Ich versprach dir die Liebe: Roman (German Edition)
raus. Aber wir sollten uns vor der Anhörung zum Frühstück treffen.«
Kaum war er weg, als ich schon auf den Speicher stürmte. Wo befanden sich die anderen Verstecke? Vielleicht nicht unbedingt auf dem Speicher, aber es erschien mir logisch, hier anzufangen.
Ich begann, Dielenbretter herauszustemmen, und verschob unsere Koffer und das Puppenhaus. Nichts, bis auf die bereits gefundenen Verstecke in Speicher und Speisekammer. Einer Eingebung folgend, packte ich Alices Tagebücher in eine Tüte.
Wo würde ein Schmuggler sonst noch sein verbotenes Gut aufbewahren? Unter der Treppe? Eher nicht. Als bereits der Morgen heraufdämmerte und nachdem ich den Speicher, das Erdgeschoss und die Scheune auseinandergenommen hatte, wurde mir plötzlich klar, dass Elle die Briefe vielleicht deshalb so gut versteckt hatte, weil sie nicht wollte, dass sie gefunden wurden. Geschlagen wankte ich ins Haus zurück.
Auf dem oberen Treppenabsatz blieb ich vor Dylans Zimmer stehen – jenem Zimmer, das er nie bewohnen durfte. Auch Elle und ich hatten den Raum seither nicht mehr betreten. Die Tür blieb geschlossen. Zumindest ich hielt es so. Jetzt schaltete ich das Licht ein. Immer noch stand das Gitterbettchen an der Innenwand. Mir war, als hörte ich Elle sagen: »Das alte Haus ist ganz schön zugig. Wir sollten das Bett nicht in die Nähe des Fensters stellen.«
Das erste Morgenlicht sickerte durch die Dachluke. Wieder eine schlaflose Nacht. Und wieder war alles vergebens. DasLäuten des Telefons riss mich aus meinen Gedanken. Sofort begann mein Herz zu rasen. Niemand rief so früh am Morgen an – es sei denn, es gab Probleme. Die Nummer auf dem Display war die des Krankenhauses. »Dr. Beaulieu? Hier ist Evie, die Pflegerin Ihrer Frau. Sie baten mich, anzurufen, wenn sich etwas verändert.«
»Und?«
»Wir mussten die Sauerstoffzufuhr erhöhen. Ihre Blutgaswerte haben sich über Nacht drastisch verschlechtert. Im Moment wird sie geröntgt.«
»Du lieber Himmel«, entfuhr es mir. Jetzt bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun. »Schirmt mir um Gottes willen das Baby gut ab.«
37
Tag 22
I ch konnte mich kaum noch aufrecht halten. Als ich an Elles Bett stand, schwankte ich. Clint Everest, der behandelnde Arzt, fasste mich scharf ins Auge. »In den beiden letzten Tagen habe ich höchstens ein oder zwei Stunden geschlafen«, entschuldigte ich mich. »Ich will das Röntgenbild sehen.«
»Du warst doch diese Nacht zu Hause«, unterbrach Hank. »Wieso hast du nicht geschlafen?«
»Darüber können wir später reden. Du hättest mich anrufen sollen.«
»Sobald mir auffiel, dass etwas nicht stimmte, habe ich die Schwester gebeten, dich anzurufen. Ich ging davon aus, dass du Fragen stellen würdest, die ich kaum beantworten könnte. Sie schon.«
»Okay.« Ich wandte mich an Clint.
Er schob die Aufnahmen in den Leuchtkasten. »Im unteren linken Lungenflügel hat sich Flüssigkeit gesammelt. Siehst du, hier? Eine Lungenentzündung. Wir behandeln mit Antibiotika.«
»Und das Baby?«
Er legte mir Elles Laborergebnisse vor. »Ich habe die Gynäkologin deiner Frau angerufen. Sie kommt gleich und macht eine Ultraschalluntersuchung, muss aber erst noch Drillingen auf die Welt helfen, die partout nicht mehr warten wollten. Du bist wirklich käsebleich, Matt. Warum legst du dich nicht im Bereitschaftsraum ein paar Stündchen aufs Ohr? Wenn irgendetwas ist, wecke ich dich sofort.«
Ich küsste Elle auf die Wange, legte meine Hand auf ihren Bauch und betete stumm. Bitte, Gott. Ich tat es, obwohl ich mich selbst für nicht religiös hielt. Sentimentaler Quatsch. Täuschung. Was auch immer. Gott, ich bitte dich.
»Geh jetzt. Schlaf dich aus. Ich bleibe noch ein bisschen bei ihr«, sagte Hank.
Zwei Stunden später wachte ich davon auf, dass Hank an die Tür klopfte. »Dr. Clarke bat mich, dich zu holen. Sie will jetzt den Ultraschall machen.«
Ich weiß nicht mehr, wie ich zur Intensivstation kam, aber mein Bauchgefühl auf dem Weg zu Elle sagte mir, dass das Herz des Babys nicht mehr schlug. Elle und ich hatten diese Situation schon einmal durchstehen müssen, und ich hatte Angst, dass es heute das letzte Mal wäre.
Durch die Glasscheibe sah ich Blythes weißes, mit einem rosa Band zusammengebundenes Haar. Sie machte sich am Ultraschallgerät zu schaffen. Ihr tröstliches Lächeln bereitete mich auf das Schlimmste vor. Aber es kam nicht. Stattdessen winkte sie mich zum Monitor herüber.
Keisha stand neben ihr und presste die Hand auf
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