Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
herum.
»Haben Sie ihr abgeraten?«
Moms Augen wurden schmal. Sie fuhr ihre Stacheln aus wie ein verteidigungsbereiter Igel. »Wir haben uns alle Sorgen um ihre Gesundheit gemacht.«
»Haben Sie ihr abgeraten?«
»Ich riet ihr zu einer Adoption. Auch mein Sohn Matt schlug eine Adoption vor.«
»Wie war Elles Reaktion?«
»Sie wusste, dass ich recht hatte, aber sie konnte es nicht zugeben.«
Jake schüttelte den Kopf. »Wenn sie es nicht zugeben konnte, so bedeutet das doch, dass sie Ihnen nicht zustimmte, richtig?«
Mom senkte den Kopf. »Ja, das ist richtig. Sie wünschte sich um jeden Preis ein Baby. Das wollten Sie doch hören, oder?«
Nach einer bewusst dramatisch inszenierten Pause fuhr Jake fort. »Mrs. Beaulieu, Sie haben zu Protokoll gegeben, dass Sie mit Elle den Fall Terri Schiavo diskutiert haben.«
»Ja.«
»Um das Thema klarzustellen: Bei Terri Schiavo handelt es sich um eine Frau aus Florida, die nach einem Herzstillstand ins Koma fiel. Ist das korrekt?«
»Ja.«
»Nach mehreren Jahren beantragte ihr Ehemann Michael Schiavo vor Gericht die Genehmigung, die künstliche Ernährung seiner Frau einzustellen. Ihre Eltern widersetzten sich. Sprechen wir über diesen Fall?«
»Ja.«
»Sie erklärten, mit Elle im Januar 2005 darüber diskutiert zu haben.«
»Ja.«
»Sie erklärten ebenfalls, dass Elle der Ansicht war, das Gericht müsse dem Antrag des Ehemannes stattgeben. Wie lange nach Beginn des Apallischen Syndroms von Terri Schiavo fand dieses Gespräch statt?«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, wenn Terri Schiavo seit 1990 im Koma lag und das Gericht im Jahr 2005 eine Entscheidung traf – wie viel Zeit war vergangen?«
»Fünfzehn Jahre.«
»Und wie lange liegt Elles Unfall zurück?«
Mom betrachtete ihre Hände. »Zehn Tage. Anscheinend wollen Sie mich nicht verstehen! Elle hatte eine Heidenangst davor, künstlich am Leben erhalten zu werden. Und unter solchen Umständen sind zehn Tage eine lange Zeit.« Moms Stimme versagte.
Jake schenkte ein Glas Wasser ein und bot es meiner Mutter an. »Können wir weitermachen?«, erkundigte er sich freundlich.
Sie nickte.
»Terri Schiavo lag fünfzehn Jahre im Wachkoma. Elle wird erst seit zehn Tagen künstlich beatmet und ernährt. Und dann gibt es auch noch einen anderen Unterschied, nicht wahr? Mrs. Schiavo war nicht schwanger, oder?«
Mom schien den Atem anzuhalten.
»Ich weiß, dass es schwierig für Sie ist, Mrs. Beaulieu, aber …«
»Nein, Terri Schiavo war nicht schwanger.«
»Haben Sie je mit Elle darüber gesprochen, ob sie auch für die Abschaltung der lebenserhaltenden Maßnahmen gewesen wäre, wenn Terri Schiavo ein Baby erwartet hätte?«
»Nein, es lag kein Grund vor, so etwas zu diskutieren.«
»Hat Elle jemals geäußert, wie sie unter den jetzt eingetretenen Umständen – also hirntot und schwanger – hätte behandelt werden wollen?«
»So ausdrücklich? Nein. Aber …« Wieder starrte Mom ihre Hände an. »Ich weiß, dass sie nicht künstlich am Leben erhalten werden wollte.«
»Aber dieses Szenario haben Sie nie besprochen, richtig?«
»Nein, so spezifisch nicht.«
»Noch eine letzte Frage. In Ihren Ausführungen haben Sie erklärt, dass Elle nicht wollte, dass ihr Vater gesundheitliche Entscheidungen für sie träfe. Trifft das zu?«
»Das ist richtig.«
»Der Grund dafür ist, dass er darauf bestand, ihre Mutter weiter künstlich zu ernähren, als sie schon lange nicht mehr selbstständig Nahrung zu sich nehmen konnte. Ist das korrekt?«
»Ja. Alice wäre innerhalb weniger Tage gestorben, wenn man der Natur ihren Lauf gelassen hätte.«
»Damals war Elles Vater ihr nächster Angehöriger. Nach der Eheschließung wurde ihr Ehemann Matt zu ihrem nächsten Angehörigen, nicht wahr?«
Verwirrt blickte meine Mutter den Anwalt an. »Das nehme ich doch an.«
»Kam sie zu Ihnen und bat Sie, in ihrem Namen zu handeln, weil sie befürchtete, dass Matt ihren Wünschen nicht entsprechen könnte?«
Mom zögerte. »Vermutlich war sie der Ansicht, dass Matt lebenserhaltenden Maßnahmen nicht zustimmen würde.«
»Hat Elle Sie nach ihrer Eheschließung gebeten, in ihrem Namen tätig zu werden?«, wiederholte Jake.
»Nein.«
»Vielen Dank. Keine weiteren Fragen.« Jake kehrte zu seinem Platz neben mir zurück.
»Ihre Zeugin, Mr. Klein.«
»Nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Ich möchte Adam Cunningham in den Zeugenstand rufen.«
Richter Wheeler warf einen Blick auf seine Uhr. »Gut. Wir hören uns seine Aussage
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