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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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Sie, dass Mark doppelt sieht?«
    »Kurz bevor Sie kamen, sagte er zu mir: ›Zwei, zwei, hai bà me hai cha.‹ Und dann griff er nach meiner Hand, verfehlte sie aber.«
    »Sprechen Sie zu Hause Vietnamesisch?«
    »Ja, aber auch Englisch«, antwortete Mrs. Nguyen.
    »Als wir uns eben im Flur trafen, sprach er da Vietnamesisch?«
    »Ja, er hat Sie begrüßt.«
    »Okay, und mit Ihnen hat er in einem Mischmasch aus beidem gesprochen. Fragen Sie ihn doch bitte auf Vietnamesisch, ob er auf seinen Vater zeigen kann.«
    Sie tat es, und er zeigte richtig.
    »Prima, er versteht also«, stellte ich fest. »Natürlich leidet er noch unter einem zerebralen Ödem, einer Schwellung seines Gehirns, aber das wird sich mit der Zeit und im Verlauf der Therapie bessern. Auf jeden Fall informiere ich Dr. Grey.«
    Als ich auf die Intensivstation zurückkehrte, war Phil gerade dabei, Elle zu untersuchen.
    »Ist etwas passiert?«, fragte ich sofort.
    »Nein«, sagte er und streifte die Handschuhe ab. »Die Schwester meinte, ich solle mir den Operationsschnitt einmal näher ansehen. Ich habe eine der Wundnähte geöffnet und einen Wundverschlussstreifen aufgelegt. Aber es ist nichts.«
    Ich inspizierte die Wunde am Hinterkopf und nickte. Ein harmloses Erythem. Ich musste mich wieder konzentrieren. »Der kleine Nguyen sieht zusätzlich zu seiner Aphasie auch noch doppelt. Sein Zustand steht im Einklang mit deiner letzten Fortschrittsfeststellung«, erklärte ich.
    »Ich schicke ihn zum MRT .«
    »Schon passiert. Ich habe es sofort angeordnet. Als ich ging, wurde er schon abgeholt.«
    »Okay, ich kümmere mich um die Resultate. Was Elle angeht – meine Einschätzung gegenüber deinem Anwalt hat dir nicht gefallen, nicht wahr?«
    »Nein, nicht besonders.« Ich rieb mir die Augen. »Vom medizinischen Standpunkt verstehe ich ja eigentlich, was du gesagt hast. Die Chancen stehen schlecht. Für uns, für Elle und für das Baby. Aber was soll’s? Ich muss es einfach versuchen, verstehst du?« Ich schüttelte den Kopf. »Am besten, du gehst und kümmerst dich um den kleinen Nguyen. Geh einfach.«
    Phil ging zur Tür, blickte sich aber noch einmal nach mir um.
    Verdammt!
    »Hey, Peep, erinnerst du dich an das Kind, das ich am Tag vor dem Unfall operiert habe, anstatt die Zeit mit dir zu verbringen? Dem Kleinen geht es den Umständen entsprechend gut, aber ich hätte dich nicht einmal für eine Minute allein gelassen, wenn ich gewusst hätte, wie wenig Zeit uns noch blieb.«
    Nur das Fauchen des Beatmungsgerätes und das Piepsen der Maschinen waren zu hören. »Ich vermisse dich so sehr, Elle. Ich vermisse dich ganz schrecklich.«
    Als ich in den Konferenzraum zurückkehrte, befragte Jake noch immer den für die Intensivstation zuständigen Arzt Clint Everest. Clint war schlaksig und hatte fast keine Haare mehr, aber das scherte ihn nicht im Geringsten. Er kämmte seine restlichen Strähnen nicht quer über den Schädel, sondern hatte sie zu einem dünnen Rattenschwänzchen zusammengebunden. Wir waren fast gleichaltrig, aber er wirkte lässiger und erfahrener als ich. Er war Facharzt für Intensivmedizin und Immunologie und übernahm generell alle Fälle, die mit Autoimmunerkrankungen wie Lupus, Guillain-Barré-Syndrom oder Morbus Addinson zu tun hatten. Er informierte Jake über Elles Autoimmunstörung, die normalerweise relativ unerheblich war, in einer Schwangerschaft jedoch zu Problemen führte.
    Da ich darüber natürlich Bescheid wusste und nicht geduldig genug war, mir die vereinfachte Version anzuhören, unterbrach ich das Gespräch. »Wenn du mich brauchst – ich bin bei Elle.«
    »Es ist schon ziemlich spät«, erwiderte Jake. »Wir beide reden morgen früh.«
    Ich ging wieder zu Elle und setzte mich neben ihr Bett. Dabei sah ich, dass ihre Hände begannen, sich in einer Kontraktur zu verkrümmen. Früher hätte ich in einem solchen Fall ein Rezept für einen Physiotherapeuten ausgestellt, der sich um die Folgeerscheinungen neurologischer Ausfälle kümmerte. Aber nicht bei ihr. Auch, wenn ich Elles Gehirn nicht mehr reparieren konnte, so konnte ich doch etwas für die Gesundheit ihres Körpers tun. Ich kramte die von der Klinik gestellte Hautlotion aus der Nachttischschublade und begann, ihre Muskeln zu lockern.
    Ich war eingenickt, als ich plötzlich meinen Namen rufen hörte. »Dr. Beaulieu?« Deb war eine der zur Nachtwache eingeteilten Schwestern und einer der heißesten Feger, die mir je über den Weg gelaufen sind.
    Nur langsam

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