Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
ist.«
»Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Sie ist schwanger. Und das verändert alles. Sie wollte unbedingt ein Baby.«
»Sie wollte ein Baby. Aber was ist mit dir?«
Er blickte mir in die Augen. Klar, ich wollte ein Kind mit Elle. Wir wünschten uns nichts sehnlicher als eine Familie. Aber allein? Wollte ich ganz allein ein Kind großziehen? Ich fühlte mich unendlich einsam. Ich nickte.
Phils Nasenflügel bebten, als er ausatmete. »Okay.« Er erklärte mir kurz ihren medizinischen Zustand, ehe er fortfuhr: »Melanie hat mich gebeten, dich zum Abendessen mitzubringen.«
Ich schüttelte den Kopf. »Lieb, dass sie an mich gedacht hat. Aber – nein danke.«
Phil schien zu schwanken, ob er versuchen solle, mich zu überreden, und ich legte mir bereits die nötigen Antworten zurecht, aber dann murmelte er nur »Okay«, drehte sich um und ging.
Das Wasser war inzwischen abgekühlt. Ich besorgte neues und fuhr fort, Elle zu waschen. Man sah ihr die Schwangerschaft noch nicht an. Ihr Bauch war flach. Höchstens ihre Brüste schienen ein wenig voller zu sein. Wie immer bewunderte ich ihre zierlichen Füße und ertappte mich dabei, in einem Anfall irrwitziger Hoffnung von Elle mit einem Baby im Arm zu fantasieren. Doch der Moment ging rasch vorbei.
Ich trocknete meine Hände, griff nach meinem Handy und hörte mir Elles letzte Nachricht noch einmal an. »Hey du, ich bin’s.«
8
Tag 3
N ormalerweise schalten wir die lebenserhaltenden Maßnahmen innerhalb weniger Stunden nach Feststellung des Hirntodes ab. Die längste Zeit, die ich jemanden künstlich am Leben erhalten hatte, war letzte Weihnachten gewesen. Ein junges Mädchen, das gerade erst den Führerschein gemacht hatte, war von Blitzeis überrascht worden, von der Straße abgekommen und gegen einen Baum geprallt. Ihr Vater befand sich mit der Armee im Irak. Er bekam Sonderurlaub und eilte so schnell es ging nach Hause. Wir erhielten die Lebensfunktionen des Mädchens lange genug aufrecht, dass er sich von seiner Tochter verabschieden konnte. Die Zeit, die zwischen dem Abrutschen der Reifen und der Feststellung ihres Todes verging, belief sich auf exakt vier Tage, sieben Stunden und dreißig Minuten.
Elle würde mindestens fünf oder sechs Monate brauchen, wenn wir das Baby retten wollten.
Jake belegte den Konferenzraum, um den behandelnden Ärzten Fragen zu stellen. Phil war der erste. Er glaubte nicht daran, dass es klappen könnte, sondern war der Meinung, dass Elles Körper jeden Moment den Dienst versagen würde. Zumindest war es das, was ich hörte, während ich am Fenster stand und die Regenwolken betrachtete, die sich am Horizont auftürmten.
Ich kannte Phil seit meiner Facharztausbildung zum Neurochirurgen. Er war ein Jahr älter als ich, ein hervorragenderArzt, mitfühlend und kompromisslos. Er glaubte an seinen Auftrag, Leben zu retten – sofern etwas zu retten war. Er glaubte an die Würde des Menschen und an Selbstbestimmtheit. Seine eigene. Die seiner Patienten. Und die von Elle.
Phil und Elle kannten sich seit vielen Jahren sehr gut. Natürlich durften wir als Ärzte außerhalb der Arbeit nicht über unsere Patienten sprechen, aber Phil und ich waren enge Freunde. In unserer Freizeit trafen wir uns oft und redeten auch zu Hause über bestimmte Fälle. Unsere Frauen waren meistens dabei. Und sie äußerten ihre Meinung.
Ein Neurochirurg beschäftigt sich häufig mit Fragen nach der Lebensqualität seiner Patienten, die manchmal quälend werden können. Sie machten mir zu schaffen, und sie machten Phil ebenfalls zu schaffen. Und als Phil versuchte, Jake Elles Zustand zu erklären, stellte er klipp und klar fest, dass er nicht daran glaubte, das Kind in Elles Leib retten zu können.
Ich erinnerte mich an die Nacht, als unser kleiner Dylan starb. Elle bettelte und flehte mich an, das Baby zu retten, selbst wenn es sie selbst das Leben kosten sollte. Damals hatte sie ein Kind gewollt, und sie würde es auch jetzt wollen. Ich konnte nur noch eins für sie tun: ihr das Baby schenken. Ja, ich kämpfte für das Richtige. Ganz bestimmt.
Ich rannte aus dem Konferenzraum, verschanzte mich in der Toilette und versuchte, trotz meiner Trauer vernünftig zu denken. Wenn ich wankte, würde man mich nicht mehr ernst nehmen. Wenn ich meine Glaubwürdigkeit verlor, würde man Moms Partei ergreifen. Wenn ich mich in einen heulenden Witwer verwandelte, würde mich niemand mehr logischen Denkens für fähig halten. Aber wenn ich mich nun
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