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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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ganz anderes, als am Küchentisch der Familie Haare zu schneiden und zu legen. Aber zugleich sparte sie viel Geld, wenn sie keinen Laden mietete. Petters Büro unten in der Innenstadt war nicht umsonst, auch wenn es nur zehn Quadratmeter groß war und in einem Haus ohne Fahrstuhl im vierten Stock lag.
    Sie seufzte tief und lange.
    »Stimmt was nicht?«, rief er.
    »Nicht doch. Nur ein bisschen müde.«
    »Dann leg dich doch noch mal hin.«
    »Are you mad? Das geht nun wirklich nicht! Ich hab so viel zu erledigen.«
    Sie sah sich den chaotischen Frühstückstisch an, griff nach der Flasche mit dem Sanostol und nahm einen Schluck daraus.
    »Nicht aus der Flasche trinken, das kann in Gärung übergehen und explodieren.«
    Nichts entging diesem Mann. Und allein die Tatsache, dass er sich einen ganz anders aufgeteilten Alltag vorstellen konnte, sorgte dafür, dass sie sich große Mühe geben musste, um jederzeit zufrieden zu wirken.
    »Werd es nie mehr wieder tun«, sagte sie. »Promise.«
    Er hätte gern die ganze Zeit zu Hause gearbeitet und tagsüber den Haushalt übernommen.
    Sie wusste außerdem, dass er das schaffen würde. Er fand, sie sollte sich eine feste Stelle in einem Frisiersalon suchen und Vollzeit arbeiten, dann könnte er sein Büro kündigen und zu Hause an seinen Übersetzungen arbeiten, da sein, wenn die Kinder aus der Schule kamen, Kleider waschen und das Essen bereit haben, wenn sie nach Hause kam. Er nutzte jede noch so kleine Gelegenheit, um diese Lösung zu propagieren, die ihnen mehr Geld einbringen und seinen Alltag zugleich leichter machen würde. Er war ein guter Koch, er konnte mit der Waschmaschine umgehen, und was andere Leute meinten, war ihm ganz einfach egal. Sowie er bei ihr das kleinste Anzeichen von Unzufriedenheit entdeckte, war er sofort mit seinen Plänen und seinen Rechnungen zur Stelle.

    Wenn nur eine Kundin anriefe und sagte, sie würde gern ein wenig früher kommen. Um zehn, zum Beispiel, das könnte sie sehr gut schaffen. Sie könnte statt des Kaffees ein wenig englischen Typhoo-Tee kochen, die Damen fanden es exotisch, das serviert zu bekommen, wenn sie fragte, ob sie »a cuppa tea, dear« haben wollten. Auch das Telefon war nicht billig, vielleicht hätten sie gar keines gebraucht, nur sie und Foss im dritten Stock hatten ein Telefon. Oder vielleicht auch Moes im Erdgeschoss, das wusste sie nicht, die blieben unter sich mit ihrem neugeborenen kleinen Kind, das sie bisher nicht einmal hatte weinen hören, nicht einmal nachts, und dabei war es nur zwei Monate alt, vielleicht jünger, sie war sich nicht ganz sicher.
    Aber Petter brauchte das Telefon, um mit der Literaturagentin in Oslo zu diskutieren, die ihm die Bücher zum Übersetzen zusandte. Sie müsste eigentlich froh darüber sein, dass das Telefon hier zu Hause installiert war und nicht in dem kleinen Büro unten in der Innenstadt, denn so konnte sie ab und zu ein Ferngespräch mit ihrer Mutter in England führen. Es waren blitzschnelle
Gespräche, so teuer, wie jede Minute war, aber sie besaß immerhin die Möglichkeit, wenn etwas passierte. Und deshalb war sie lockerer. Dass das Telefon sich in der Wohnung befand, verschaffte ihr eine direkte Verbindung nach Hause. Aber das kostete, auch wenn es ganz still dort stand. Und Geld hatten sie nie genug.

    Doch allein die Vorstellung, in aller Herrgottsfrühe aufzustehen, um sich zurechtzumachen und tadellos auszusehen und zur Arbeit zu gehen und den ganzen Tag an diesem anderen Ort gefangen zu sein, mit den Händen in anderer Leute Haar, diese Vorstellung war nicht zu ertragen. Der Sinn davon, zu heiraten und Kinder zu bekommen, war doch gerade, dass ihr das erspart blieb, dass sie ihr Leben selbst einrichten konnte, dass sie Nein sagen konnte, »freitags nehme ich keine Kundschaft, komm lieber am Dienstag«, um dann den ganzen Freitag im Haus herumzupusseln, mit Wäschewaschen und Aufräumen, den Illustrierten und dem eigenen Schlafbedürfnis auf den neuesten Stand zu kommen. Den ganzen Tag zu arbeiten, das hatte sie mit zwanzig geschafft, als sie noch kein eigenes Heim gehabt hatte, in das sie sich zurückwünschen konnte. Damals konnte sie den ganzen Tag in den hochhackigen Schuhen stehen, ohne dass Beine, Arme oder Rücken müde wurden.

    Sie zog die Illustrierte zu sich heran und steckte sich eine neue Zigarette an. An diesem Tag würden die neuen Zeitschriften kommen, das fiel ihr plötzlich ein. Dann musste sie jedenfalls in den Laden, und es würde doch keinen

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