Ich war der Märchenprinz
daß eine Frau aus dem Satz »ich mag dich« keine Rechte abgeleitet hat. Sie tun es alle.
Und warum?
Weil sich kein Typ die Zeit nimmt, den ganzen Themenkomplex mal ausführlich darzustellen und seine Position festzuschreiben. Weil jeder Typ, der je den Versuch gestartet hat, diese Wahrheit mitzuteilen, die Erfahrung gemacht hat, daß seine Berichterstattung entweder schlimmste Verletzungen zufügt oder schlicht nicht geglaubt wird. Welcher Mensch akzeptiert schließlich schon heute die Niederlage von Morgen. Kein Mensch. Keine Frau.
Und schließlich, weil die Führung eines solchen Gesprächs eine Intimität voraussetzt, die man zu dem Zeitpunkt, an dem dieses Gespräch, soll es einen Sinn haben, geführt werden müßte, noch gar nicht erreicht hat.
Ich sage M. also nicht, daß ich sie mag. Ich habe es ihr nie gesagt. Wenn sie eines Tages mal sagen wird, »aber du hast doch damals...«, dann wird das eine Interpretation irgendeiner Äußerung von mir sein, ein komplizierter Gedankengang, eine Kausalkette — »weil du einmal das gesagt hast, ein anderes Mal jenes, ergibt sich, daß du dieses gemeint haben mußt« — sie wird sich niemals auf eine konkrete Äußerung meinerseits bezüglich meiner emotionalen Einstellung zu ihr berufen können, auf keinen einzigen konkreten Liebesschwur oder sowas. Und Interpretationen haben nun mal leider immer was Obskures...
Ich habe eine Quarkspeise gemacht, jede Menge Früchte, und reichlich Armagnac darüber, eine total geile Schlotze. Es ist reichlich da, ich erwarte eigentlich auch 3 Leute aus der BI, mit denen ich noch was besprechen muß, die hatten die Quarkspeise quasi bestellt, weil ich auf dem Gebiet gewissermaßen als Fachkraft gelte, und die Quarkspeise steht im Kühlschrank. Ich frag’ sie, ob sie ein Schälchen voll haben will — sie will. Ich nehme mir auch zwei, drei Löffel voll. Dann frißt sie die Schüssel leer, schmatzend und schlürfend, und zum Schluß leckt sie sie aus. Sie sieht aus wie Miss Piggy und hält sich grunzend den Bauch. In den Kaffee danach tut sie dann zum Ausgleich Süßstoff.
»Steinbock also bist du?« fragt sie, und ich sage »nein, nicht schon wieder!« Und das bringt irgendwie die Sau vom Pflock, das große Fressen heizt die Hormone an, jedenfalls wird sie total sinnlich. Fällt über mich her, in meiner Küche. Unsere Klamotten fliegen durcheinander, ihre Socken landen hinter dem Gasherd, meine Unterhose hängt über der Mülltüte, Geschirr segelt vom Küchentisch, wir nackt auf den Küchenfliesen, das ist arschkalt, ich verliere total die Orientierung — und sie sagt plötzlich ganz ruhig: »Ich hole mal mein Pessar.« Steht auf, kramt in ihrer Handtasche, fragt »wo ist denn dein Bett?«, ich zeig’s ihr, wir wandern ins Schlafzimmer, stumm, sie montiert an sich rum, ich trau mich nicht, richtig zuzusehen, gucke nur so halb hin, sie ist fertig, ganz ernsthaft, sehr für sich, streng und unnahbar, dann umarmt sie mich wieder, wir kehren zur Geschäftsordnung zurück, die »Beziehung« wird fortgesetzt.
Sie hätte mich bei ihren Vorbereitungsmaßnahmen vielleicht mit einbeziehen können, hätte vielleicht sagen können, »streichle mich ruhig weiter, sei doch nicht so scheu« — aber nein, die zu den größten Opfern bereite liebende Frau geht einsam ihren schmerzensreichen Weg, zutiefst enttäuscht, weil der Geleibte oder Geliebte das rechte Wort zur Erlösung nicht sagt, das sie ihm, ohne den Zauber zu gefährden, ohne weiteres vorsagen könnte, wenn sie wollte. Wenn sie könnte. Aber sie tut’s nicht.
Linke Frau, 24, muß auch noch ein bißchen dazulernen.
Die Vorwürfe betreffend mein neuerliches jämmerliches Fehlverhalten kommen mit absoluter Sicherheit. Arne, du mußt dich aber auch nicht immer so gehen lassen....
Ich weiß, ich weiß. Werde mich einsichtig zeigen. Lernfähig. Werde grinsend auf meine ideologische Schwäche verweisen. Darf nicht vergessen, mir vorher die Haare zu waschen. Werde sie flach schmusen. Einfach handgreiflich werden, mich mit Zärtlichkeit bewaffnen.
Ich habe keine Lust, den Vorreiter für die Umerziehung der Männer abzugeben. Der erste, dem erfolgreich in die Birne geprügelt wird, »du sollst verhüten!«
Entweder, wir bereden das Thema ohne Streß und in aller Ruhe und finden eine Lösung, die das Problem ein für alle Mal aus dem Bett schafft, entweder wir finden eine total selbstverständliche Methode, die weitere Diskussionen erübrigt, oder wir müssen es eben sein lassen.
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