Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
davon, dass das Wasser nicht zu heiß war, dann duschte sie den ganzen Knabenkörper, seifte ihn ein und
spülte ab. Sie legte das Handtuch um ihn und rubbelte ihn trocken, dann zog sie ihm einen sauberen Schlafanzug an. Willenlos ließ er sie jedes Glied heben wie früher, als er klein gewesen war.
»Du hast nicht aufgegessen?«, fragte sie.
»Nein.«
»Dann warten wir mit dem Zähneputzen bis nachher, Lieber.«
»Du bist lieb, Mama.«
»Du auch, mein Schatz.«
»Papa findet das nicht.«
»Doch, das findet er. Er ist nur ab und zu ein bisschen streng.«
»Er ist jeden Tag streng.«
»Psst … jetzt gehen wir wieder zu Jan-Ragnar.«
Fartein öffnete die Tür.
»Ich muss pissen«, sagte er.
»Kein Problem, wir waren gerade fertig«, sagte sie.
Er zielte mitten ins Wasser, so dass es ein Geräusch gab. Nirgendwo war es so hellhörig wie im Badezimmer, die Badezimmer waren wie ein Turm aus kahlen Räumen übereinander gebaut. Er pisste lange. Er war müde. Das kam sicher vom Schleppen der vielen Skier. Er schüttelte den letzten Tropfen ab und schob sein Glied in die Hose, zog den Reißverschluss hoch, blieb stehen und horchte. Er horchte nach oben. Doch, er konnte sie im Badezimmer hören, vielleicht war sie nackt, aber eigentlich war es noch ein wenig zu früh am Abend. Nun hörte er den Wasserhahn, danach das Wasser, das durch die Leitung vor seinem Gesicht lief, es war so seltsam intim, als hätte er auf diese Weise Kontakt zu ihr, wüsste Dinge über sie, die andere nicht wussten, nicht einmal ihr Mann, denn sie war wohl allein im Badezimmer, auch wenn der Trottel zu Hause war.
Was für eine Vorstellung, so eine Frau zu Hause zu haben und dann wild durch die Gegend zu fahren, um Tütensuppen zu verkaufen. Der musste doch wahnsinnig oder total pleite sein. Er selbst hatte dieses geschlechtslose, zundertrockene Stück Holz in seiner Küche, jeden und jeden Tag, ohne häufiger als einmal pro Schaltjahr Lust auf sie zu haben, und zwei Meter über ihm stand eine phantastische Frau ganz ohne Mann. Verdammt, was für eine Ironie des Schicksals! Er könnte dem Suppenkaspar so richtig eins auswischen und einfach nach oben zu ihr in die Wohnung gehen, sie aufs Bett werfen und ihr das geben, was sie von einem Mann erwartete. Der Kerl konnte ihr ja nicht mal ein Kind machen.
Er rieb sich im Schritt bei dieser Vorstellung und schloss die Augen, aber nein, im Moment mochte er mit dieser Phantasie nicht weitergehen. Außerdem waren die verdammten Bälger noch nicht im Bett, er hatte erst Ruhe, wenn sie in ihren Betten steckten und endlich Frieden herrschte. Er zog ab und ging durch die Diele ins Wohnzimmer. Die Schiebetür war eine große matte Platte aus Eichenholz, er hörte dahinter gedämpfte Stimmen. Er schaute auf die Uhr, bald würde im Hause Ruhe herrschen. Auch er würde früh ins Bett gehen, am nächsten Morgen mussten sie die neue Sommerware auspacken. Alles von Fußballschuhen über Tischtennisschläger bis zur Campingausrüstung, er würde den ganzen Tag mit dem Kopf in riesigen Pappkartons stecken. Zum Glück würden sie erst um zwölf Uhr aufmachen, um ohne Kundschaft arbeiten zu können, das war ein Trost.
Er trank den letzten Rest Kaffee, aber der war kalt geworden und er spuckte ihn in die Tasse zurück.
Geir schluchzte noch immer, als er seinen Teller leer aß.
»Ist die Kleine aus dem Dritten denn mit Irene Salvesen befreundet?« , fragte sie.
Geir nickte.
»Nicht gerade befreundet«, sagte Jan-Ragnar.
»Doch«, sagte Geir.
»Sie darf zu Irene reingehen«, sagte Jan-Ragnar.
»Wenn ihr Vater die Wohnung abschließt«, sagte Geir.
»Hat Irene euch das erzählt?«
»Nein, Oliver«, sagte Jan-Ragnar. »Und er weiß es von Susy. Irene hat es Susy erzählt. Und weil Ninas Mutter tot ist, muss sie uns leidtun.«
»Darf sie deshalb zu Salvesens in die Wohnung?«
»Ja«, sagte Geir.
»Weil Irenes Eltern so lieb sind. Sie darf zu ihnen, sogar wenn sie sich nassgemacht hat«, sagte Jan-Ragnar mit einem raschen Blick auf Geir.
Sie hatte kaum je ein Wort mit Salvesens von gegenüber gewechselt. Salvesens waren stille Menschen, und ihre Tochter Irene mochte zehn, vielleicht neun sein. Sie wirkte ebenso still wie die Eltern und war immer hübsch gekleidet und frisiert, fast wie eine kleine Puppe. Herr Salvesen sprach mit südnorwegischem Akzent und war sicher fromm, sie dagegen kam aus Trøndelag. Fartein hatte einmal vor dem Block kurz mit ihm gesprochen und dabei erfahren, dass Herr Salvesen
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