Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
erneuern.«
»Willst du sie heute kochen?«
»Sicher, ich bin um halb vier mit Frau Vaage fertig, dann gibt es um fünf Steak and Kindney Pie.«
»Das schaffst du nie im Leben.«
»Aber sicher doch.«
»Hast du den Deckel für die Pastete denn schon gemacht?«
»Nein.«
»Dann machst du heute am besten nur die Füllung, und wir essen den Pie morgen und heute lieber etwas anderes.«
»Warum denn?«
»Weil du das nie im Leben schaffst. Du bist doch nicht gerade der häusliche Typ, das wissen wir beide«, sagte er und ließ sie los, holte den Wischlappen, drehte den Wasserhahn auf, spülte den Lappen gründlich aus, spritzte ein wenig Zalo darauf, rieb
energisch daran und wrang ihn am Ende so hart aus, dass seine Fingerknöchel weiß wurden. Dann wischte er den Küchentisch ab, hob sogar den Aschenbecher hoch und wischte darunter.
»Und weil ich Hunger habe, wenn ich nach Hause komme, und dann gerne sofort essen möchte«, sagte er.
»Schon verstanden.«
Sie steckte sich eine neue Zigarette an, stellte sich ans Fenster und kehrte ihm den Rücken zu. Warum konnte er jetzt nicht einfach gehen? Er war der einzige Mann, der jetzt noch im Haus war, man musste sich geradezu schämen, weil man mit so einem verheiratet war. Sie drehte sich rasch zu ihm um.
»Leg den Lappen weg, ich kümmere mich um die Küche«, sagte sie. »Seite 95 wartet auf dich.«
»Bist du jetzt sauer?«
»Nein. Aber du störst mich. In my routines.«
»Du meine Güte. Das klang ganz schön königlich, wenn ich das mal so sagen darf. Und noch was … wenn du das Ausgussbecken als Mülleimer benutzt, wird es bald verstopft sein.«
»Ich mache es sauber, bevor die Kundschaft kommt, ich wasche ihnen doch über diesem Becken die Haare, remember?«
Sie drückte die halbgerauchte Zigarette aus und ging ins Badezimmer, goss das Salzwasser der Kalbsnieren in die Dusche und füllte mit frischem Wasser auf. Natürlich roch es, wenn man Nieren auswässerte, wusste er nicht, was Nieren waren? Diese Norweger mit ihrer Aversion gegen Innereien. Als sie beim Schlachter unten im Zentrum zum ersten Mal Rinderherz bestellt hatte, hatte er sie angesehen, als ob er an ihrem Verstand zweifelte. Er hatte offenbar noch nie ein mit allerlei Leckerbissen gefülltes Rinderherz probiert. Der Vorteil war, dass sie die Innereien fast gratis bekam und damit eine Menge Geld sparte.
Endlich hörte sie, wie die Tür ins Schloss fiel. Sie ließ das Wasser durch die Haare und über ihren Rücken laufen, über ihren Hintern und weiter die Waden hinab, es war so gut, sich einzuseifen, abzuspülen und sich wieder einzuseifen, viel zu lange dort zu stehen, zu viel heißes Wasser zu verbrauchen. Aber die Kundinnen, die keine Dauerwelle brauchten, wuschen sich oft schon vorher die Haare, viele kamen mit einem Handtuch um die nassen Haare gewickelt. Der kleine Heißwassertank reichte nicht für alle, sie feuchtete dann einen Kamm in einem Glas Wasser an und machte die Haare nass, ehe sie sie auf Wickler rollte, wenn die Kundin nur legen lassen wollte. Und an diesem Tag hatte sie nur eine Dauerwelle.
Sie zog sich nicht sofort an, trocknete sich ab und zog wieder den Morgenmantel an und rieb sich die Haare. Sie liebte diese Stunden, wenn sie allein in der Wohnung war, sie graute sich immer vor dem Sonntag und freute sich auf den Montag. Der neuste Schwachsinn war, dass die Kinder in der Schule samstags vielleicht frei bekommen würden. Das sollte dann mit Hausaufgaben für den Montag ausgeglichen werden, aber was hätte sie davon? Sie hätte sie dann von Freitagnachmittag bis Montagmorgen im Haus. Natürlich sollte das nur dafür sorgen, dass die Lehrer freihätten und die Füße auf den Tisch legen könnten, während die Schüler sich am Wochenende mit den Aufgaben abmühten und die Eltern für die Lehrer die Arbeit erledigten.
Die Morgensendung würde bald zu Ende sein. Sicher war sie die Einzige im ganzen Haus, die die Sendung um neun nicht in Ruhe von Anfang bis Ende und ohne Mann im Haus hören durfte. Jetzt prahlte dieser Kjell Thue damit, dass seine Sendung eine »Beatles-freie« Zone sei, ehe er »Wo die Birken rauschen« spielte.
Sie steckte sich eine Zigarette an und widmete sich wieder
der Illustrierten. Eigentlich könnte sie den Teig für die Pastete auch jetzt machen, bevor die Kundinnen kamen. Und sie hatte alles, was sie für die Füllung brauchte. Rindfleisch in Streifen, Zwiebeln, Kartoffeln, Thymian und Worcestersoße, die die Mutter ihr regelmäßig aus
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