Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Wohnblocks waren neu, die Handwerker liefen noch immer ein und aus, Leitungen und Stromsystem mussten gewartet werden, in allen Schornsteinen musste etwas ausgetauscht werden, diese Bauaktivität war einfach unüberschaubar, er konnte nicht glauben, dass Henriksen Recht behalten würde. Die Firmen, die diese Wohnblocks errichteten, hatten zehntausend andere Dinge zu bedenken statt Gucklöchern in den Wohnungstüren. Nein, auf so eine Kleinigkeit würden sie nicht so schnell kommen.
Jetzt war er seit einer Woche mit den Blocks in Ungdommens Egen Heim beschäftigt, an diesem Tag würde er mit dem zweiten Block anfangen im hintersten Aufgang. Im ersten Block hatten alle gekauft, mit Ausnahme einer Wohnung unten rechts,
wo gerade jemand gestorben war. Ein weinendes Gesicht hatte die Tür geöffnet und sie gleich wieder zugeschlagen, und einige Kinder hatten ihm erzählt, dass der Mann, der dort gewohnt hatte, von einem Gerüst gefallen war mit dem Kopf in eine Zementmischmaschine, die sich gerade drehte und drehte und deshalb den Kopf abgerissen hatte. Die Kinder hatten ihm das ausgeschmückt, er hatte den Handbohrer hervorziehen und ihnen damit drohen müssen. Ihm war schlecht geworden von ihren Phantasien darüber, welche Mengen an Blut diese Enthauptung produziert hatte. Und dass der Zement natürlich nicht zu brauchen gewesen war, weil die Farbe nicht mehr stimmte.
Aber jetzt kam der nächste Block.
Die vielen Wohnblocks in Ungdommens Egen Heim hatten zwei Wohnungen auf jeder Seite, in vier Etagen und in drei Aufgängen. Vierundzwanzig Wohnungen insgesamt im ganzen Block. Die Kunden bezahlten neunzehn Kronen pro Türspion, seine Provision waren fünf Kronen pro Guckloch. Ein Block wie dieser brachte ihm hundertzwanzig Kronen. Ein wenig Steuern musste er bezahlen, doch verdammt, ihm blieben mehr als achtzig Kronen für den Schuhkarton. Er fragte sich übrigens, ob Henriksen die Steuern wirklich weiterreichte. Aber ob er das tat oder nicht, war auch egal. Er hatte sich nichts vorzuwerfen.
Er strampelte den letzten Hang nach Ungdommens Egen Heim hoch. Er kannte die Gegend schon gut, weil er die Wege dahinter als Abkürzung benutzt hatte, als er vor einem Monat in der riesigen neuen Siedlung in Moholt gearbeitet hatte.
Die Wohnsiedlung war noch immer von der regen Bauaktivität geprägt. Gräben waren offen, Bagger standen am Rand, die Asphaltwege waren schwarz und rochen nass, und Wasser quoll an
Stellen hervor, wo niemand damit hatte rechnen können, und alles war seltsam flach und neu. Die Bäume standen frisch gepflanzt in Reih und Glied und waren winzig klein. Schön war das nicht. Das Einzige, was normal wirkte, waren die Butterblümchen wie gelbe Tupfen überall, wo niemand sie geplant hatte, sie pressten sich durch den Streusand, der den ganzen Winter von der Straße herübergespritzt war, oder standen hier und da auf den flachen Rasenflächen ganz ohne System.
Die Wohnblocks sahen aus wie lange flache Klötze, und auf den Spielplätzen dahinter wimmelte es vor Kindern, die noch nicht im Schulalter waren. Frauen mit Kinderwagen und Einkaufstaschen oder beidem wanderten herum in hässlichen Kleidern und mit Lockenwicklern unter straff gebundenen Kopftüchern. Es würde vielleicht schwieriger zu verkaufen sein, jetzt wo es so warm geworden war. Was, wenn alle draußen wären und nicht im Haus, wenn er klingelte?
Er hatte seine Mutter am Morgen gefragt, wann Frauen anfingen sich zu sonnen. Es war doch schon Anfang Mai.
»Einige haben schon angefangen«, sagte sie. »Dann liegen sie auf Liegestühlen im Garten. Was du aber fragst. Das weißt du doch.«
»Aber nicht die in den Wohnblocks, oder?«
»Uff, von solchen Blocks habe ich keine Ahnung«, sagte sie.
»Die haben alle Balkons«, sagte er. »Vielleicht sonnen die sich da?«
»Auf einem Balkon kann man sich nicht sonnen«, sagte die Mutter. »Der ist doch überbaut und liegt im Schatten.«
Seine Mutter lag auf einem blau-weiß gestreiften Liegestuhl auf ihrem zweitausend Quadratmeter großen Grundstück, mit Nivea eingeschmiert, glänzend und unbeweglich.
»So ein Balkon ist was Schönes«, sagte er.
»Garten ist besser. Die armen Menschen.«
»Arm? Wieso sagst du das?«
»Solche Blockleute sind doch ziemlicher Pöbel. Die können sich kein eigenes Haus leisten. Das sagt doch einiges. Oder eigentlich alles.«
Er fing unten links an. »Åsen« stand auf dem Schild. Er musste dreimal klingeln, ehe geöffnet wurde und im Türspalt ein Gesicht
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