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Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)

Titel: Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Priscille Sibley
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entspricht so ganz Ihrer Art, nicht wahr? Sie sind einMann der Zahlen. In Ihrem Leben brauchen Sie messbare Konstanten. Haben Sie an etwas geglaubt, das nicht messbar war?«
    »An Elle. An sie habe ich geglaubt.«
    Er atmete hörbar aus. »Nun, das ist immerhin ein Anfang. Sie glauben an die Liebe. Gott ist die reinste Liebe.«

34

Tag 14 bis 21
    W enn Elle als Kind Astronaut spielte, zählte sie nie rückwärts, sondern immer vorwärts. »Andersherum käme es mir vor, als würde ich in der Vergangenheit steckenbleiben, und die Zeit würde mir davonrennen. Dabei ist jeder Moment der Beginn von etwas ganz Neuem«, erklärte sie dann.
    Nur allzu gern hätte ich mich diesem Optimismus angeschlossen, aber der deutliche Verfall von Elles Körper strafte jegliche Zuversicht Lügen. Sicher, das Baby war jetzt sechzehn Tage älter und damit in seiner zehnten Lebenswoche. Auch wies alles darauf hin, dass der oder die Kleine wuchs und gedieh. Aber unter welchen Bedingungen? Elle war alles andere als die strahlende, glückliche, werdende Mutter. Sie zählte rückwärts.
    Allmählich sickerte die Wirklichkeit in meine emotionalen Abgründe. Ich musste mich beschäftigen. Phil beruhigte mich wegen unserer Praxis. Das Team von d’Amato deckte meine Fehlzeiten noch ab, aber ich wurde fast jede Nacht angerufen, und auch die Notaufnahme meldete sich regelmäßig ein oder zwei Mal. Wenn es um die Intensivstation ging, war es einfacher. Ich brauchte nur Elles Zimmer zu verlassen, um die Patienten zu versorgen.
    Ich hatte einen dieser Sessel erstanden, die man mit wenigen Handgriffen zu einer Art Liege umfunktionieren konnte. Dort schlief ich dann und wann ein paar Stunden.
    »Warum gehen Sie heute Abend nicht einmal nach Hause?«,erkundigte sich die Oberschwester der Intensivstation. »Sollte es ein Problem geben, rufen wir Sie selbstverständlich sofort an.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Trauen Sie uns etwa nicht zu, sie richtig zu versorgen?«
    »Nein, darum geht es nicht.«
    »Sondern?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich, aber ich wusste es natürlich ganz genau. Es lag an meiner Furcht, jemand könnte Elles Geräte abschalten, während ich nicht da war. Paranoia pur! Natürlich würde das nicht passieren. »Im Augenblick nehme ich nur Notfallpatienten an, aber ich muss auch Phil ein wenig unter die Arme greifen«, sagte ich und schämte mich der Notlüge.
    »Sie drehen am Rad, und die Nachtschicht sagt, dass Sie nachts überhaupt nicht schlafen«, zankte die Schwester mich aus. »Vierzehn der sechzehn letzten Nächte haben Sie hier verbracht. Sie müssen jetzt endlich einmal heim.«
    Aber ich ging nicht heim. Ohne Elle war unser Haus kein Heim. Vielleicht sollte ich es verkaufen. Ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, dort ohne sie zu leben, und außerdem brauchte ich dringend Geld.
    Unsere Krankenversicherung drohte bereits an, nicht mehr für die Kosten aufzukommen. Warum sollte sie Tausende von Dollar für eine Frau hinblättern, deren Hirntod eindeutig feststand? Je nach Pflegeaufwand konnte ein Monat Intensivstation bis zu einer Million Dollar kosten. Phil nahm mir für seine ärztlichen Bemühungen natürlich kein Geld ab, und auch mit dem Krankenhaus konnte ich mich sicher auf einen Freundschaftspreis einigen. Aber ich durfte nicht erwarten, dass Clint und die anderen auf ihr Honorar verzichteten. In acht Monaten würde sich die Rechnung auf … mein Gott, daran durfte ich gar nicht erst denken. Noch schlimmer würde es, wennKomplikationen einträten. Wir hatten zwar etwas Geld auf der hohen Kante, aber nicht annähernd so viel, wie ich brauchen würde. Natürlich hatte auch Hank mir angeboten, uns unter die Arme zu greifen, aber noch nicht einmal ihm traute ich so viele Ersparnisse zu.
    Mein einziges Vermögen war das Haus. Vor etwa zwei Jahren hatte uns ein Bauunternehmer allein für das Grundstück drei Millionen Dollar geboten, doch Elle hatte es abgelehnt, auch nur darüber nachzudenken. Sie wäre sicher alles andere als einverstanden, wenn jemand das alte Haus abrisse und an seine Stelle lächerlich luxuriöse Reihenhäuser von der Stange bauen würde.
    Aber diese Annahme war natürlich rein akademisch. Alles war nur noch akademisch. Elle nahm nichts mehr wahr.
    In den drei folgenden Nächten verbrachte ich mehr Zeit in den Zimmern anderer Patienten als bei Elle. Drei Kinder mit schweren Kopfverletzungen wurden eingeliefert, und bei einem Aidspatienten, der einen Abszess in der Nasennebenhöhle hatte, bat

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