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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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den älteren Kindern gesagt, Handtücher und Bettwäsche müssten gebügelt werden, ja, alles, was Hitze vertrug, müsste gebügelt werden. Aber sie hatten gar kein Bügeleisen. Die Hemden des Vaters waren alle kariert, da sah man die Knitter nicht so richtig. Und Tischdecken hatten sie nicht. Das einzige Mal im Jahr, wo das Bügeln wirklich wichtig war und wo sogar in den Illustrierten, die sie bei Irene lesen durfte, darüber geschrieben wurde, war der Nationalfeiertag am 17. Mai. Dann sollten die Kleider »gepresst« werden. Das hieß nicht, dass sie zusammengepresst wurden wie die nassen Sachen in der Mangel, sondern dass man einen feuchten Lappen zwischen Kleider und Bügeleisen legte, während man die Trachtenhemden und Männerhosen und Trachtenschürzen und Schleifen in den norwegischen Farben bügelte. Aber dann waren sie immer bei den Großeltern, weil der Vater es am 17. Mai zu Hause nicht aushielt. Er sagte immer, wie froh er sei, dass er Fachlehrer war und nicht Klassenlehrer, so dass er nicht »wie sonst ein Idiot« mit seinen Schülern im Festzug mitmarschieren müsste. Und bei den Großeltern gab es keinen Festzug, es gab nur Zuckereier und Sahnetorte mitten am Tag, und die Großmutter trug immer eine wunderschöne Brosche aus Silber mit der norwegischen Flagge in der Mitte, eine Art Metallfahne. Die Großeltern und der Vater hatten »den Krieg erlebt«, deshalb redeten sie am 17. Mai den ganzen Tag über den Krieg. Es machte Spaß, ihnen zuzuhören, es war fast wie ein Märchen. Und es war ein seltsamer Gedanke, dass der Vater einmal ein kleiner Junge gewesen war und dass die Großeltern damals seine Eltern gewesen waren.
    Sie hatten auf der kleinen Rasenfläche vor dem Haus eine hohe weißgemalte Fahnenstange. Dort hisste der Großvater die Flagge immer ganz früh am Morgen, ehe sie und der Vater mit dem Bus kamen. Die Großmutter bügelte die Flagge schon am Vorabend. Vielleicht »presste« sie sie sogar?

    »Wollen wir die Betten nicht neu beziehen, Papa?«
    »Nein.«
    »Das ist aber schon ganz schön lange her.«
    »Nein, habe ich doch gesagt! Zwei Maschinen reichen ja wohl für einen Abend.«
    Sie musste die Bütte mit den weißen Würmern und den kleinen weißen Keksen, zu denen die Unterhosen des Vaters geworden waren, hochheben. Er nahm sie und verschwand damit im Wohnzimmer. Sie hörte seine Schritte in der Diele, hörte, wie er die Kommodenschublade nach dem Beutel mit den Wäscheklammern durchwühlte, dann die Wohnungstür, die hinter ihm zufiel. Sie quetschte sich aus der Ecke hinter der Waschmaschine hervor und lief zum Kühlschrank, um einen Klumpen Marmelade aus dem Glas zu fischen, bevor sie alle bunten Kleider in die Maschine steckte.
    Der Geschmack von Preiselbeeren füllte ihre Mundhöhle, sie stand ganz still und mit geschlossenen Augen da, während sie ihr Bewusstsein bis zum Rand von jedem kleinsten Bestandteil des Geschmacks füllen ließ, bitter und süß und scharf dunkelrot. Sie merkte, dass ihr Herz ganz schnell schlug. Es war ein richtig schöner Tag geworden, und morgen würde es Omelett geben! Sie wollte auch noch mehr an den 17. Mai denken, es dauerte ja nicht mehr so lange. Sie aßen immer Schweinebraten, ehe sie mit dem Bus nach Hause fuhren, das war das leckerste Essen auf der Welt. Heiße Kartoffeln, die unter einem sauberen, gebügelten Geschirrtuch ruhten, bis sie sich zum Essen hinsetzten, und Soße und Erbsen zusammen mit dem warmen, braunen Fleisch. Die Soße schmeckte ein wenig süß, und die Erbsen waren sogar sehr süß. Es war so seltsam, dass braunes und grünes Mittagessen süß sein konnte, Mittagessen schmeckte sonst doch immer salzig. Und zum Nachtisch gab es den Rest der Sahnetorte, das war ganz phantastisch. Sie öffnete
die Augen, schluckte den letzten kleinen Geschmack der Marmelade hinunter.
    Sie könnte doch Geschirrtuch und Lappen zusammen mit diesen Sachen waschen? Die mussten bei sechzig Grad gewaschen werden, reichte das, um den Lappen ganz sauber zu machen? Vermutlich nicht. Und wenn er das Chlorin vergessen würde, könnte sie anbieten, in den Laden zu gehen. Vielleicht dürfte sie dann auch Klopapier und rosa Lux-Seife kaufen, sie hatten von beidem nicht mehr viel. Frau Salvesen klebte den letzten kleinen Rest des alten Seifenstückes immer an das neue, das war so schön. Einmal hatten sie eine große neue grüne Seife mit einem kleinen rosa Stück an der Seite, ein andermal war die größere Seife hellblau und oben klebte ein kleiner

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