Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
bitte was?« Ich spürte, wie mir das Blut in den Kopf schoss.
»Setz dich.«
Ich gehorchte fassungslos.
»Zunächst lief das Interview nur in den Lokalnachrichten, aber später wurde es auch landesweit ausgestrahlt. Im Prinzip sagte er, dass Elles Verletzungen tödlich waren, aber dass du dich darauf versteifst, sie am Leben zu erhalten. Anschließend sprach er von ihrer Patientenverfügung und ihrem Wunsch, nicht künstlich am Leben erhalten zu werden.«
»Scheiße!«, fluchte ich aus tiefstem Herzen.
Jake verzog das Gesicht. »Wenn du dir und uns einen Gefallen tun willst, dann achte auf dein Mundwerk. Zumindest, wenn Kameras dabei sind. Für die Presse sind wir ein gefundenes Fressen, und da kann es wichtig sein, wie du dich darstellst.«
»Wäre ›Heiliges Kanonenrohr‹ deiner Meinung nach besser?«
Jake schüttelte den Kopf. »Wir werden alles ins Feld führen, was möglich ist. Auch die Tatsache, dass es in einigen Bundesstaaten verboten ist, lebenserhaltende Maßnahmen bei einer schwangeren Frau zu beenden. Mach dir nur bitte immer bewusst, dass ich dich zu schützen versuche. Sicher werden manche Leute dich wegen deines Vorgehens verteufeln, weil sie es so auslegen, als ließest du Elle monatelang leiden.«
Ich schluckte heftig.
»In der Öffentlichkeit musst du halb wie ein trauernder Ehemann, halb wie ein Heiliger wirken.« Er schob mir eine Mappe zu. »Meine Honorarforderung. Das hier ist der Vorschuss.«
Bewundernd betrachtete ich die vielen Nullen und stieß einen Pfiff aus. Ich hatte acht Jahre Studienförderung bekommen und arbeitete noch nicht lang genug in meiner eigenen Praxis, um schon alles zurückgezahlt zu haben. Einen solchen Betrag konnte ich beim besten Willen nicht auch noch schultern.
»Ich kriege diese Sache hin, wenn der Richter uns eine winzige Chance gibt und nicht sofort aufgrund ihrer Patientenverfügung entscheidet, Matt. Aber ich verspreche dir, einen Besseren als mich findest du nicht.«
»So viel Geld kann ich nicht aufbringen. Und selbst wenn ich es hätte – ich habe kein Scheckbuch bei mir.«
»Vergiss den Vorschuss«, sagte er. »Ich kann darauf verzichten. Wir sind Freunde. Und ich will diesen Fall unbedingt übernehmen, weil ich daran glaube. Wir können sogar über eine Ermäßigung meines Stundensatzes reden, je nachdem, wie lange der Fall verhandelt wird. Du musst nur hier unterschreiben.« Er blätterte ein paar Seiten um und zeigte auf eine leere, gestrichelte Linie.
Ich griff nach dem Stift. »Bevor ich das hier unterschreibe, möchte ich eines klarstellen, Jake: Ich bin nicht an deinen politischen Ansichten interessiert. Und ich will nicht, dass Elle zum öffentlichen Vorzeigefall wird.«
»Du wirst deine Meinung ändern, ehe ich mit dir fertig bin.«
Jake kapierte es einfach nicht. Er hatte noch nie begriffen, dass man Menschen nicht einfach für Dinge einsetzen konnte, die er für erstrebenswert hielt. »Nein«, widersprach ich, »wenn du mich vertreten willst, darf es nur um diese besondere Situation gehen. Weder um dein Interesse an Pro-Life noch umdie Möglichkeit, eines Tages Gouverneur zu werden wie dein Vater.«
»Oh, ich habe keine Absichten mehr auf einen Gouverneursstuhl. Yvette will keinen Politiker als Ehemann, und ich habe schon vor vielen Jahren mit den Versuchen aufgehört, bei ihr Überzeugungsarbeit zu leisten. Ich will wirklich nur dein ungeborenes Baby retten.« Wieder tippte er mit dem Finger auf die gestrichelte Linie. »Ich habe die Kompetenz, das durchzuziehen. Ich bin Experte in Verfassungsrecht und fahre regelmäßig nach Boston, um den Leuten in Harvard Gesetzesnovellen einzupauken. Außerdem bin ich Mitglied im Verband christlicher Anwälte und werde regelmäßig mit den Angelegenheiten von Pro-Life betraut.«
Ein Bild aus unserer Studentenzeit huschte mir durch den Kopf. Im ersten Semester wurde man immer wieder gefragt, wie man hieß, woher man kam und welches Hauptfach man studierte. Jake hatte darauf eine merkwürdige Antwort parat: »Ich heiße Jake Leahy Sutter, bin politisch konservativ eingestellt und studiere ein Fach, das mich eines Tages zum Obersten Gerichtshof, und zwar vorzugsweise auf den dortigen Präsidentenstuhl, bringen wird.«
»Du wolltest doch immer Richter werden. Glaubst du, dass dich dieser Fall deinem Ziel näher bringt?«
Seine Augen wurden schmal, und er lehnte sich zurück. »Ach weißt du, dieser Zug ist für mich längst abgefahren. Dafür habe ich zu oft für Pro-Life gearbeitet. Aber
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