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Ich war Hitlerjunge Salomon

Ich war Hitlerjunge Salomon

Titel: Ich war Hitlerjunge Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sally Perel
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auf die Stätten meiner glück-
    lichen Kindheit werfen und mich eilends davonmachen. Ich
    wollte in die Erinnerung an mein Vaterhaus, den Kindergarten
    und die Schule eintauchen. Denn ich hatte ja jetzt weder ein
    Zuhause noch wahre Freunde. Wie ein Unschuldslamm war
    ich gegangen, wie ein vom Wolf gehetztes Schaf kehrte ich
    wieder. Doch dieses Schaf hatte seinen Pelz zu wenden gewußt.
    Es ähnelte den anderen wilden Tieren; dies war seine einzige
    Chance, den Henkern zu entkommen. Es sei denn, die Henker
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    witterten etwas und kamen ihm auf die Schliche … Aber ich
    stel te fest, daß Salomon – entgegen ihrer Überzeugung – kein
    besonderer Geruch anhaftete …
    Eine ganze Weile betrachtete ich die Landschaft von mei-
    ner Holzbrücke aus. Die Bretter schienen unter dem Tritt der
    genagelten Stiefel gelitten zu haben. Ich stand und dachte
    an die andere Brücke, die Brücke der Wahnideen, über die
    man mich in die Fremde gejagt hatte. Aber meine Brücke
    war endgültig hinter mir abgebrochen, oder würde sie eines
    Tages von neuem die Gleise für mich überspannen? Würde ich
    eines Tages als freier Mann, als Sal y Perel, hier wieder stehen?
    Ich strich meine schwarz-braune Unform glatt, rückte meine
    schwarze Krawatte zurecht, schaute auf das Hakenkreuz auf
    meiner Armbinde und setzte mich langsam in Bewegung. Ich
    starrte in die Schaufenster, um keine neugierigen Blicke auf
    mich zu ziehen. Vor einer mir wohlbekannten Auslage blieb
    ich stehen, und Schmerz und Kummer überwältigten mich. Es
    gab einmal eine Zeit, vor der Sintflut, da hatte dieses Geschäft
    meinen Eltern gehört. Heute war es ein Photoladen. Auf den
    Borden standen keine Schuhe mehr, sondern Photographien
    von Wehrmachtssoldaten, die den Arm um Frau und Kind
    gelegt hatten. Vor der Eingangstür stiegen in mir wieder die
    glücklichen Kindermomente hoch, als ich übermütig und laut
    in das Ladeninnere stürmte und einen Groschen verlangte, um
    mir eine Tüte Eis zu kaufen. War der Laden vol er Kundschaft,
    tadelte mein Vater mich. Ungeduldig wartete ich, bis er et-
    was Zeit fand. Sein Lächeln und das gewünschte Geldstück
    machten dann alles wieder gut.
    Aber ich entsann mich auch eines betrüblichen Vorfalls.
    Mein Vater hatte mich eines Tages mit einer Geldsumme zu
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    meiner Mutter geschickt, die mit diesem Betrag die für unsere
    Heizung notwendige Kohlenlieferung bezahlen wollte. Aber
    just an diesem Tag hatte Hans Meiners, mein bester Freund,
    Geburtstag. Folglich beschloß ich in meiner Naivität, ihm zum
    Zeichen meiner Anhänglichkeit ein Geschenk zu kaufen. Ich
    ging in das größte Spielwarengeschäft der Stadt, zu Spinzig am
    Marktplatz. Für fünf Reichsmark erstand ich das Model eines
    berühmten Schiffes. Die Verkäuferin wollte den achtjährigen
    Kunden zuerst nicht ernst nehmen und forderte mich auf,
    mit meiner Mutter wiederzukommen. Aber dickköpfig wie
    ich war, gelang es mir, sie zu überreden, und ich erhielt, was
    ich wollte. Stolz trug ich das schöne Geburtstagspräsent zu
    Hans und überreichte es ihm mit herzlichen Glückwünschen.
    Seine Mutter runzelte die Stirn. Sehr zufrieden mit mir hüpfte
    ich nach Hause und händigte meiner Mutter den Rest des
    Geldes aus. Ohne den Geschenkkauf zu erwähnen, ging ich,
    als wäre nichts gewesen, anderen Dingen nach.
    Plötzlich stand Frau Meiners in der Wohnung und flüsterte,
    etwas peinlich berührt, mit meiner Mutter. Mir schwante nichts
    Gutes. Meine Mutter wandte sich mir mit strengem Gesicht
    zu und wollte wissen, ob das mit dem Geschenk stimme.
    Stotternd und rot angelaufen gab ich es zu. Mama zog sich
    an, und zu dritt begaben wir uns zu den Meiners, in deren
    Wohnzimmer das tol e Geburtstagsgeschenk stand. Ich mußte
    das Model boot in das Spielwarengeschäft zurücktragen. Frau
    Spinzig empfing uns liebenswürdig. Ihr Kopfschütteln sollte
    wohl bedeuten: »Ich habe es ja gleich gewußt …« Beschämt
    stel te ich das Segelschiff, den Stein des Anstoßes, vorsichtig auf
    den Ladentisch und trennte mich niedergeschlagen davon. Ich
    täuschte mich aber, als ich glaubte, die leidige Angelegenheit
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    habe damit ihr Bewenden. Als mein Vater nach Ladenschluß
    nach Hause kam und von meiner Missetat hörte, verabreichte
    er mir eine denkwürdige Tracht Prügel.
    Die Erinnerungen schlugen über mir zusammen. Ich dachte
    an meine Eltern, ich dachte an Lodz. Dahin wollte ich.
    Vor den Schaufenstern, die uns einst gehörten, verharrend,
    fiel mir ein gewisser

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