Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
Trauer hatten endlich einen lohnenden Blitzableiter in Aussicht. Schon seit Jahren wollte ich Adam einmal so richtig vermöbeln.
Ich packte ihn am Arm und wirbelte ihn herum. Nach der ersten Überraschung blickte er verächtlich auf mich herab. »Elle wollte nie so sterben«, sagte er. »Warum tust du ihr das an?«
»Was zum Teufel hast du hier zu suchen? Auf der Intensivstation sind nur Familienmitglieder erlaubt.«
»Nun, ich habe gesagt, ich gehöre zur Familie. Immerhin wares ja eine ganze Weile so.« Sein Blick glitt von mir zu der Frau, die nur noch ein Schatten ihrer selbst war.
Ich schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht. Du hast nie zur Familie gehört.«
»Oh doch. Zwar nicht gesetzlich, aber der Bundesstaat Texas erkennt eheähnliche Verbindungen an.«
»Herrgott nochmal!«, entfuhr es mir.
»Eheähnliche Verbindung ist vielleicht ein komischer Ausdruck«, fuhr er in seinem schleppenden West-Virginia-Akzent fort, »aber Elle und ich waren lange zusammen. Doppelt so lang wie die Dauer eurer Ehe. Und ich weiß, was sie unter diesen unglücklichen Umständen gewollt hätte.«
Ich ballte die Fäuste. Zwar neige ich normalerweise nicht zu Gewalt, aber in diesem Fall hätte ich nur allzu gern eine Ausnahme gemacht, auch wenn der Kerl mich um einen ganzen Kopf überragte. »Raus hier«, fauchte ich.
Ein höhnisches Lächeln glitt über sein Gesicht, verschwand aber sofort wieder. »Als Elle und ich zusammen waren, gab sie mir eine Vollmacht für alle medizinisch wichtigen Situationen.«
Obwohl er mich körperlich nicht berührt hatte, empfand ich seine Worte wie einen heftigen Schlag.
»Ich hätte mich nicht eingemischt, wenn du sie in Frieden hättest sterben lassen«, fuhr er fort. »Aber das willst du ja nicht. In der Zeitung habe ich gelesen, dass du noch nicht einmal über die alte Patientenverfügung Bescheid wusstest, die bei deiner Mutter lag. Ich sehe es daher als meine Pflicht an, vor Gericht auszusagen. Nachdem ich mit dem Anwalt deiner Mutter gesprochen habe, hat er dem Richter eine Aktennotiz zukommen lassen. Das Gericht wird die Klinik wohl anweisen, die lebenserhaltenden Maßnahmen abzubrechen.«
Der Boden unter mir schien zu schwanken. Ich hielt mich an Elles Bett fest.
»Hör zu, Matt.« Er sprach meinen Namen mit hörbarer Verachtung aus. »Nach allem, was der Anwalt deiner Mutter sagte, dürfte meine Patientenverfügung alle noch bestehenden Zweifel darüber aus dem Weg räumen, was Elle gewollt hätte.«
»Als ob du je gewusst hättest, was Elle wollte. Und in fünf Jahren kann viel passieren.« Auch in zehn Tagen. Auch in der einen Sekunde, als ihr Kopf auf den Stein aufschlug.
»Das weiß ich«, gab Adam zurück. »Aber ich habe mich um sie gekümmert, als niemand anders für sie da war. Mir hat sie vertraut, dir nie. Und offensichtlich gibt es dafür gute Gründe. Klar, sie hat dich geheiratet. Mir ist zwar unverständlich, warum sie die NASA verlassen und ihre fantastische Karriere beendet hat, um den Jungen von nebenan zu heiraten, aber sie hat es getan. Das hier jedoch hat sie nicht gewollt. Vor so etwas hatte sie so viel Angst, dass sie nachts davon aufwachte. Dass du mit ihr verheiratet bist, gibt dir noch lange nicht das Recht, zu tun, was dir gefällt. Ich halte es für Missbrauch, und dem werde ich ein Ende setzen. Ich bin im Besitz der nötigen Vollmachten, und spätestens heute Nachmittag werden diese Maschinen abgeschaltet.« Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Wange.
Meine Hand schoss fast unwillkürlich vor. Am liebsten hätte ich ihn gegen die Wand geschleudert. Doch ich sagte nur: »Ich will dieses Dokument sehen.«
»Es ist beim Anwalt deiner Mutter.«
Ich war kurz davor, die Kontrolle zu verlieren, doch das hätte mir vermutlich nur noch mehr geschadet. »Du verschwindest jetzt, und zwar sofort«, knirschte ich. »Sonst rufe ich den Sicherheitsdienst.«
»Nicht nötig«, feixte er, hob die Hand zu einem lässigen Gruß und ging seiner Wege.
Ich zerrte mein Handy aus der Tasche und wählte hastigJakes Nummer, erreichte jedoch nur die Mailbox. »Jake, es gibt Ärger. Ruf mich bitte sofort zurück.«
Fünf Minuten später rief er mich an. »Wegen dieser eheähnlichen Gemeinschaft brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Das wahre Problem ist die neue Patientenverfügung. In weniger als einer Stunde müssen wir zur regulären Anhörung vor Gericht erscheinen. Statt wertvolle Zeit damit zu verschwenden, dir Händchen zu halten, lass mich
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