Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
ja wieder auf, wenn das Baby auf der Welt ist.« Hank deutete auf sie. »Du und ich, wir verstehen uns. Ich kämpfe um das Leben meines Babys.«
»Ich weiß dein Angebot zu schätzen, Hank. Wirklich. Und ich freue mich, dass du auf meiner Seite stehst, aber weißt du …« Ich suchte nach den richtigen Worten. Sie sollten klar und deutlich sein, ihn aber nicht gleich wieder in die nächste Bar schicken. »Ich würde alles darum geben, wenn Elle wieder aufwachen würde, aber das wird sie nicht.«
Nein, das würde sie nicht, sosehr sich Hank dies auch wünschte. Aber jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, meinen Schwiegervater seiner Illusionen zu berauben. Das Haus gehörte Elle. Ihr Großvater hatte es ihr hinterlassen. Ich musste mich bei Jake erkundigen, ob ich es verkaufen konnte; immerhin war ich nur vorläufig als Betreuer eingesetzt worden. Aber ich brauchte Geld. Nur Geld würde mir die Möglichkeit verschaffen, weiterzukämpfen. Und ich brauchte jemanden, der mir zur Seite stand. »Trotzdem brauche ich möglicherweise deine Hilfe. Je nachdem, wie lang es dauert. Die Behandlungskosten, das Honorar für Jake. Ich bitte nicht gern darum. Aber ich werde dich bitten, wenn ich es nicht mehr allein schaffe.« Vielleicht konnte ich ja auch einen Kredit aufnehmen und mit dem Krankenhaus verhandeln. Mir würde schon etwas einfallen.
»Elle ist meine Tochter, und ich kann es mir leisten, für sie zusorgen«, erwiderte er. »Geld zu besitzen hatte für mich immer nur die eine Bedeutung: das Wohl meiner Familie.«
»Aber für Elle zu sorgen ist jetzt mein Job.« Elle und ich hatten immer füreinander gesorgt.
»Ich habe mit meinen Immobilien eine Menge verdient. Also gib Ruhe. Wir sind schließlich eine Familie. Die Rechnungen übernehme ich.«
Einer von Elles Monitoren begann zu piepsen. Der Pulsoximeter war auf achtzig abgesackt und fiel weiter auf fünfundsiebzig. Ihre Haut wurde grau. Sofort steigerte ich die Sauerstoffzufuhr und hörte ihre Lunge ab.
Eine Krankenschwester stürzte in den Raum.
»Sie muss sofort abgesaugt werden.« Natürlich kannte ich mich in der Prozedur aus, aber Elle war nicht meine Patientin, sondern meine Frau. Ich blickte die Schwester an. Würde ich Elles Endotrachealtubus wirklich selbst ersetzen müssen? Oder sollte ich doch lieber den diensthabenden Arzt rufen?
Es dauerte eine ganze Minute, bis Elles Blut wieder ausreichend mit Sauerstoff gesättigt war. Ich atmete auf.
Die Schwester lächelte mir zu. »Alles okay.«
»Ja«, stimmte ich zu. Mir fiel auf, dass Hank zurückgewichen war und sich ans Waschbecken klammerte. Er sah blasser und viel älter aus als noch vor wenigen Minuten. »So etwas passiert alle Nase lang«, erklärte ich und hoffte, er würde mir nicht ansehen, wie besorgt ich war.
»Ich brauche jetzt einen Drink, Matt«, stöhnte er. Ehe ich etwas dagegen einwenden konnte, fügte er hinzu: »Aber stattdessen rufe ich lieber meinen Sponsor an. Wieder einmal. Leider brauche ich danach vermutlich immer noch einen Drink.«
Ich blickte ihm gerade ins Gesicht. »Tu es nicht. Ich brauche dich nüchtern. Ich brauche deine Hilfe, um das hier durchzustehen. Aber nicht wegen des Geldes.«
Er rieb sich die feuchten Augen. »Sie stirbt wirklich, nicht wahr?«
»Vielleicht überlebt das Baby«, versuchte ich ihn zu trösten und tätschelte seine Schulter. Er weinte, wie ich ihn nach dem Tod seiner Frau in Elles Armen hatte weinen sehen.
Ich weinte nicht mit ihm. Ich konnte mich vor meinen Kollegen nicht so gehenlassen. Hanks bange Frage ging mir durch den Sinn, und wieder löste sich eine Schicht meiner Verleugnungshaltung auf.
Nein, Hank, dachte ich. Sie ist schon tot. Wir haben sie längst verloren.
Phil kam zur Morgenvisite und drückte mir eine Kühltasche in die Hand. Melanie hatte Apfelstücke und ein Sandwich mit abgeschnittener Brotkruste eingepackt. Phil hob die Augenbrauen. »Man erkennt sofort, dass wir Vorschulkinder im Haus haben. Hier«, fuhr er fort und reichte mir eine Zeitung, die er unter den Arm geklemmt hatte.
Die Titelzeile des Portland Press Herald lautete:
SCHWANGERE ASTRONAUTIN HIRNTOT
Familie streitet sich vor Gericht
Phil lehnte an der Wand, während ich den Artikel überflog. Die Reporterin hatte die Ereignisse im Gerichtssaal nicht beschönigt, und dafür war ich ihr dankbar. Aber dass Elles Geschichte dort schwarz auf weiß zu lesen stand und für öffentliche Diskussionen sorgen würde, gefiel mir ganz und gar nicht.
»Mist!«, fluchte
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