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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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Bristol schickte. Die Mutter war wunderbar und schickte ihr immer wieder Dinge, die sie brauchte und die es hier nicht gab. Wie beispielsweise Haarfarben in allerlei Brauntönen. Hier bleichten sie die Haare von blond bis fast weiß, andere Möglichkeiten hatten sie nicht, sie färbten dann mit Haarfestiger, der nur wenige Tage hielt.
    Die Mutter schickte ihr auch das Family Circle Magazine , wenn sie es selbst ausgelesen hatte, und Salbei und andere Gewürze, die sie für Kalbfleisch und die Füllung für Geflügel benutzte. In diesem Land hier kochte man ja kaum mit Gewürzen.
    Zugleich war sie ehrlich beeindruckt davon, wie viele es dennoch schafften, das Essen gut schmecken zu lassen, nur mit Salz und Pfeffer, Petersilie und Schnittlauch, ein wenig Dill und Porree und Kümmel. Und Butter. Sie hatten wirklich keine Angst davor, Margarine und Butter zu verwenden. Sie hatte selbst immer Butter oder Margarine und Weizenmehl im Haus, denn alles, vom langweiligsten Essensrest bis zu altem Obst, ließ sich als Füllung in einer leckeren kleinen Pastete verstecken. Frau Rudolf brachte ja auch Obst und Gemüse mit, die sie selbst nicht mehr verarbeiten wollte. Petter hatte keine Ahnung, wie viel sie wirklich von Frau Rudolf bekam, sie prahlte lieber damit, wie weit sie mit dem Haushaltsgeld kam, er schrieb das den Einnahmen ihrer Frisierarbeit zu.
    Sie las ungeheuer gern Kochrezepte. Vermutlich, musste sie zugeben, aber nicht anderen und schon gar nicht Petter gegenüber, verbrachte sie mehr Zeit mit Rezeptelesen als mit Kochen. Family Circle war vollgestopft mit Koch-und Backrezepten, hierzulande gab es die nur selten. Hier standen sie auf Strickmuster
und bestickte Tischdecken und Sofakissen und Schnittmuster für Kinderkleider. Aber ab und zu fand sie Gold, etwas, das ein wenig anders und »unnorwegisch« war. Wie in der letzten Nummer von Illustrert , »Knochenlose Vögelchen«. Das war Rindfleisch mit Speckscheiben und Gewürzgurken, zusammengebunden und in der Pfanne angebraten, ehe es in Sahnemilch ziehen durfte. Ganz besonders gern hatte sie die Beilage: »Käsesonne«. Aus grobem Brot wurden mit einem Milchglas Kreise ausgestochen und danach mit zerbröseltem Roquefort bestreut, der in der Mitte eine Vertiefung erhielt. In diese Vertiefung kam ein Eidotter in einem Kranz aus gehacktem Porree und Kümmel. Es klang wunderbar. Aber die Kinder mochten keinen starken Käse. Nicht einmal den köstlichen Stilton wollten sie probieren, den die Mutter jedes Jahr zu Weihnachten schickte. Das andere Rezept war für Fischsuppe.
    Sie konnte Fisch nicht ausstehen.
    Sie servierte niemals Fisch, niemals. Norweger waren verrückt nach Fisch. Petter hatte vor einigen Jahren einmal Bacalao von ihr haben wollen. Sie hatte sich nach Rezepten erkundigt und am Ende geräucherten Kabeljau in einer Tomatensuppe aus der Tüte zusammen mit Kartoffeln und Zwiebeln gekocht. Sie, Petter und die Kinder hatten schweigend gegessen. Danach hatte sie Susy gefragt, ob es ihr geschmeckt habe. »Sicher, Mama, das hat sehr gut geschmeckt, aber du brauchst es nicht wieder zu kochen.«
    Petter kochte ab und zu ein Fischgericht, Seelachs oder Kabeljau, und sie blieb dann im Wohnzimmer. Vom Geruch war ihr schon schlecht, noch ehe sie sich zu Tisch gesetzt hatte. Es roch nach einer Mischung aus Leim und Erbrochenem, und es half nicht einmal, alles mit zerlassener Butter zu bedecken. Danach stank es noch tagelang in der ganzen Wohnung danach. Aber er beklagte sich über den Geruch von feinen frischen Kalbsnieren?
Herrgott, wenn sie ihm seinen Traum erfüllte, zu Hause arbeiten zu dürfen, würde es wohl alle zwei Tage Fisch geben. Das allein wäre schon Grund genug, wieder schwanger zu werden. Aber dann würde sie auch wieder mit ihm schlafen müssen, und dazu hatte sie jetzt seit geraumer Zeit keinen Grund mehr gesehen.
    Sie räumte die Küche fertig auf, pulte mit den Fingern den Inhalt aus dem Ausgussbecken und ließ ihn in den Mülleimer fallen. Danach scheuerte sie das Becken mit einer Prise Ata auf der Spülbürste, ließ Wasser nachlaufen und rieb den Rand davor sauber und glänzend. Schließlich war das die Stelle, wo sie immer das Handtuch hinlegte, wenn die Kundinnen sich zurücklehnten, um sich die Haare waschen zu lassen. Es durfte nicht unordentlich oder schmutzig sein, wenn die Damen kamen, sie klatschten ja so schrecklich. Sie machte auch eine Runde durch das Wohnzimmer, wischte den Couchtisch ab und legte die Sofakissen auf den Sofarücken,

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