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Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition)

Titel: Ich werde dich so glücklich machen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne B. Ragde
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könnte man vielleicht für einen Tausender bekommen, aber da war eben die Sache mit dem toten Baby. Ach, verdammt.

    Er machte sich an die Arbeit, er konnte jetzt die Größe von beiden abschätzen, und das mit den Kindern, die nicht an das Guckloch
heranreichten, brauchte er hier auch nicht zur Sprache zu bringen. Er sah nirgendwo Spielzeug oder kleine Schuhe in der Diele, wo er stand, das tote Baby war offenbar das einzige Kind gewesen.
    Der Mann lehnte sich an die Anrichte und rauchte. Er konnte wirklich nicht viel älter sein als er selbst. Und schon hatte er Frau und totes Kind und Motorrad und Wohnung. Der arme Teufel.
    »Es fällt ein bisschen Sägemehl an«, sagte er.
    »Darum kümmern wir uns nachher«, sagte der Mann.
    Die Frau schaute aus dem Küchenfenster. Ihre Haare waren dünn und fettig, fast blank vor Fett. Die Küche war aufgeräumt, aber kein bisschen gemütlich, sie wirkte wie die Küche an einem Arbeitsplatz. Alles, was da sein sollte, war sicher vorhanden, aber das war auch alles. Und es roch muffig und nach Zigaretten, obwohl es draußen so schön und sonnig war. Verdammt, er konnte ja so froh sein, dass er nicht dieser Mann war. Und dann noch diese lahme und hässliche Alte. An die würde er zu einer späteren Gelegenheit jedenfalls nicht denken. Oh Himmel.
    »Dann wäre das erledigt. Und wenn Sie die Sache bereuen, komme ich einfach und dichte ab und poliere und …«
    »Ist schon gut. Tausend Dank. Wiedersehn.«
    »Sie müssen hier auf meinem Block unterschreiben. Name und allerlei Kram plus Unterschrift. Die Adresse hab ich ja.«
    Zehn Kronen.

    »Rudolf« stand auf dem nächsten Schild im ersten Stock, na gut, auch ein Name. Vielleicht der Vorname eines Mannes, der allein hier lebte, aber das glaubte er nicht. In diesen Blocks wohnten junge Familien, fast alle hatten Kinder in allerlei Größen. Er musste davon ausgehen, dass es ein Nachname war.
    Und zum Glück öffnete eine erwachsene Frau.
    »So. Hier bin ich. Ich bringe in Ihrer Tür ein Guckloch an. Das geht im Nu!«
    »Was soll ich damit?«
    »Tja … man kann sehen, wer draußen steht. Und dann brauchen Sie nicht aufzumachen, wenn Sie nicht wollen.«
    »Mit so einem Guckloch?«
    »Ja.«
    Er reichte ihr eins aus seiner Tüte, und sie hielt es sich ans Auge.
    »Du meine Güte. Und was kostet das?«
    »Neunzehn Kronen. Und wenn Sie sich die Sache anders überlegen, komme ich einfach und …«
    »So eins wünsche ich mir schon lange. Dann brauche ich den Buchverkäufern nicht aufzumachen. Mein Mann kauft ein, als ob das umsonst wäre.«
    »Dann hat sich das hier schnell wieder rentiert.«
    »Genau. Komm rein. Oder machst du das von außen?«
    »Nein, ich muss von beiden Seiten bohren.«
    »Tut mir leid, dass es so unordentlich ist. Wir haben am Sonntag Konfirmation.«
    Die Küche wimmelte nur so von Weißkohlstücken, Apfelschalen, Apfelsinen, Töpfen, Schüsseln und Einmachgläsern. Auf dem Boden lagen plattgetretene Kohl-und Obststücke. Die Küchenmatte war vor dem Küchentisch zu einer Wurst zusammengeschoben worden.
    »Ich mache Kümmelkohl. Hausmannskost, dafür ist sehr viel Kohl vonnöten.«
    »Ach.«
    »Und dann wollte ich zum Nachtisch einen Pudding kochen, aber ich habe so viel Obst bekommen, dass es jetzt Obstsalat gibt. Mit Walnüssen und Sahne.«
    »Klingt gut.«
    »Mein Mann fährt für die Markthalle, weißt du.«
    »Dann kriegt er sicher viel gratis.«
    »Das kann man wohl sagen. Zu viel. Möchtest du vielleicht eine Apfelsine?«
    »Gern. Wenn ich fertig bin. Das geht schnell. Die Rechnung kommt mit der Post.«
    »Muss ich irgendwo unterschreiben? Dann muss ich mir erst die Hände waschen.«
    Er legte den Quittungsblock auf die Waschmaschine neben der Tür und schob das Pappstück unter die nächste Quittung. Die Pappe sorgte dafür, dass der Durchschlag nicht auch die restlichen Quittungen erfasste. Sie wusch sich die Hände und trocknete sie sorgfältig ab, dann holte sie einen Kugelschreiber und füllte aus.
    »Auch den Namen Ihres Mannes«, sagte er.
    »Ja doch.«
    Im selben Moment notierte sie etwas auf einen Schreibblock, der an der Wand an irgendeinem bemalten Krimskrams hing.
    »Einkaufsliste«, sagte sie. »Mir fällt immer noch was ein. Eben waren es Servietten und Ata.«
    »Kommen denn viele Gäste?«, fragte er und machte ein Kreuz auf die Tür. Er hatte keine Lust zu fragen, wie groß ihr Mann war, die meisten waren sicher normal.
    »Nur acht. Wir feiern hier zu Hause.«
    Das musste er seiner Mutter

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