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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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dann ihr Haar! Bei geplanten Hirnoperationen wird nur wenig Haar entfernt, aber bei Ellewar keine Zeit für kosmetische Rücksichten gewesen. Man hatte ihren kompletten Schädel rasiert. Jetzt, zwei Tage später, sprossen die ersten blonden Stoppeln.
    Eine Zeit lang hatte sie ihr Haar aufgehellt, aber nach unserer Hochzeit ließ sie es in seinem natürlichen, warmen Blondton nachwachsen, weil sie im Fall einer Schwangerschaft nichts benutzen wollte, das möglicherweise schädlich war. »Keine Farbe – weder im Essen noch im Haar«, hatte sie gesagt. Sie wollte Kinder, gesunde Kinder, und bemühte sich, alles richtig zu machen.
    Aber mit den gesunden Lebensmitteln war es jetzt vorbei. Stattdessen pumpte man ihr Steroide und starke Diuretika zum Abschwellen ihres Gehirns in die Adern, und ihr gesamter Körper war Röntgenstrahlen ausgesetzt gewesen.
    Ich tunkte den Waschlappen in das lauwarme Wasser, wrang ihn aus und schälte meine Frau aus dem Krankenhaushemd. Elle war sehr sportlich gewesen. Sie lief Marathonrennen und hatte einen ausgesprochen durchtrainierten Körper. Ich seifte den Waschlappen ein und fuhr damit über ihre kraftlose Gestalt, die schon jetzt ihre Spannkraft verlor.
    Phil schlängelte sich durch den Vorhang. Instinktiv warf ich ein Handtuch über Elles Blöße.
    »Entschuldige.« Phil blinzelte und wirkte in seinen OP -Klamotten ziemlich unbehaglich.
    Ich nickte ihm zu. »Wie war die OP ?«
    »Keine besonderen Vorkommnisse. Ich habe übrigens mit d’Amato gesprochen. Er sagt, dass er in der Praxis deine Vertretung übernehmen kann, solange du nicht abkömmlich bist. Er lässt dich grüßen.«
    »Sag ihm vielen Dank und dass ich mich später für seine Hilfe revanchiere.«
    »Das weiß er doch.« Phils Augen schweiften ab, und erkratzte sich die Wange. »Wie war der Gerichtstermin?«, fragte er schließlich.
    »Ganz gut.« Ich ließ den Waschlappen in die Schüssel fallen, stand auf und steckte meine nassen Hände in die Tasche. »Der Richter hat ein Datum für die Anhörung festgesetzt. Mein Anwalt will einen Arzt von der Intensivstation und Blythe als Zeugen berufen. Dich vielleicht auch.«
    Er runzelte die Stirn. »Bist du sicher, dass du das durchziehen willst, Matt?«
    Ich war alles andere als sicher, traute mich aber nicht, meine Zweifel auszusprechen. Auch nicht meinem Partner gegenüber. Wer weiß, vielleicht gab er es ja zu Protokoll, wenn er angehört wurde. »Ja«, antwortete ich, »ich will das durchziehen.« Ich wandte mich zum Fenster. »Würdest du Melanie gehen lassen, wenn du an meiner Stelle wärest?«
    Er dachte einen Augenblick nach. »Ich glaube schon. Es hat etwas mit Ethik zu tun. Wie sagt John C. Maxwell in ›Die Entscheidungsformel‹? Füge niemandem Schaden zu. Elle wollte nicht am Leben erhalten werden. Du wirst sie so oder so verlieren.«
    »Ich habe sie bereits verloren.« Ich starrte krampfhaft aus dem Fenster. »Mir ist klar, dass ziemlich alles dagegen spricht, aber ich weiß auch, dass Elle jedes Mittel recht gewesen wäre, dieses Baby zu retten. Was wirst du sagen, wenn du angehört wirst?«
    »Ganz einfach die Wahrheit. Medizinisch gesehen ist sie so weit stabil. Wenn sie überlebt, wird sie in einem vegetativen Zustand bleiben. Vielleicht jahrelang. Bist du auch darauf vorbereitet? Dass sie auf unbestimmte Zeit so bleiben könnte?«
    In meinem Kopf hämmerte es, als hätte ich Fieber. »Nach der Entbindung lasse ich sie gehen.«
    »Weißt du noch, wie lange vor Gericht verhandelt wurde,ehe man Terri Schiavo sterben ließ?«, fragte Phil. »Als der Fall in den Medien breitgetreten wurde, hat Elle sich ziemlich aufgeregt. Sie hielt ganz und gar nichts von künstlicher Lebensverlängerung.«
    »Unser Fall ist doch ganz anders gelagert, Phil. Bei Schiavo waren es die Eltern, die den Tatsachen nicht ins Auge sehen wollten. Sie dachten, ihre Tochter reagiere auf sie. Ich sehe da klarer.«
    »Elles Vater aber zum Beispiel nicht. Du hast mir erzählt, dass er dagegen ist, die Geräte abzuschalten.«
    Ich dachte an meinen Schwiegervater. »Mit Hank werde ich im Notfall sicher fertig – wenn er überhaupt je wieder auftaucht.« Zu allem Überfluss sorgte ich mich zunehmend um Elles Vater und fragte mich, ob er sich zu Tode gesoffen oder irgendwo abgesetzt hatte.
    »Wie auch immer«, meinte Phil, »irgendwann musst du dich von ihr verabschieden. Aber bis dahin hast du sie nicht mehr so in Erinnerung, wie sie einmal war, sondern als das, was aus ihr geworden

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