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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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Da wir jedoch beide unser Studium mit viel Ehrgeiz anpackten, wurden wir zwar nie dicke Freunde, vertrugen uns aber eigentlich ganz gut. Auch nach dem Grundstudium blieben wir in loser Verbindung, aber als ich mich schließlich spezialisierte, fand ich es immer schwieriger, ein vernünftiges Gespräch mit ihm zu führen. Jedes Mal, wenn ich das Wort ›Blut‹ erwähnte, wurde er grün um die Nase und behauptete, wenn Gott gewollt hätte, dass wir Blut sehen, hätte er uns nicht mit einer Haut ausgestattet.
    »Weißt du, es geht hier um ziemlich viele medizinische Besonderheiten«, sagte ich. »Aber wenn es dir so unangenehm ist, kannst du mir vielleicht jemanden empfehlen, der …«
    »Komm schon, Matt. Mein Job findet nicht am Krankenbett statt, sondern im Gerichtssaal. Kliniken machen mich echt krank. All diese Leute, denen etwas fehlt, die Gerüche und …Als meine Frau mit Janey in den Wehen lag, konnte ich es nicht aushalten, sie so leiden zu sehen. Vielleicht bin ich einfach zu sensibel. Nein, Krankenhäuser kann ich nicht leiden. Keine Ahnung, wie du damit zurechtkommst. Aber den mündlichen und schriftlichen Teil der Angelegenheit sollte ich durchaus schaffen können.«
    An einem anderen Tag und unter anderen Umständen hätte ich über diese Selbsteinschätzung lachen müssen. Jake hielt sich für einen rechtschaffenen Menschen, aber wenn mir jemand erklärte, er wäre »zu sensibel«, um einem Kranken oder Verletzten zu helfen, sah ich rot. Für mich grenzte das an Heuchelei. Ich selbst war eher Pragmatiker und packte lieber zu, als wegzuschauen. In der jetzigen Situation jedoch spielte es keine Rolle, ob Jake sich sensibel fühlte oder nicht. Ich brauchte ihn nicht, um Elles Hand zu halten. Meine übrigens auch nicht. Ich brauchte jemanden mit genügend Erfahrung, meiner Mutter vor Gericht Paroli zu bieten. »Jake …«
    »Lass stecken. Du bist mein Freund. Auch wenn es mir nicht leichtfällt – ich komme. Vielleicht suchst du uns einfach einen Raum – ein Wartezimmer oder besser noch ein Büro –, wo wir ungestört reden können. Ich erkläre dir erst einmal alles, was du für unser weiteres Vorgehen wissen musst. Unverbindlich. Wenn du willst, kannst du auch noch einen anderen Anwalt hinzuziehen. Ich erkläre dir, welche Fragen du stellen musst, aber eins solltest du wissen: Niemand in Portland verfügt über meine Erfahrung.«
    Zwar hatte Jake noch nie unter allzu großer Bescheidenheit gelitten, aber in diesem Fall untertrieb er. Bei uns in Portland gab es vermutlich keinen anderen Anwalt, der bereits Fälle vor dem Obersten Bundesgericht der Vereinigten Staaten verhandelt hatte. »Okay«, sagte ich.
    Ich reservierte uns einen Konferenzraum in der Nähe derIntensivstation. Um zehn nach sieben kam er. Er trug einen maßgeschneiderten Anzug, italienische Schuhe und ein paar Schweißperlen auf der Oberlippe.
    »Setz dich.« Ich legte ihm eine Fotokopie von Elles Patientenverfügung vor. »Und das hier ist der Durchschlag der Formulare für die Aufnahme in die Klinik letzten Winter«, kommentierte ich das zweite Dokument.
    Er setzte sich ans Kopfende des Konferenztisches. »Letzten Winter?«, erkundigte er sich.
    »Wir haben im Februar ein Baby verloren. Es war eine Totgeburt.«
    Jake sah mich einige Zeit an, ehe er etwas sagte, was ich im ersten Moment für einen etwas lahmen Versuch hielt, mitleidig zu klingen. »Matt, du hast ja einiges …«
    Ich schnitt ihm das Wort ab, ohne auch nur aufzublicken. »Sie hat angekreuzt, dass sie keine Patientenverfügung hat. Siehst du? Hier.« Ich zeigte auf die krakeligen Buchstaben auf dem Formular. Zum ersten Mal nahm ich ihre Schrift wahr. Ich hatte zwar keine Ahnung von Graphologie, aber selbst ich erkannte, wie schwach sie gewesen sein musste, als sie den Vordruck unterschrieb. In dieser Nacht ging es ihr so schlecht, dass sie vielleicht nicht einmal wusste, was sie da unterschrieb.
    Jake rückte auf seinem Stuhl hin und her und beobachtete mich. »Alles klar?«
    Ich blickte auf, nickte und senkte die Augen sofort wieder. Selbst wenn er bereit gewesen wäre, mir zuzuhören – noch mehr Trauer konnte ich im Moment beim besten Willen nicht ertragen.
    Jake überflog das andere Papier. »Tja, hier hat Elle entschieden, wie sie behandelt werden will, und hat deine Mutter als Bevollmächtigte eingesetzt. Das Gericht wird es so sehen: Ihr war klar, dass nicht alles vorhersehbar ist, und sie vertraute darauf, dass deine Mutter in ihrem Sinn handeln würde.

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