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Ich war ein Glückskind - mein Weg aus Nazideutschland mit dem Kindertransport

Ich war ein Glückskind - mein Weg aus Nazideutschland mit dem Kindertransport

Titel: Ich war ein Glückskind - mein Weg aus Nazideutschland mit dem Kindertransport Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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angekommen, danke! Können hoffentlich bald kommen. Geburtstagsgrüße. Bleib tapfer. Papa geht es nicht gut. Denke immer an Dich, voller Sehnsucht.
    Von mir:
    29. Mai 1941
    Endlich Eure lang erwartete Nachricht. Mache mir Sorgen um Papa. Besser? Lerne fleißig. Alles gut hier. Denke immer an Euch.
    14. August 1941
    Schatz, danke für Brief. Geburtstagsgrüße. Hoffentlich bald wieder zusammen. Pass auf Dich auf, mein tapferes Kind. In Gedanken immer bei Dir. Küsse, Mama
    22. September 1941
    Jüdisches Neujahr. Was wird das nächste Jahr bringen? Eure Euch liebende Tochter Marion
    Am 22. Oktober schrieb mir meine Mutter den folgenden Brief. Mein Vater hatte nicht unterschrieben. Aber ich nahm an, dass ein neues und grausames Nazi-Gesetz, von dem ich nur noch nichts wusste, inzwischen vorschrieb, dass nur noch ein Familienmitglied schreiben durfte.
    Heißgeliebte Tochter,
    wollte längst auf Deinen entzückenden Brief antworten, der mich so sehr gefreut hat. Es ist jetzt schon eine Weile her und man sehnt sich schon nach dem nächsten Lebenszeichen. Geht Dir sicher genauso.
    Sei weiterhin so tapfer. Für Dich werden die Dinge eines Tages wieder anders sein.
    Du kannst froh sein über die Möglichkeit, so viel zu lernen und bei so wunderbaren Menschen zu wohnen, die versuchen, Dir das Leben so angenehm wie möglich zu machen.
    Auch wenn unsere Trennung so schmerzlich ist, wirst Du später begreifen, wie gut und wichtig sie für Dein ganzes Leben war – denn nur so kannst Du zu einem freien, glücklichen Mädchen heranwachsen.
    Aber natürlich gibt es auch immer wieder Rückschläge und man ist traurig, weil das Leben manchmal so schwer ist.
    Du bist noch so jung und musstest in Deinem jungen Leben schon einiges mitmachen.
    Inzwischen bist Du in eine neue Lebensphase eingetreten und ich wünsche Dir alles Gute dafür.
    Was für ein wunderbares Zeugnis! Dazu kann man Dir nur gratulieren.
    Aber auch wenn es nicht so gut wäre, wäre ich zufrieden, Du darfst dich nicht überanstrengen. Dein kleiner Kopf kann doch nicht so viele Dinge aufnehmen, und außerdem schreibst Du noch Theaterstücke, das ist großartig!
    Bitte hebe sie alle auf, damit ich sie eines Tages lesen kann. Da braucht man keine Angst zu haben, wenn Du in allen Fächern so gut bist.
    Schade, dass ich kein Foto haben kann. Aber die Schuluniform, die Du gezeichnet hast, hat allen gefallen.
    Lass es Dir gut gehen und pass immer auf Dich auf!
    Bitte schreib, so oft Du kannst – von Dir zu hören, ist meine größte Freude. Ich will meine Tochter ganz bald wiedersehen, auch wenn ich es manchmal kaum noch glauben kann.
    Wahre Freunde sind ein unschätzbares Gut. Aber sie sind sehr rar geworden.
    Meine Freundin Irma hat sich vorgestern vom Leben verabschiedet und mich verlassen, nach vielen Fehlschlägen sah sie keinen Sinn mehr im Leben.
    Sie war eine Art Heimat für mich, da wir uns von Kindesbeinen an kannten.
    Sie ist nun schon die zweite Freundin, die uns auf so tragische Weise verlassen hat.
    Aber wir müssen stark und tapfer sein, bis wir wieder vereint sind.
    Deine Dich über alles liebende
    Mama
    29. Oktober 1941
    Freue mich sehr über Eure Nachrichten. Versuchen alles, um Dich bald wiederzusehen. Kopf hoch! Schreib ganz oft. Ebenfalls voller Liebe und Sehnsucht, Mama
    Am 1. November 1941 hatte mein Vater Geburtstag und ich habe ihm eine Rotkreuznachricht geschickt.
    Papilein, alles Gute zum Geburtstag. Geht es Dir und allen gut? Mir ja, Schule auch. Nächstes Jahr hoffentlich alles besser und ein Wiedersehen. 1000 Küsse, M.
    Am 9. November 1941, einem verheißungsvollen, aber auch albtraumhaften Tag, habe ich meinen Eltern eine weitere Rotkreuznachricht geschickt:
    Versucht alles, damit wir bald wieder zusammen sind. Bleibt gesund und zuversichtlich. Schreibt oft. Denke immer voller Liebe und Sehnsucht an Euch, Marion
    Im Dezember 1941, als die Japaner Pearl Harbor bombardierten und Amerika auf der Seite Englands in den Krieg eintrat, erhielt ich den folgenden Brief von meiner Mutter:
    Welche große Freude, von Dir zu hören. Betrifft auch den Brief davor mit dem wunderbaren Zeugnis, der später ankam. Wir sind so stolz auf Dich.
    Ich bin froh, dass es Dir gut geht, und hoffe, dass es so bleibt – das ist das Wichtigste.
    Du scheinst großes Glück zu haben mit Deiner Familie und das kann in Zeiten wie diesen nicht hoch genug geschätzt werden.
    Du kannst wirklich froh sein, und obwohl unsere Trennung so schwer zu ertragen ist, bleibt Dir so

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