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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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anderen Studenten nie ebenbürtig. Ganz besonders galt das für Adam. Zumindest für eine gewisse Zeit.«
    Ich beugte mich vor. »Schon als Kind hatte sie Probleme mit ihren Altersgenossen, aber …«
    »Ganz genau. Aber – sie wurde langsam erwachsen. Sie ging nach Princeton und lernte einen deutlich älteren Mann kennen. Gerade das Alter schätzte sie an ihm. Ihm schien es nichtsauszumachen, dass sie in einigen Alltagsdingen manchmal etwas naiv war. Er wurde ihr Mentor, und sie ließ ihm die Oberhand.«
    »Warum erzählst du mir das?«
    »Weil sie irgendwann über ihn hinauswuchs. Sie reifte, wurde selbstsicherer, wusste, was sie wollte, und kämpfte für ihre eigenen Ziele. Sie ist zu einer eigenständigen Persönlichkeit geworden.«
    »Okay«, sagte ich, »aber wieso …«
    »… hast du recht und Adam nicht?«
    Ich nickte.
    »Weil er ihre Ansichten niemals gelten ließ. Auch nicht, als sie längst wirklich erwachsen geworden war. Und irgendwann hatte sie genug. Dagegen hat sie mir einmal erzählt, dass du sie immer respektiert hast. Schon, als ihr noch Kinder wart. Mir ist das auch aufgefallen. Ihr wart durchaus nicht immer einer Meinung, aber du hast ihr grundsätzlich zugehört. Glaubst du, dass sie dieses Baby hätte retten wollen?«
    »Ja«, sagte ich.
    »Siehst du, und genau deswegen glaube ich, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast. Für dich ist es eine Frage des Respekts. Und du weißt ja, dass ich sie auch ganz gut kannte. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass sie niemals aufgegeben hätte – nicht einmal unter diesen Umständen.«

33

Tag 12
    G ehet hin in Frieden«, beendete Father Meehan die Messe. »Dank sei Gott dem Herrn«, antworteten wir im Chor.
    Einmal eingeprägte Erinnerungen sind erstaunlich langlebig. Ich konnte während der gesamten Messe mithalten, ohne auch nur einmal zu überlegen. Alle Gebete aus meiner Kindheit waren noch präsent. Ich konnte während der Predigt und der Eucharistiefeier mit den Gedanken abschweifen und mich trotzdem kein einziges Mal vertun.
    Der liebe Gott. Okay, wenn es denn von Gott abhing, würde ich mich eben Gott unterwerfen.
    Nach der Messe jedoch fühlte ich mich ausgelaugt. Ich fragte mich, ob der Pfarrer, der am Ausgang die Hände der Gläubigen schüttelte, zur Kenntnis genommen hatte, dass ich meinen Teil der Abmachung erfüllt hatte – zumindest für diesen Sonntag.
    Ich stand auf und ging zum Altar, um eine Kerze anzuzünden. In meiner Situation gehörte sich das wohl so. Zwölf Tage. Es hatte nur zwölf Tage gebraucht, um mich zum Heuchler zu machen. Als ich nach einem Anzünder suchte, stellte ich fest, dass sämtliche Kerzen bereits brannten und obendrein elektrisch waren. Eine Mogelpackung. Sollte ich etwa eine dieser Kerzen ausschalten und dann wieder anknipsen? So etwas Blödes!
    »Inzwischen habe ich nicht einmal mehr Ministranten«, sagte Father Meehan, der durch den Mittelgang auf mich zukam. »Schön, Sie hier zu sehen.« Er begann, die echten Kerzen auf dem Altar auszublasen. »Wie geht es Elle?«
    »Wie immer.« Ich zeigte auf die elektrischen Kerzen. »Was soll ich denn davon halten?«
    »Es ist ein bisschen so wie ein Gaskamin, finden Sie nicht?«
    »Ja, oder ein elektrischer. Eine Illusion. Sentimentaler Quatsch.« Hatte ich das eben wirklich laut ausgesprochen? Mist. Ich war offenbar wirklich sehr müde. Den größten Teil der vergangenen Nacht hatte ich über Adams Argumenten gebrütet.
    »Ihnen ist sicher klar, dass man keine Kerze anzünden muss, um zu beten«, sagte Father Meehan. »Sie hat nur Symbolcharakter.«
    »Dachte ich mir«, nickte ich.
    »Und was das angeht, was Sie als sentimentalen Quatsch bezeichnen: So etwas nennt man Glauben.«
    »Verzeihung«, entschuldigte ich mich, »aber ich gebe mir wirklich Mühe.«
    Er brachte den Weinkelch in die Sakristei. »Kommen Sie mit.«
    Ich folgte ihm. Wie ein Schaf. Die Analogie war frappierend. Das Schaf und der gute Hirte.
    »Ich könnte Ihnen jetzt mit Klischees kommen«, sagte er, als könnte er Gedanken lesen. »Bitten Sie Gott um Hilfe, und er wird Ihnen helfen. Ich könnte Ihnen sagen, dass wahrer Glaube ein Geschenk ist. Ich könnte Ihnen die entsprechenden Bibelstellen zeigen. Aber das mache ich nicht. Ich bitte Sie lediglich, sich zu öffnen. Reden Sie mit Gott. Versuchen Sie es zumindest.«
    »Klar«, sagte ich.
    »Wie geht es dem Baby?«
    »Wir müssen noch dreißig Wochen durchhalten. In sechzehn haben wir wenigstens eine Chance.«
    »Das

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