Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
weißer Rest Altseife. Wenn sie eine rosa Seife kaufen dürfte, würde sie versuchen, es so zu machen wie Frau Salvesen. Sicher brauchte sie nur zu warten, bis beide Seifen ganz nass wären, die kleine und die große, dann müsste sie sie fest aufeinanderpressen und sie drehen und unter heißem Wasser reiben, bis sie ganz sicher war, dass sie jetzt endlich aneinanderklebten. Ja. Das mit dem Chlorin würde sie erst wieder erwähnen, wenn der Vater morgen von der Arbeit kam und schon eingekauft und das Chlorin ganz sicher vergessen hatte.
Sie hörte seine Schritte auf den beiden letzten Treppen. Er schloss die Tür ab, als er hereingekommen war. Sie wusste sehr gut, dass er sie nicht aussperrte, wenn er das tat. Er sperrte sich selbst ein. Aber sie begriff nicht, warum. Das war eins der Dinge, nach denen sie ihn oft fragte, in ihren Gedankengesprächen. Dann antwortete er, er habe Angst vor Dieben. Aber was könnten die denn mitnehmen, überlegte sie. Die Betten? Die Kochtöpfe? Den Herd? Sie hatten keine Bilder an der Wand und nur ihre eigenen Kleider, warum also hatte er Angst vor Dieben? Sie begriff das nicht.
»Verdammt.«
»Ich hab die restlichen Kleider schon reingelegt«, sagte sie.
»Verdammtes Weiberpack! Stehen da und kommentieren die Dicke meiner Handtücher! Kichern und behaupten, sie könnten die Zeitung da durch lesen! Ich werde so ein Gestell kaufen, das man auseinanderklappen kann, und das kann dann mit der Wäsche auf dem Balkon stehen. Ich hab, verdammt noch mal, keinen Nerv mehr, mich mit den verdammten Weibsbildern und der Wäsche herumzuärgern, wenn…«
»Waren das viele?«
»Die leihen sich doch gegenseitig die Wäscheleinen! Meine Leine ist ganz rechts, das steht deutlich auf der Stange, 4 b steht da. Und dann komme ich nach unten, und da hängt, verdammt noch mal, alles Mögliche, Knüpfteppiche und Wolldecken, und natürlich reiße ich das runter und werfe es auf den Kies. Niemand hat mich um Erlaubnis gebeten, meine Leine zu benutzen! Frau Rudolf und Frau Åsen und Frau Larsen und Frau Dukannst-mich-mal, die stehen da und rauchen und machen sich mit den Wäscheklammern wichtig und plappern, plappern, plappern! Scheiße!«
»So ein Gestell wäre schön, Papa.«
Eigentlich wusste sie jedoch, dass im großen Trockenschrank Platz genug für alles wäre, wenn sie nur öfters waschen würden. Der Schrank reichte doch fast bis an die Decke und hatte vier kleine Etagen mit quer gespannten Leinen.
»Aber Scheiße, dass die sich in alles einmischen müssen!«
»Frauen sind eben anders, Papa.«
Er holte tief Luft, schloss für zwei Sekunden die Augen und schaute auf sie herab. Er sah eigentlich nicht böse aus, sondern vor allem traurig. Er tat ihr auch leid, alle anderen Männer hatten Frauen, die diese Frauensachen für sie erledigen konnten.
Er versuchte zu lächeln, aber das gelang ihm nicht. Er wusste, er hätte es schaffen müssen, es war ein seltsames und überraschendes Gefühl, dass sie ihm plötzlich ein wenig leidtat. Vielleicht weil sie so erschöpft aussah und so klein war. In einem oder schon in einem halben Jahr würde sie die Kleider an die Wäscheleine hängen können, man wusste doch nicht, wie schnell so ein Mädchen in die Höhe schoss, er musste die Daumen drücken. Ein aufklappbares Gestell für den Balkon könnte absolut eine Lösung sein, aber er würde es schrecklich finden, wenn seine Kleider zur allgemeinen Belustigung vor seinem Wohnzimmer hingen.
Das Mädchen war überall nass, sogar ihre Haare, was zum Teufel hatte sie nur angestellt?
Gespült natürlich, Tassen und Teller und Besteck. Oh verdammt, wie er diese Scheißweiber hier im Treppenhaus hasste, selbstgerechte Besserwisserinnen, die sicher für die eigenen Ehemänner nicht die Beine breitmachten, sondern mit einer Zigarette zwischen den Fingern dalagen und alles darauf schoben, dass sie von der Hausarbeit müde wären.
Anna hatte das nie getan.
Mit ihr war es immer so schön unter den Decken gewesen. Und dann hatte sie ihn im Stich gelassen und war gestorben. Als ob der Teufel sich hereingeschlichen und sie an sich gerissen hätte. In seiner großen Freude hatte er die Tür weit offenstehen lassen, aus purem Glück, und um alle an seinem Glück teilhaben zu lassen, denn es war fast nicht zu fassen gewesen. Die schöne Anna mit dem blanken Bauch und einem trampelnden Leben hinter der gespannten Hautschicht, und dann starb sie einfach. Und er hatte der Welt nichts mehr zu zeigen.
Er spürte am
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