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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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Leider muss ich dir etwas sagen, das du sicher nicht gern hören wirst.«
    Ich zog mir einen Stuhl heran und ließ mich darauf fallen. »Ich habe wahrscheinlich keine Chance.«
    »Oh doch, die hast du. Durchaus. Aber wenn wir das hier durchziehen, stehst du im Licht der Öffentlichkeit. Die Reporter kampieren schon jetzt vor der Klinik.«
    »Aber die Sache geht doch nur mich etwas an.«
    »Richtig. Trotzdem wird es vor Gericht auf die Rechte eines ungeborenen Babys gegen die Rechte seiner Mutter hinauslaufen, und zwar mit weitreichenden Folgen. Das Recht auf Leben. Das Recht zu sterben. Die Rechte eines ungeborenen Kindes. Aber lassen wir das jetzt erst einmal beiseite.« Er lehnte sich zurück und begann, auf seiner Lippe herumzukauen.
    »Wäre Elle nicht schwanger, gäbe es kein Problem. Man würde sich nach der Patientenverfügung richten. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt sie ist oder dass Elle damals noch Single war.« Noch einmal studierte er die Dokumente. »Du sagst, dass du von dieser Patientenverfügung nichts gewusst hast?«
    »Ich kenne sie erst seit heute Morgen. Aber ich wusste, wie Elle über diese Dinge dachte. Bevor ich erfuhr, dass sie schwanger ist, hatte ich eigentlich schon mein Okay gegeben, die lebenserhaltenden Apparate abzuschalten …« Meine Stimme versagte. Ich begrub mein Gesicht in den Händen.
    »Schon gut.« Jake tätschelte mir die Schulter und wartete, bis ich mich wieder gefangen hatte.
    »Können wir weitermachen? Also, in einigen Bundesstaaten gilt eine Patientenverfügung automatisch als aufgehoben, wenn die Frau schwanger ist. Allerdings nicht hier in Maine.«
    Ich war bereits drauf und dran, zu fragen, in welchen Bundesstaaten dieses andere Recht galt, weil mir natürlich sofort die Idee kam, Elle in ein anderes Krankenhaus zu verlegen.Doch das würde nicht funktionieren. Elle war nicht stabil genug für einen Transport. Und meine Mutter würde sich mit allen Mitteln dagegen zur Wehr setzen.
    »Ist das Kind von dir?«, fragte Jake. »Wurde die DNA getestet?«
    »Natürlich ist es von mir. Elle würde nie …«
    »Das meine ich nicht. Ich muss wissen, ob dieses Kind genetisch von dir abstammt. Es gab keinen Samenspender oder so etwas?«
    »Warum willst du das wissen?«
    »Beantworte bitte meine Frage, Matt. Ist es von dir?«
    »Ja.«
    »Gut. Es geht nur darum, dass diese Frage vor Gericht auftauchen könnte. Als Nächstes brauchen wir Dokumente, die Elles Handlungsunfähigkeit bestätigen. Beglaubigte Erklärungen der behandelnden Ärzte über ihren Zustand.«
    Ich nickte. Er erklärte mir, dass er vor Gericht versuchen wolle, mich als Elles Betreuer einzusetzen, was allerdings nicht bedeute, dass ich medizinische Entscheidungen treffen könne. Er wies auf die Patientenverfügung. »Wenn der Richter das hier zu Gesicht bekommt, wird er sich vermutlich darauf berufen.«
    »Dann hätte also meine Mutter trotzdem das Recht, die Geräte abzuschalten?«
    Jake wiegte den Kopf hin und her. »Wir haben hier zwar noch das Aufnahmeformular, das dem entgegensteht, aber es ist durchaus möglich, dass der Richter so entscheidet.« Er schnaufte. »Deswegen habe ich dich gefragt, ob das Baby von dir ist. Falls der Richter tatsächlich zugunsten deiner Mutter entscheidet, gehen wir die Angelegenheit anders an. Dann werde ich den Antrag stellen, dich als Vormund deines ungeborenen Kindes einzusetzen.«
    »Klingt gut.«
    »Es wird aber nicht ganz einfach. Vielleicht müssen wir einen Präzedenzfall schaffen. Andererseits wird das die Öffentlichkeit auf den Plan rufen, und wir bekommen Unterstützung von den großen Organisationen der Lebensrechtsaktivisten wie zum Beispiel Pro-Life.«
    »Sind das nicht die Abtreibungsgegner? Darum geht es doch hier überhaupt nicht!«
    Ein gönnerhaftes Lächeln spielte um Jakes Lippen. Schon oft hatte ich diesen Ausdruck auf seinem Gesicht gesehen. Er gab sich einen Anstrich von Aufrichtigkeit und hätte damit auch mich getäuscht, wenn ich ihn nicht schon seit unserer Collegezeit gekannt und um seinen Ehrgeiz gewusst hätte.
    »Natürlich nicht«, schmunzelte Jake. »Aber siehst du die Parallele nicht? Wenn du Elles Geräte abschaltest, beendest du auch die Schwangerschaft. Es verhält sich so: Sollte das Gericht dich als Vormund für dein ungeborenes Kind einsetzen, wird dieses Kind automatisch zu einer juristischen Person mit allen Rechten. Wenn der Richter gegen uns entscheidet, können wir aber in Berufung gehen, was uns wiederum wertvolle Zeit

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