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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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würden über dich lachen.«
    »Aber vierhundert Kronen für Kleider? Ist er plötzlich ein Königskind geworden?«
    »Er braucht einen Anzug und Hemd und Schlips und Schuhe. Und Kleider für den zweiten Tag. Da kommen schnell auch fünfhundert zusammen. Er wünscht sich für den zweiten Tag einen Trenchcoat.«
    »Einen Trenchcoat? Der kleine picklige Wicht?«
    »Sprich nicht so über deinen eigenen Sohn.«
    »Aber einen Trenchcoat. Hat er denn den Verstand verloren?«
    »Das sage ich dir doch schon lange. Wie alle anderen in dem Alter natürlich. Die Putzstelle wäre jeden Nachmittag von fünf bis sieben. Dann müsstet ihr allein essen, ich kann es vorher fertig machen und in das Wärmefach stellen, aber du musst dann den Abwasch übernehmen. Ich würde es nicht über mich bringen, zu einem vollen Spülbecken nach Hause zu kommen, wenn ich vorher da drüben geputzt habe. Es gibt fünfzehn Kronen pro Stunde, sechs Tage die Woche, hundertachtzig pro Woche.«
    Er zog den Rauch tief in die Lunge, nahm das letzte Stück Kochschokolade vom Teller und steckte es in den Mund, während der Rauch ihm aus Mund und Nase quoll. Das wäre doch nur Chaos. Sollte er nun auch noch Tassen und Töpfe spülen nach einem langen Arbeitstag, an dem er Kästen wuchten und im Stau stehen müsste?
    »Du hast dich ja wirklich gründlich über die Arbeitsbedingungen informiert, ich muss schon sagen.«
    »Da war eine Schlange. Und ich stand direkt neben dem Aushang«, sagte sie.
    »Dann musst du einige Wochen arbeiten, um den Springinsfeld einzukleiden.«
    »Wir haben nur einen Sohn. Und der wird konfirmiert. Dich interessiert ja nicht einmal das Essen. Und deine freche Verwandtschaft, die sich nicht die Mühe macht …«
    »Die lass aus der Sache raus. Und das Essen ist wirklich deine Sache. Soll ich hier jetzt auch noch den Koch spielen?«
    »Aber was wird nun? Soll ich die Putzstelle nehmen?«
    »Nie. Die kann Frau Foss aus dem Dritten haben. Was die den ganzen Tag macht, ist ein totales Rätsel, wo sie doch fast die ganze Zeit allein ist und keine Kinder hat.«
    »Sie putzt ihre Wohnung. Nackt.«
    »Was?«
    »Das wissen doch alle.«
    Lebhafte und knallbunte Bilder schwirrten jetzt durch seinen Kopf, ohne es zu wollen, fing er an zu lachen. Auch Karin lachte.
    »Wenn du anfängst, hier nackt zu putzen, kriegst du von mir fünfzig Kronen die Stunde«, sagte er.
    »Du Schwein.«
    Aber er sah, dass sie sich gerade aufrichtete und den Bauch einzog.
    »Ich dachte, du hättest gern Komplimente?«
    »Komplimente, ja.«
    Wieder klingelte es.
    »Das wird Frau Larsen sein«, sagte sie. »Arme Kleine. Jetzt muss sie wieder ihrem Bruder nachlaufen.«
    »Komm her. Erst einen Kuss. Du hast so schöne rote Wangen. Ist das ein Kompliment oder nicht?«
    »Weiß nicht so recht. Ich brauche zur Konfirmation auch ein neues Kleid.«
    Sie kam herüber und trat zwischen seine Knie. Ohne aufzustehen legte er die Arme um sie, hielt die Pfeife von ihr weg, der Pfeifenkopf war heiß. Ihre Schürze roch ein wenig nach Milch.
    »Das schaffen wir schon«, flüsterte er.
    »Ich muss die Tür aufmachen, Owe«, sagte sie, als es wieder klingelte.

    Er nahm sich das letzte Stück Brot mit Hammelwurst. Der Kakao in der Kanne hatte jetzt eine Haut, er fischte sie mit dem Zeigefinger heraus und legte sie in Susys leere Tasse. Er kaute und lauschte der Musik aus dem kleinen Monolautsprecher und blätterte langsam in seinem Sammelblock. Er hörte, wie seine Mutter in der Küche das Radio lauter drehte und dem Vater etwas zurief. Im Radio lief »King of the road«, das war gar nicht so schlecht, aber da es seiner Mutter gefiel, verabscheute er es eben doch. Im Juni würden die Beatles eine ganz neue LP herausbringen. Wie die wohl heißen würde? Die letzte hieß Rubber Soul . Er starrte lange ein Bild an, das Ringo und George zusammen mit Alma Cogan auf einem Sofa zeigte. Sie saßen da ganz gelassen, wie normale Menschen, auf einem gestreiften Sofa mit einer achtlos vorgezogenen Gardine hinter sich, Alma ein wenig in sich zusammengesunken und an George gelehnt, Ringo schaute in die Luft, und sein Mund war geformt wie mitten in einem Satz, während Alma und George lächelnd in die Kamera blickten. Da konnte sie einfach so mit ihnen zusammensitzen, als ob das gar nichts wäre, sie kannte sie, traf sich mit ihnen, war mit ihnen befreundet. Es war nicht zu fassen, dass das möglich war. Er war im falschen Land geboren, einem Scheißland, einer Scheißstadt und mit Scheißeltern, die

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