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Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition)

Titel: Ich weiß nicht, was ich wollen soll: Warum wir uns so schwer entscheiden können und und wo das Glück zu finden ist (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bas Kast
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einprasseln, wenn wir uns durch eine Großstadt bewegen. Auf dem Land, am Strand oder in der Wüste könnte man an einer bestimmten Stelle die Augen schließen, ein paar Stunden marschieren, und wenn man die Augen wieder öffnen würde, hätte sich unter Umständen kaum etwas geändert. In einer großen Stadt dagegen bedarf es mitunter nur ein paar Minuten oder gar nur ein paar Schritte, um sich von einer Welt in eine ganz andere zu begeben: soeben noch in Chinatown, jetzt in Little Italy!
    Als Touristen fallen uns der Architekturstil und überhaupt die sinnlichen Eindrücke als Erstes ins Auge, sie sind aber lediglich ein Teil dessen, was die Stadt ausmacht, und nicht der ausschlaggebende, schon gar nicht, wenn es um den Geschäftsalltag geht. Viel wichtiger sind da die Einwohner, vor allem die schiere Zahl der Einwohner und die daraus resultierende zwischenmenschliche Kontaktdichte.
    Sagen wir, Ihnen stünden als Geschäftsperson 20 Minuten zur Verfügung (ein künstliches Beispiel, es dient nur zur Verdeutlichung des Prinzips). In diesem kurzen Zeitabschnitt könnten Sie in einem Dorf höchstens eine Handvoll Menschen erreichen, Menschen, auf die Sie für Ihren Beruf angewiesen sind, seien es Kunden, Zulieferer oder Spezialisten, die über Informationen, Kenntnisse und Fähigkeiten verfügen, die Sie nicht haben. Recht begrenzte zwischenmenschliche Austauschmöglichkeiten also.

    Wie anders ist da die Stadt. In derselben Zeit – 20 Minuten – können Sie in jeder Metropole eine Vielzahl potentieller Mitarbeiter, Kooperationspartner, Firmen etc. erreichen, was teils an der banalen Tatsache liegt, dass die Stadt schlicht größer ist als das Dorf und die Gebäude näher aneinanderstehen.
    Darüber hinaus aber nutzt die urbane Architektur den Raum auch insofern effizienter als das Dorf, als sie von all seinen Dimensionen Gebrauch macht: Während das Dorf, vereinfacht gesagt, zweidimensional gebaut ist, erstreckt sich die Großstadt, unterstützt von Aufzügen, zusätzlich in die dritte Dimension. [142]   Und was findet man typischerweise auf einer Etage eines Hochhauses oder Wolkenkratzers? Eine Welt voller Menschen mit Ideen, Anregungen, Möglichkeiten der Zusammenarbeit.

    Die hohe Kontaktdichte macht die Stadt dynamisch, eine Dynamik, die sich noch dadurch erhöht, dass in Städten, auch das mehr als im Dorf, immer neue Leute mit neuen Kenntnissen, Fähigkeiten etc. hinzukommen. Wir Menschen sind die sozialsten Wesen, die es gibt. Unser Erfolg als Spezies rührt ja nicht daher, dass wir körperlich unschlagbar wären (Antilopen sind schneller, Löwen stärker). Unser Erfolg rührt vor allem daher, dass wir wie kein anderes Wesen mit unseren Artgenossen kooperieren können. Die Stadt ist somit auch eine Verkörperung dessen, was uns als Menschen auszeichnet.
    Die räumliche Dichte macht die Stadt in vieler Hinsicht ökonomischer als das Dorf und damit auch umweltfreundlicher. Um auch nur eine halbwegs vergleichbare Erlebnis- oder Kontaktdichte wie jene der Stadt hinzubekommen, bleibt einem Dorfbewohner nichts anderes übrig, als sich erheblich schneller durch den Raum zu bewegen. Mit anderen Worten: Auf dem Land braucht man für ziemlich alles ein Auto (was natürlich auch daran liegt, dass sich ein öffentliches Verkehrsnetz dort oft nicht lohnt – wiederum eine Sache der Ökonomie). So ist es kein Zufall, dass der CO 2 -Ausstoß pro Kopf in großen Städten tendenziell geringer ausfällt als in kleineren Städten: Je größer die Stadt, desto grüner sind ihre Einwohner. [143]  

    Diese »Ökonomie der Größe« erinnert an etwas, das den meisten Biologen wohlvertraut ist: an das Tierreich. Nicht umsonst hat man Städte immer wieder mit Organismen, die wachsen und wuchern und ein Eigenleben haben, verglichen.
    Ähnlich wie große Städte verbrauchen auch große Tiere trivialerweise insgesamt mehr Energie als kleine Tiere, sie müssen mehr futtern als sie. Im Verhältnis zu ihrer Körpergröße jedoch fressen große Tiere recht wenig. Ein afrikanischer Elefant lebt viel sparsamer als eine Spitzmaus, notgedrungen: Würde der Elefant den Tatendrang einer Spitzmaus an den Tag legen, er müsste ununterbrochen futtern. Auf Grund seiner Körpergröße, die an sich schon eine enorme Menge Energie verbraucht, bleibt dem Elefanten nichts anderes übrig, als ein paar Gänge runterzuschalten und »ökonomischer« zu werden. Also schlägt beispielsweise das Herz des Elefanten langsamer als das eines Hundes, das

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