Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ich war nur kurz bei Paul

Ich war nur kurz bei Paul

Titel: Ich war nur kurz bei Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herfried Loose
Vom Netzwerk:
seiner Verblüffung drehten sie jedoch ab, das Geräusch verlor sich. Jetzt traute er sich auch sich umzudrehen: Niemand mehr zu sehen!
       Pfeifend ließ er die angestaute Luft aus seinen Lungen entweichen. Sein Herz klopfte so heftig, dass er nach Luft schnappend, plötzlich Seitenstiche bekam. O Mann, das war knapp! Ob sie den Köder wirklich geschluckt hatten? Er glaubte es nicht wirklich. Wahrscheinlich hatte er sie lediglich für einen Moment aus dem Konzept gebracht. Die würden so schnell sicher nicht aufgeben. Er musste nachher sofort Lorenz und Julius anrufen.
       Seiner Mutter, die mit dem Essen bereits auf ihn wartete, erzählte er nichts von dem Vorfall; auch nicht die Sache mit dem Fahrrad, er wollte sie mit diesen Geschichten nicht beunruhigen und helfen konnte sie ihm sowieso nicht. Da musste er allein durch -- oder mit Hilfe seiner Kumpel.
       Als er später mit Lorenz telefonierte, beglückwünschte ihn dieser. Das sei genau die richtige Art mit den Typen zu sprechen. Jetzt hätte er sicher Ruhe vor denen. Ralf bezweifelte das. Julius hingegen, fing sofort das Jammern an: »Bist du denn verrückt geworden? Das lassen die garantiert nicht auf sich sitzen! Mensch, Ralf! Hätte es nicht einen anderen Weg gegeben? Woher wussten die überhaupt von deinem Sony-Ericson? Ich hatte dich doch gewarnt, das Ding in der Schule nicht öffentlich zu benutzen!«
       Diese Frage war Ralf auch schon durch den Kopf gegangen. Während der Unterrichtszeit und auch in den Pausen war es in der Schule verboten, die Handys eingeschaltet zu haben; auch auf dem Schulhof war das Telefonieren verboten, es sei denn, man holte sich vorher von der Pausenaufsicht, unter Angabe eines plausiblen Grundes, eine Genehmigung.
       Dieser Maik und dessen Gang mussten ihre Augen und Ohren überall haben -- rätselhaft! Zuerst war sich Ralf sehr kühn vorgekommen, hatte er sich doch diese Formulierung vorher dutzende Male eingebläut, denn er wusste, dass ihm im Ernstfall, unter dem Einfluss seiner Angst, ein solch cooler Spruch garantiert nicht über die Lippen gekommen wäre. Nun, im Nachhinein, bekam er doch Angst wegen der drohenden Konsequenzen. Er glaubte jetzt nicht mehr daran, dass die Typen dauerhaft eingeschüchtert waren und Ruhe gaben.
     
    Auf dem Rückweg vom Fahrradgeschäft führte Ralfs Weg ganz in der Nähe von Pauls Atelier vorbei. Einer spontanen Eingebung folgend, beschloss er, ihn zu besuchen. Vielleicht hatte Paul einen Rat für ihn? 
       Schließlich hatte der ihn auch für sein kluges und gefühlvolles Verhalten gelobt, als er ihm von der Krise seiner Mutter berichtet hatte. Ernst hatte er ihm zugehört, ihm dann mit kräftigem Griff eine Hand auf die Schulter gelegt und ihm mit eindringlichem Blick gesagt, wie stolz er auf ihn war. »So verhält sich ein Mann! Du hast genau die richtigen Worte für deine Mutter gefunden. Was glaubst du, wie unglaublich stolz sie in dem Moment auf dich war und wie gut ihr deine Worte taten.« Richtig gut hatte sich Ralf da gefühlt, tapfer das Lob ertragen und nur stumm dazu genickt und geschluckt.
       Würde Paul wieder Rat wissen? Nachdem sein Freund den dampfenden Tee eingeschenkt hatte, sah er ihn prüfend an. »Na, mein Junge, dir liegt doch etwas auf der Seele? Siehst ja ganz bedrückt aus. Was ist los?« Da erzählte Ralf ihm die Geschichte. Paul nickte anerkennend. »Wunderbar, Ralf! Wunderbar! Die Runde ging an dich! Die werden das aber garantiert nicht auf sich sitzen lassen - glaub ich nicht. Du musst jetzt unbedingt nachsetzen und noch eins drauflegen!«
       »Waas?« Ralf riss erstaunt die Augen auf. Paul hatte gut reden. Ihm wurde schon beim Gedanken an den morgigen Tag ganz flau im Magen. Paul dachte einen Augenblick nach. »Ich hab's! Wo haben die Typen ihre Mofas geparkt? Auf dem Schulgelände?«
       »Nee, das ist verboten, da dürfen nur Fahrräder stehen. Die haben ihre Maschinen hinter dem Schulgelände in dem Sandweg, der hinter dem Hausmeisterhaus vorbeigeht, angeschlossen. Warum?«
       »Das ist ja noch besser! Du nimmst morgen eine Packung Würfelzucker mit und füllst in jeden Tank zehn Stücke. Darfst dich aber nicht erwischen lassen!«
       »Und dann? Was soll denn das?«
       »Das ist ein uralter Trick; den kennt ihr Jungen gar nicht mehr! Durch den Zucker im Tank wird der Vergaser verklebt. Das heißt, erst läuft der Motor noch ein kurzes Weilchen, dann fängt er an zu Bocken und zu Ruckeln - und dann ist Sense! Dann dürfen die

Weitere Kostenlose Bücher