Ich war nur kurz bei Paul
werde die letzten drei Wochen davon meinen Urlaub nehmen. Eine Woche fahren wir zu meiner Mutter nach Schleswig. Sie hat uns eingeladen und freut sich schon auf uns. Da kannst du dein Kanu mitnehmen und auf der Schlei paddeln. Was hältst du davon?«
»Oma Jess? Da waren wir schon lange nicht mehr! Und sie will wirklich, dass wir kommen?«
»Was findest du daran so erstaunlich? Unseren alten Streit haben wir doch lange hinter uns gelassen und seitdem Opa tot ist, braucht sie einfach ein bisschen Gesellschaft. Meine Schwester besucht sie ja gar nicht mehr. Darunter leidet sie sehr.«
»Tante Inge hatte einfach keine Lust mehr, sich dauernd von ihr herum kommandieren zu lassen.«
»Junge! Wie kommst du denn darauf?«
»Na, weißt du denn das nicht mehr? Als wir bei Opas Beerdigung dort waren, da gab es doch Zoff zwischen Oma Jess und ihr. Ich weiß ja nicht, worum es damals ging, aber ich weiß noch ganz genau, wie sie die Glasschüssel auf den Küchenfußboden schmetterte und dann rief: Ich hab dein ewiges Genörgel an mir gründlich satt! und dann mit ihrer Tochter einfach abgerauscht ist.«
»Das weißt du noch? Ihre Tochter ist übrigens deine Cousine Jutta!«
»Ja, ich weiß. Bist du denn wirklich sicher, dass sie sich freut, wenn wir kommen? Sie ist doch immer ein bisschen komisch, die Oma Jess. Das hast du selber gesagt!«
»Ja, stimmt schon. Wir müssen sie eben so nehmen, wie sie ist. Man kann sich seine Eltern schließlich nicht aussuchen.«
»Ja, leider! Sonst hätte ich garantiert einen Vater, wie ihn Lorenz hat!«
»Ach, Ralf, sag doch so etwas nicht! Dein Vater liebt dich auch, er kann das nur nicht so ausdrücken.«
»Pah, der ist doch froh, dass er uns los ist!«
»Das glaub ich nicht, Ralf. Sonst hätte er dich nicht eingeladen, die zwei Wochen mit ihm zusammen nach Dänemark zu fahren.«
»Wie? Wann hat er das denn getan?« Überraschung und Freude überkamen ihn. Nach Dänemark , da hatten sie damals schon oft Urlaub gemacht und Dänemark hatte ihm immer gut gefallen.
»Wir haben heute miteinander telefoniert, und er hat mich gefragt, ob ich einverstanden bin.«
»Mich hat er aber nicht gefragt.« Ralf versuchte, den Maulenden zu geben, klang aber wenig überzeugend.
»Er weiß ja, dass du da immer gern hingefahren bist. Außerdem passt das doch gut. Du kannst die ersten drei Wochen zu deinem Vater fahren, dann hast du nach dem Urlaub in Dänemark noch eine ganze Woche Zeit für deine Freunde in Silberstedt. Danach kümmerst du dich drei Wochen um deine alte Mutter« Sie betonte das alt schon wieder so komisch. Ralf sah hoch und erkannte, dass sie ihn absichtlich noch einmal provozieren wollte.
»Ja, altes Mütterchen! Ich werde mich überwinden und mich drei Wochen um dich kümmern. Aber nur, wenn du mich nicht herumkommandierst!«
»Versprochen, mein Großer! Versprochen!« Ralf war aufgestanden und legte ihr seinen Arm beschützend um die Schultern. Die Sommerferien konnten kommen - die Aussichten standen wirklich gut!
***
Die letzten Klassenarbeiten und Tests des zu Ende gehenden Schuljahres standen an. Mathe, Geschichte, Physik und Englisch waren recht ordentlich gelaufen, rein vom Gefühl her . Es würde noch bis zur Zeugniskonferenz, Anfang Juli, dauern, bis sie die Arbeiten zurückbekämen.
Es standen nur noch die Klassenarbeiten für Französisch, Deutsch und der Erdkunde-Test auf Ralfs Arbeitsliste. Deutsch würde eine Literaturbesprechung werden und für Französisch musste er noch allerhand Vokabeln büffeln. Dafür hatte er sich mit seiner Sitznachbarin, der Regine, die eine glatte Einser-Kandidatin in diesem Fach war, verabredet. Sie hatten dafür schon zweimal die Freistunde genutzt, die sie mittwochs hatten. Einmal hatten sie bereits gemeinsam im Medienraum gepaukt, was ihnen sofort spöttische Bemerkungen von einigen Klassenkameraden einbrachte. Das war Ralf jedoch egal, damit konnte er gut umgehen. Sollten die doch reden, was sie wollten .
Für Erdkunde hatte er sich mit Julius verabredet, gemeinsam die Hausaufgaben zu machen und sich gegenseitig zu helfen. Auch heute war wieder so ein Tag. Die übrigen Hausaufgaben hatte Ralf schon bei sich zuhause erledigt. Jetzt saß er in Julius' Zimmer und sie fragten sich gegenseitig die Liste der weltweiten Wüstenzonen und ihrer Besonderheiten ab. Julius lag das Fach sehr.
Leider sprang die
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