie sonst bekommen, wenn sie Elle als Privatpatientin versorgen. Sie soll rund um die Uhr betreut werden.«
»Prima Idee«, warf ich ein, »aber die Versicherung wird das nicht übernehmen.«
»Matt, dafür, dass du Neurochirurg bist, kapierst du manchmal ganz schön langsam. Glaubst
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