Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Adam Cunningham, mit dem Elle einige Zeit zusammengelebt hat, behauptet, er hätte einen Beweis dafür, dass sie lebenserhaltende Maßnahmen ablehnte.«
    Jake klopfte sich nachdenklich gegen das Kinn. »Deine Mutter hat sich einen Anwalt genommen, und dieser Adam Cunningham ist auf seiner Zeugenliste. Was weißt du über den Mann? Gab es auch später noch Kontakte zwischen ihm und Elle?«
    »Höchstens die übliche Weihnachtskarte, mehr nicht. Er hat in Princeton promoviert und arbeitet als Ingenieur im Weltraumprogramm der NASA . Soviel ich weiß, kümmerte er sich um Sicherheitssysteme wie zum Beispiel den Hitzeschild des Spaceshuttles.«
    Jake nahm seinen Füllfederhalter und zeigte damit in meine Richtung. »Warte, ich glaube, ich habe ihn einmal getroffen. In Princeton. Du hast mich da zu einer Party geschleppt. Elle stand mit einem ziemlich großen Typen zusammen. War er das?«
    »Gut möglich. Er hat Basketballspieler-Maße.« Ich informierte Jake über die Dauer ihrer Beziehung und dass sie sich, wie viele Paare, nach einiger Zeit trennten. Elle erzählte mir später, dass sie nie ganz über mich hinweggekommen war und sich aus diesem Grund nie wirklich auf ihn hatte einlassen können.
    »Eine meiner Assistentinnen recherchiert über ihn. Glaubst du, sie findet irgendetwas, das seinen Ruf untergraben könnte?«
    »Abgesehen davon, dass er ein Kontrollfreak ist? Ich glaube nicht.«
    »Was ist das für ein Beweis?«, fragte Jake.
    »Keine Ahnung. Er hat mit Hank gesprochen, nicht mit mir. Aber auch Hank hat er nichts Konkretes gesagt. Wie bereits erwähnt – Adam ist ein Kontrollfreak. Er spielt gern seine Trümpfe so aus, dass er eine große, weiße Fahne schwenkt und dahinter sein Messer versteckt.«

22

Neunzehn Jahre vor dem Unfall
    E lle und ich blieben nicht zusammen. Unsere Beziehung bröckelte, und schließlich trennten wir uns. Dass es so weit kam, war größtenteils meine Schuld. Im Herbst immatrikulierte ich mich an der Columbia University . Elle blieb zu Hause. Nachdem das Jugendamt eingeschritten war, hatte Hank zwar offiziell mit dem Trinken aufgehört, verschwand aber trotzdem von Zeit zu Zeit zu irgendwelchen Gelagen. Elle hielt Chris für zu jung, um für sich selbst zu sorgen, und verzichtete auf ihren Traum von einem Studium am MIT . Sie schrieb sich im Bowdoin College ein, das zwar keine schlechte Uni war, aber eben nicht das MIT .
    Nach den ersten sechs Wochen in New York besuchte ich eine Party, betrank mich fast bis zur Besinnungslosigkeit und landete mit einem ebenfalls sternhagelvollen Mädchen im Bett. Als ich zu Thanksgiving nach Hause kam, beichtete ich den Vorfall. Elle war so verletzt, dass sie meine Existenz von diesem Zeitpunkt an schlichtweg ignorierte. Sie ließ sich am Telefon verleugnen, beantwortete keinen einzigen Brief und kümmerte sich nicht um meine flehentlichen Bitten an ihrer Tür. Fünf Jahre ging das so.
    Zwei Jahre nach unserer Trennung ging sie ihren eigenen Weg. Sie schrieb sich als Doktorandin in Princeton ein, wo Adam Cunningham sich auf sie stürzte wie ein Falke auf eine Taube. Zumindest hatte ich diesen Eindruck. Nicht, weil Elle es mir erzählt hätte – sie redete noch immer nicht mit mir –,sondern ich schloss es aus den wenigen Fakten, die ich durch meine Mutter erfuhr. Kaum war Elle in Princeton angekommen, lernte sie Adam kennen, der ab sofort ständig um sie herumscharwenzelte. Während der ersten zwei Jahre sprach Elle höchstens von Freundschaft. Natürlich mache er ihr Avancen, aber sie sei schließlich erst achtzehn. Er war neunundzwanzig.

23

Tag 10
    I ch verstand nie, wie Elle es ganze acht Jahre mit Adam aushalten konnte, aber zehn Monate vor ihrer Shuttle-Mission trennten sie sich. Eigentlich hätte dies das Ende seines Einflusses auf ihr Leben sein müssen, aber ich fürchtete mich vor der Anhörung und vor dem, was Adam als angeblichen Beweis aus dem Hut zaubern würde.
    Ich stand im Schwesternzimmer, zog mein Jackett an und redete mit Clint über Elles Blutverdünner, als ich Adam mit dem Rücken zu mir in ihrem Zimmer stehen sah. Er hielt – charakteristisch für ihn – die Hände hinter dem Kopf verschränkt.
    Unglaublich! Würden die Security-Kräfte des Krankenhauses als Nächstes vielleicht auch noch die Presse einlassen? Ich konnte mir schon die Fotos vorstellen: Elle mit kahlrasiertem Kopf und unfähig, ihren eigenen Speichel zu schlucken.
    Wütend rannte ich in ihr Zimmer. Zehn Tage unterdrückter Groll und überspielte