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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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rein gar nichts kapierten. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie merken würden, dass er jeden Tag auf dem Weg zur Schule die Gummistiefel nach unten klappte und sie wieder hochklappte, ehe er nach Hause ging. Seine Mutter hatte schon kommentiert, dass er Stiefel trug, auch wenn es draußen trocken war, dass das zu feucht sei, dass die Socken stanken. Er konnte ihr unmöglich erklären, dass alle Jungen umgeklappte Gummistiefel trugen. Er würde bald Löcher an der Stelle haben, wo das Gummi umgeklappt wurde, und dann wäre er entlarvt. Verdammt, was würde das für ein Geschrei geben. Wie viel so ein Paar Gummistiefel
kostete und dass er bald konfirmiert werden würde und so weiter. Diese blöde Konfirmation, er würde ja doch keine E-Gitarre bekommen. Und die Kleider, über die sie die ganze Zeit plapperte, würde er danach zu rein gar nichts verwenden können, vielleicht abgesehen von dem Trenchcoat, wenn er denn einen bekam.
    Er kostete seine Wut aus, schmeckte sie im Mund zusammen mit Hammelwurst und Kakao, sie lag wie eine brodelnde Suppe in seinem Magen, und er hatte keine Ahnung, was er damit machen sollte. Er musste sich konzentrieren, es war wichtig, sich zu konzentrieren, niemandem zu zeigen, dass er ein anderer war, als sie glaubten, einer, der hier nicht hinpasste, weil hier nichts stimmte. Hier liefen diese Erwachsenen einfach durch ihre Tage und durch ihr Treppenhaus und fanden das Leben schön. Er schaute aus dem Fenster, es war Frühling. Schmutzig und rostig in den Farben, hässlich. Er drückte vorsichtig auf den größten Pickel, zwischen Wange und Nasenloch, aber nein, der war noch nicht richtig reif.
    Er stand auf und ging zu der Reihe von Singles und Langspielplatten. Es war ein dünner Stapel. Aber eines Tages würde er so dick sein, dass er die Platten seitlich stellen müsste wie Bücher. Er zog seine erste Single heraus, die er beim Kauf des Plattenspielers als Zugabe bekommen hatte. She’s not there von den Zombies. Immer wenn er die hörte und die Augen schloss, erlebte er die intensive Freude jenes Tages. Er drehte von 90 auf 45, legte die Single auf den Plattenteller, zog den Tonarm nach rechts, damit die Platte anfing, sich zu drehen, hob die Nadel darüber und senkte sie langsam am Rand über die Rille.
    Dann stand er ganz still da und wartete auf den Atem, dieses deutlich hörbare Atemholen mitten im Lied, was für eine Vorstellung, dass sie das mit aufgenommen hatten. Es war so echt.

Zwischendurch konnte sie Gold finden
    Die anderen Frauen im Block wurden ihre Männer morgens rechtzeitig los.
    Petter konnte bis zehn oder elf herumtrödeln.
    Deshalb konnte sie sich kein Frühstücksnickerchen gönnen, nachdem Susy und Oliver zur Schule gegangen waren, das war der Ärger. Sie horchte auf das Klappern seiner Schreibmaschine im Wohnzimmer. Sie könnte natürlich lügen, denn wenn Kundinnen kamen, um sich die Haare machen zu lassen, war er sofort über alle Berge, das war ihm dann zu viel Hühnerstall. Aber an diesem Tag kam die erste erst um halb eins, Frau Vaage aus dem Block weiter unten, die Haarschnitt und Dauerwelle wollte, danach dann Frau Befring aus Treppenhaus C, die die Haare geschnitten und gelegt haben wollte, während bei Frau Vaage die Dauerwelle einwirkte. Aber sie hätte lügen und behaupten können, die erste Kundin könne jeden Moment eintreffen.
    Zuerst musste sie außerdem einkaufen, sie hatte keinen Kaffee mehr. Zum Glück hatte sich die Sitte entwickelt, dass die Damen etwas zum Kaffee mitbrachten. Und das Gebäck zum Kaffee bedeutete Prestige, die Kundinnen wetteiferten darum, das Beste zu haben. Und sie wussten genau, was die anderen mitgebracht hatten, selbst wenn das Wochen her war. Die Männer, die sich die Haare schneiden ließen, tauchten natürlich mit leeren Händen auf. Sie konnten sogar auf die Idee kommen, erst spätabends nach den Nachrichten zu erscheinen. Aber Geld war eben Geld.

    Sie steckte sich eine Zigarette an, öffnete das Fenster einen Spaltbreit, zog den Morgenmantel fester zusammen und fuhr sich mit einer Hand durch die Haare. Auch sie hätte einen Haarschnitt brauchen können, aber bei sich selbst konnte sie das nicht. Dann müsste sie sich einen Termin bei Frau Berg hinten am Jonsvannsvei geben lassen, die einen richtigen Salon in einem eigenen Anbau an der Längsseite des Einfamilienhauses besaß. Sie ging gern hin, dort erfuhr sie von neuen Haarpflegeprodukten und konnte sich für eine Weile professionell vorkommen. Es war etwas

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