Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)
Mittelmaß hatte er im Kopf, alle Türen waren gleich. Er malte mit dem flachen Zimmermannsbleistift ein Kreuz und nahm den Bohrer vom Werkzeuggürtel, bohrte rasch das Loch und blies hinein, fühlte mit dem Finger nach. Dann schraubte er den kleinen Metallzylinder auseinander, überzeugte sich davon, dass die Richtung stimmte, und schob von jeder Seite einen Teil hinein, schraubte sie mit den Fingern zusammen und machte die letzte Drehung von außen mit einer kleinen Zange, während er von innen gegen den Zylinder drückte, damit der ruhig lag.
»Da, das war’s schon«, sagte er. »Jetzt können Sie sehen.«
Er schloss die Tür, und sofort war ihr Auge da.
»Ja, so was«, flüsterte sie. »Ich sehe ja alles.«
»Ich kann mich mal vor die Tür stellen und klingeln, damit Sie sehen, wie es ist, wenn dort jemand steht.«
Er ging hinaus und klingelte. Das Loch wurde dunkel. Sie öffnete die Tür mit einem strahlenden Lächeln.
»Phantastisch«, sagte sie. »Aber dein Gesicht ist ein bisschen komisch. Und riesig groß.«
»Ja, nicht wahr? Das liegt an der erweiternden Optik. Deshalb kann man durch so ein kleines Loch so viel sehen.«
»Aber die draußen, können die nicht sehen, dass ich ins Loch schaue? Wenn ich zum Beispiel so tue, als ob ich nicht zu Hause wäre?«
»Ein bisschen, vielleicht.«
Natürlich konnten sie das, aber das brauchte er einer so zufriedenen Kundin doch nicht zu verraten.
»Dann schicke ich die Rechnung mit der Post«, sagte er. »Aber Sie müssen hier diese Quittung ausfüllen. Die Adresse habe ich schon. Hier oben Name und Geburtsdatum und auch das von Ihrem Mann, und dann hier unten unterschreiben. Aber die Rechnung geht dann an ihn, wissen Sie.«
Sie lachten beide.
»Ja, Rechnungen sind Männerarbeit«, sagte sie.
Sie legte den Block auf die Waschmaschine und unterschrieb sorgfältig und elegant. Er riss den obersten Bogen heraus und behielt den Durchschlag. Fünf Kronen verdient.
»Dann geh ich mal zur nächsten Tür weiter.«
»Zu Moes?«
Er schaute auf das Schild.
»Ja, Moe, so heißen sie«, sagte er.
»Ich bin ja nicht so sicher, ob sie eins wollen. Sie… denen geht es nicht so gut, glaube ich. Zuerst ist er mit dem Motorrad verunglückt, und dann ist ihr Baby gestorben.«
»Waren sie mit dem Baby mit dem Motorrad unterwegs? Im Beiwagen oder wie?«
»Nein, nein. Er war allein. Und dazwischen lagen einige Tage, glaube ich.«
»Aber vielleicht wollen die ja trotzdem sehen, wer klingelt.«
»Du kannst es ja versuchen.«
Sie schloss die Tür. Das Loch wurde sofort schwarz, natürlich wollte sie den Spion einweihen, wenn er bei Moes klingelte.
Nach einigen Minuten öffnete ein Mann mit einer Krücke. Männer, die tagsüber zu Hause waren, waren fast immer sauer und misstrauisch, weil sie in neun von zehn Fällen krank waren. Dieser war keine Ausnahme, das sah er sofort.
»Was willst du?«
»Ich heiße Lars Lockert, ich kann einen Spion in Ihrer Tür montieren. So einen, wie Frau Åsen gerade gekauft hat.«
Er drehte sich um und zeigte auf die Tür. Sofort war Frau Åsens Auge verschwunden.
»Ach so. Aber ich bin nicht sicher, ob …«
»Dann braucht man nicht Leuten zu öffnen, mit denen man
nicht reden will. Den vielen Kindern, die Maiblumen und Lose und so was verkaufen.«
»Da sagst du was Wahres.«
»Wer ist das?«, fragte eine dünne Frauenstimme aus der Wohnung.
»Nur ein Vertreter. Was kostet das?«
»Nur neunzehn Kronen. Und die Rechnung kommt mit der Post. Und ich bohre und montiere im Handumdrehen. Hier und jetzt.«
»Dann los.«
»Ich muss aber reinkommen, ich bohre lieber von innen.«
»Natürlich.«
Herr Moe riss die Tür sperrangelweit auf.
Seine Frau saß mit den Händen im Schoß am Küchentisch. Sie hatte weder Kaffeetasse noch Zeitung oder Handarbeit vor sich liegen, das sah seltsam aus. Dann fiel ihm das mit dem Baby ein. Es war sicher ganz schön schlimm, wenn ein Baby starb, auch wenn man es irgendwie noch nicht richtig kannte. Bei einem Jugendlichen oder einem Erwachsenen war das etwas ganz anderes. Bei einem Baby konnte man doch einfach ein neues machen.
Er hätte gern nach dem Motorrad gefragt. Vielleicht war das ja zu verkaufen, wo der Mann doch an Krücken ging und sicher eine Zeit lang nicht fahren könnte. Aber Herr Moe wirkte nicht gerade gesprächig, und das mit dem Motorrad durfte er eigentlich gar nicht wissen, das war also nicht so einfach. Ein neues Motorrad konnte an die dreitausend Kronen kosten, ein gebrauchtes
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