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Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu

Titel: Ich waer so gern ganz anders, aber ich komme einfach nicht dazu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Weiner
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aber auch, was das angeht, hatte Lena gleich eine Idee: »Sie will mit mir in der Sonne sitzen, im Park, am Springbrunnen.« Nichts einfacher als das. Und danach, mit dieser Energie, konnte Lena ganz anders die Jobbörsen studieren. Sehr bald bekam sie eine sehr interessante Aufgabe und lernte dabei einen interessanten Mann kennen. Wozu die Lehrerinnen, Monster und kleinen Kinder in uns doch gut sind!
    Die Arbeit mit den inneren Stimmen lässt uns Ressourcen finden. Doch dafür braucht es eine Voraussetzung: wohlwollende Neugier und einen wertschätzenden Blick. Das Wertvolle, das Ihre Stimmen bergen, können Sie nur hören, wenn Sie bereit sind, das Kraftspendende auch hören zu wollen, und mit denen, die Sie hemmen wollen, zu verhandeln. Denn Stimmen wie der innere Kritiker werden nur noch lauter, wenn man sie ignoriert. Sind Sie jedoch bereit, ihm zuzuhören, dann steigt er mit ins Boot und kann Sie bei der Umsetzung einer Idee mit voller Ruderleistung unterstützen.
    Stellen Sie diese Fragen an Ihren Wunsch und an andere Stimmen, die sich melden:
    »Wofür ist das gut?«
    »Was erhoffst du dir davon?«
    »Was ist deine Sehnsucht, die dahintersteckt?«
    Manchmal kommen Wünsche zutage, die Sie schon erfüllen können, lange bevor Sie das ganz große Ziel, das Sie anstreben, erreicht haben. Eine junge Mentee aus einem anderen Mentoringprogramm gab als Wunsch an, sie wolle unbedingt Vorstandsvorsitzende werden. Ein große Idee, nur, die junge Mentee war von diesem Ziel noch meilenweit entfernt. Gemeinsam sprachen wir mit dem Wunsch, und es stellte sich heraus, dass Mora, die aus Litauen stammte, sich durch ihr Land berufen fühlte. Das, was sie anstrebte, war also nicht der Job selbst, sondern der Wunsch, ihr Land sichtbar zu machen. »Wenn es darum geht«, überlegte ich mit ihr, »dann kannst du doch schon jetzt anfangen und musst nicht all die Jahre warten, bis du auf dem Vorstandssessel sitzt!« In der Tat entspannte Mora sich sofort, denn um auf ihre Heimat hinzuweisen, konnte sie auch ein Fest initiieren, ein Buch schreiben, einen Verein unterstützen, Künstler nach Deutschland holen. Alles gut machbar und wesentlich schneller umzusetzen als der Einzug ins Vorstandsbüro! Sie war ihrem eigentlichen Ziel schneller näher gekommen als gedacht, weil sie mit ihrem Wunsch »gesprochen« hatte.
    Stimmen werden leiser, wenn man sie hört, mit ihnen verhandelt, oder mit ihnen ein neues Treffen für ein Gespräch verabredet. Ihr inneres Team lässt sich nämlich nicht so einfach den Mund verbieten. Und es verkauft keine überflüssige Ware an der Tür, sondern hat eine wichtige Mitteilung, die es loswerden will. Das gilt auch für große Gefühle und bedrohliche innere Stimmen, wie zum Beispiel Angst. Ich habe in einigen Fachbüchern die Empfehlung gelesen, Ängste einfach wegzuschicken. Nach meiner Erfahrung lässt das aber die Angst – und das gilt auch für kleinere Ängste wie zum Beispiel Lampenfieber – nicht mit sich machen. Gefühle, Wünsche und Sehnsüchte wollen ernst genommen und gehört werden. Schiebt man sie zur Seite oder schickt sie ohne Verhandlung weg, dann melden sie sich wie zappelnde Kinder, die am Hosenbein hängen. »Jetzt, jetzt ich will spielen!«
    Haben Sie mit »Geh weg!« je dauerhaft ein Kind vom Bein bekommen? Eben nicht. Man muss in diesem Fall den Kindern zuhören, mit ihnen sprechen und verhandeln. Ähnlich können Sie auch mit Stimmen und Gefühlen verfahren, die sich zu einer ungünstigen Zeit bei Ihnen melden. Etwa, wenn Sie Ihre Geliebte küssen oder gerade dem Mann Ihres Lebens begegnet sind. Stimmen wie »Ich bin doch nur eine Null!« stören und hemmen die Romantik. »Jetzt nicht, aber nachher, in einer Stunde will ich gerne mit dir darüber nachdenken, warum ich eine Null bin und wie ich eine Zehn werden könnte.«
    Nennen Sie also Ihrem Bedürfnis einen Zeitpunkt. Als ich früher regelmäßig im Fernsehen auftrat, hatte ich zuweilen Lampenfieber. »Ich glaub’ mir wird schlecht!«, dachte ich. »Jetzt nicht, später!«, sagte ich zu der Stimme in mir. »In zehn Minuten ist der Auftritt vorbei, dann darf es dir so mies gehen, wie du willst.« Was denken Sie wohl, wie es mir nach dem Auftritt ging?
    Stimmen und Gefühle machen meist, was Sie ihnen sagen. Sie wollen nur sicher sein, dass Sie sie gesehen beziehungsweise gehört haben und sich später um sie kümmern. Ist das geschehen, beruhigen sie sich zumeist und warten. Lässt sich das Gefühl allerdings nicht ins

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