Ich war nur kurz bei Paul
natürlich nicht ahnen konnte), für eines seiner Selbstportraits, für ein expressionistisches Werk und für den Angler am See .
Die geschäftlichen Besprechungen zogen sich bis zum frühen Nachmittag hin. »Ich sende Ihnen die Verträge in den nächsten Tagen zu, Herr Schmitt. Es steht alles so darin, wie wir es besprochen haben - keine Fußangeln, keine Tricks! Wie Sie selbst sagen, ist gerade in der Kunstbranche eine vertrauensvolle Beziehung besonders wichtig. Es freut mich sehr, mit Ihnen ins Geschäft zu kommen. Es könnte allerdings notwendig sein, dass Sie für einige Tage selbst nach London kommen müssen; das will ich noch mit meinen Geschäftspartnern besprechen. Reisespesen würden natürlich von uns übernommen. Sprechen Sie Englisch?«
»Ja, das geht schon. Übrigens, Sie hatten erwähnt, dass es Neuigkeiten wegen Ihres Sohnes gibt?«
»Ja, in der Tat! Ich habe über ihre Worte lange nachdenken müssen. Ich gestehe ein, dass ich wohl zu lange die Dinge, die ich nicht wissen wollte, verdrängt habe. Der Zufall hat ebenfalls ein wenig nachgeholfen: Mein Mann fand einen Brief von der Staatsanwaltschaft. Er fiel natürlich aus allen Wolken, hat dann alle ihm zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung gesetzt und das Verfahren gegen Auflagen einstellen lassen können. Wir haben uns dem Staatsanwalt gegenüber verpflichtet, Maik in ein sonderpädagogisches Internat zu geben und er wurde zu einhundert Stunden Sozialarbeit verurteilt, abzuleisten innerhalb der nächsten zwölf Monate.«
»Ich wünsche Ihnen und Ihrem Mann und vor allem Maik, dass der eingeschlagene Weg erfolgreich ist, Frau Luckner. Das ist Ihnen sicher nicht leicht gefallen, wenn ich mich an unser letztes Gespräch recht erinnere.«
»Nein wirklich nicht. Hoffen wir, dass Sie mit Ihrer Theorie der scharfen Schnitte Recht behalten werden.«
Die Verträge trafen einige Tage später bei ihm ein. Paul prüfte sie sorgfältig, setzte dann, ohne noch lange zu überlegen, entschlossen seine Unterschrift darunter und sendete sie an Frau Luckner zurück. Die Ausstellung sollte Ende November stattfinden. Was das wohl geben würde?
Ralf gegenüber erwähnte er davon nichts. Er war sich unsicher, wie der Junge das aufnehmen würde. Insgeheim kam es ihm wie ein kleiner Verrat an Ralf vor, dass er mit Maiks Mutter nun eine Geschäftsbeziehung einging. Das war natürlich Blödsinn; dies jedoch einem noch nicht einmal fünfzehnjährigen Jungen klarzumachen, stellte er sich schwierig vor, und er wollte ihn damit auch nicht zusätzlich belasten. Zum Glück hatte sich die familiäre Lage bei Ralf in den vergangenen Wochen etwas entspannt: Seiner Oma ging es besser, sie war wieder ins Pflegeheim zurück verlegt worden, die Urlaubswoche bei der anderen Oma in Schleswig hatte wohl augenscheinlich allen Freude bereitet. Nadine war tatsächlich nicht nach Silberstedt zurückgekehrt. Ihre Mutter hatte sie nun hier in die Realschule umgeschult.
Die räumlichen Verhältnisse gestalteten sich allerdings bedrückend. Drei Leute in einer Drei-Zimmerwohnung waren kein guter Zustand. Zudem hatte sich Ralfs Mutter, nachdem sie die Bürgerberatung konsultiert hatte, einen Anwalt genommen. Er war gespannt, wie die Sache weitergehen würde. Diesem Vater gehörte das Haus weggenommen, damit der Verkaufserlös den Kindern und der Mutter zugute käme. Paul hoffte inständig, dass Yvonne Jensen dies auch konsequent durchziehen werde.
Kapitel 17
Nadines Umzug nach Lübeck stellte sich als unkompliziert, ja sogar als bereichernd, heraus. Der Dänemark-Urlaub hatte den Geschwistern eine vorher nicht gekannte Nähe beschert, die auch in der Folgezeit Bestand hatte.
Der Tipp von Frau Hoffmann, dass im ersten Stock eine Vier-Zimmer-Wohnung frei werden würde, erwies sich als großer Glücksfall. Sie riet ihnen, mit der Wohnungsbaugesellschaft wegen eines Wohnungs-Tausches zu sprechen. Darauf würde sich die Gesellschaft in der Regel einlassen und zustimmen; dies sei in diesem Haus schon mehr als einmal geschehen. Sie musste das wissen, denn sie wohnte schon seit einunddreißig Jahren in dem Block.
Tatsächlich konnten sie deswegen schon wenige Wochen später eine Etage tiefer einziehen, so dass Nadine nicht mehr auf der Couch schlafen musste, sondern ihr eigenes Zimmer erhielt. Sie schien in letzter Zeit eine ganz andere geworden zu sein: War sie sonst fast ausschließlich mit sich selbst beschäftigt, half sie
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