Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
zu Hause ist.«
»Hast du denn die Puppenkleider ausgeschnitten?«
»Nein, noch nicht. Ich habe etwas anderes gelesen. Über eine Frau, die ihrem Mann Gift ins Essen gemischt hat, weil sie sein Geld haben wollte und weil er so hässlich war.«
»Ja, das habe ich gelesen. So haben sie es in den alten Zeiten gemacht, sie waren ganz schön gerissen, diese Damen. Ich hole euch Teller und Tassen. Du kannst die Seiten mit den Puppenkleidern auch rausreißen und dann später bei euch zu Hause ausschneiden.«
»Kann ich auch das über die Frau mit dem Gift haben?«
»Ja, nimm nur. Morgen gibt es eine neue Ausgabe. Ich will nur die Kochrezepte und die Strickmuster«, sagte sie.
»Hast du die schöne Gabardinejacke gesehen, die der Vertreter hatte?«
»Warum in aller Welt hätte ich mir ausgerechnet seine Jacke ansehen sollen?«
»Rickard braucht bald neue Kleider«, sagte sie.
»Warum denn?«, fragte er.
»Warum denn? Ich traue meinen Ohren nicht. Er wird konfirmiert, Owe.«
»Das geht schon gut.«
»Gut? Ach ja, das geht gut, ja. Wie interessant. Hast du unterschrieben?«
»Das habe ich. Er hat den Bestellzettel mitgenommen, der Handel ist also abgeschlossen. Ich glaube, du begreifst nicht ganz, dass diese Bücher …«
»Ich begreife gar nichts. Und du begreifst auch nichts.«
»Er hat den Nobelpreis bekommen, er ist ein hervorragender Autor und Historiker, der …«
»War . Er ist tot. Möchtest du noch Kaffee?«
»Was?«
»Ja, ich will nicht mehr weiter mit dir reden, und da habe ich nur gefragt, ob du noch mehr Kaffee möchtest. Ich habe hier ja sowieso nichts zu sagen.«
»Ich bin schließlich auch derjenige, der hier das Geld verdient.«
»Natürlich. Wer auch sonst. Im Postamt suchen sie übrigens eine Putzhilfe, sie haben einen Aushang gemacht.«
»Im Postamt? Ach.«
Er stand mit der kalten Pfeife in der Hand da und sah aus, als ob er sie zerbrechen wollte. Seine Haare hingen ihm schweißnass in die Stirn, er war kein anziehender Mann. Aber er war nun mal der Trottel, mit dem sie verheiratet war, der sie am laufenden Band mit angefaultem Obst und Gemüse versorgte und der den versoffenen und Zigarren qualmenden und mausetoten Churchill seinem eigenen Sohn vorzog. Sie steckte sich eine Zigarette an und warf die Streichholzschachtel auf den Küchentisch. Da lagen die Broschüren noch immer. Der ausgefüllte und unterschriebene Bestellzettel, das eigentliche Wertpapier, war über alle Berge.
»Du willst nicht zufällig auch ein achtzehnbändiges Lexikon?« , fragte sie.
»Das haben durchaus viele Leute. Sehr gut für die Jugend, wenn sie Hausaufsätze schreiben sollen und wenn man sonst etwas wissen möchte.«
»Ja, stell dir vor, sogar ich weiß, was ein Lexikon ist.«
Er lauschte zu Rickards Zimmer hinüber. Er wollte keine Schwäche zeigen, wollte nicht, dass Rickard mitbekam, wie er einen Streit mit der Mutter des Jungen verlor.
»Dann geh doch im Postamt putzen«, sagte er und drehte sich von ihr fort, ging hinüber und setzte sich in seinen Sessel. In der ganzen Wohnung roch es nach Äpfeln, Zimt und Kakao. Er mochte Gerüche, er lebte mit Gerüchen, aber ab und zu konnte es doch zu viel sein.
»Das kann schnell vierhundert Kronen kosten«, sagte sie.
»Dann musst du wohl die Putzstelle annehmen.«
»Soll ich im Postamt putzen und noch dazu das Haus hier in Ordnung halten, nur damit du dir vier Bücher über Dinge anschaffen kannst, über die du schon tausendmal gelesen hast?«
Er stopfte sorgfältig mit Hilfe des rechten kleinen Fingers seine Pfeife, ehe er sie wieder ansah. Sie war rot im Gesicht, aber das konnte auch daran liegen, dass sie eben noch vor der Höhensonne gesessen hatte. Sie wurde nie braun, nur rotgefleckt, und sie glänzte von der Niveacreme, mit der sie sich vor dem Schlafengehen einschmierte. Er hatte es so satt, dieses blanke Gesicht neben sich im Doppelbett zu sehen, mit einem Mund in der Mitte, der nörgelte und quengelte, er solle bald die Leselampe ausknipsen. Und dabei war er es doch, der am nächsten Tag zur Arbeit musste. Sie konnte nach dem Frühstück, wenn er und Rickard gegangen waren, noch ein Nickerchen einschieben, was sie sicher auch tat. Natürlich sollte sie die Putzstelle im Postamt annehmen.
»Ja, warum nicht?«, sagte er.
»Keine von den Frauen hier im Haus geht arbeiten. Willst du dich vor aller Welt blamieren?«
»Du könntest doch einfach sagen, dass du arbeitest, um eigenes Taschengeld zu haben. Das würden alle verstehen.«
»Sie
Weitere Kostenlose Bücher