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Ich werde die Bilder im Kopf nicht los - mein Leben nach dem Missbrauch

Ich werde die Bilder im Kopf nicht los - mein Leben nach dem Missbrauch

Titel: Ich werde die Bilder im Kopf nicht los - mein Leben nach dem Missbrauch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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sah, lächelte er wieder so schief. Das schönste Lächeln der Welt!
    Im Fahrtwind kühlte sich auch mein Gesicht allmählich wieder ab. Wir lachten und redeten und genossen die gemeinsame Fahrt. »Musst du nicht nach Hause?«, fragte ich, als wir an der Fähre ankamen, aber er meinte, das sei schon okay. Robert brachte mich bis zum Reitstall – fast 20 Kilometer! Meine Freundinnen sahen mir sofort an, dass es sich bei meiner männlichen Begleitung um den tollen Robert handeln musste. Sie kicherten. Robert verabschiedete sich zwar ziemlich schnell, aber am nächsten Tag brachte er mich wieder zum Stall. Und am übernächsten Tag wieder. Es war wunderschön. Manchmal fuhren wir Händchen haltend. Dann fuhren wir Rennen. Es war jeden Tag ein Riesenglück. Und das sogar bis in den Winter hinein, als das Wetter ekelhaft kalt und nass wurde. Glücklicherweise schneit es bei uns nicht so häufig. Und auch Eisglätte ist eher selten. So konnten wir jeden Tag gemeinsam Rad fahren.
    Wenn ich heute an diese Zeit zurückdenke, staune ich immer noch über Roberts Ausdauer. Er hätte sicher auch ein Mädchen gefunden, das er nicht jeden Tag bei jedem Wetter fast zwanzig Kilometer bis zu einem Reitstall hätte begleiten müssen. Aber er hat es gerne getan. Der tolle Robert.
    Aber dann geschah das mit meinem Stiefvater.
    Danach fühlte ich mich unfähig, auf Roberts SMS zu antworten. Ich war innerlich wie tot, meine Seele abgestorben. Nur mein Körper lebte irgendwie noch und schleppte sich, nachdem mein Stiefvater mir klargemacht hatte, dass ich gefälligst weiter funktionieren sollte, am nächsten Tag wieder in die Schule.
    Ich sah Roberts schiefes Lächeln, als er mich entdeckte. Aber in mir regte sich nichts. In der Pause schlenderte er zu mir mit einem kleinen Paket in der Hand. »Hier – zum Geburtstag«, strahlte er. Aber ich drehte mich einfach um und ließ ihn mit dem Päckchen stehen. Obwohl ich so abweisend war, bemühte sich Robert noch eine Weile um mich, schickte SMS oder versuchte, mich zum Stall zu begleiten, aber ich ließ ihn eiskalt abblitzen. Ich habe ihn einfach ignoriert, konnte nicht mit ihm reden. Ich konnte mit niemandem reden. Es war, als ob ich in einem Karton sitzen würde, nein, als ob ich ein Karton wäre. Klotzig, leer und tot.
    An einem Wochenende tauchte Robert im Stall auf. »Mensch, Anna, was ist denn los?«, fragte er und ich sah in seinen Augen, wie sehr ihn mein Verhalten verwirrte und verletzte. Aber ich stöhnte nur, verdrehte die Augen und ließ ihn ein letztes Mal stehen. Von da an hat er mich in Ruhe gelassen.
    Noch heute denke ich oft an Robert – die einzige Schwärmerei meines Lebens. Auch jetzt fällt er mir wieder ein, als ich für das nächste Verhör, das wir ja letzte Woche abbrechen mussten, auf das moderne Polizeigebäude zulaufe. Wahrscheinlich wundert er sich bis heute, was damals mit mir los war. Aber was hätte ich ihm sagen sollen?
    Am Empfang wartet bereits Herr Rabe, mein Anwalt, auf mich. Er steckt in einem steifen schwarzen Anzug und streckt mir fast roboterartig die Hand entgegen. Für ihn ist es wahrscheinlich schon Stress, wenn er mich nur sieht, denke ich. Die Überforderung steht ihm wie immer ins Gesicht geschrieben. »Und, fühlen Sie sich heute stark genug?«, will er wissen. Was für eine dämliche Frage! Ich zucke nur mit den Schultern. »Na, dann wollen wir mal!«, sagt er nun, um einen lockeren Ton bemüht, als wir in den Fahrstuhl steigen. Ich seufze tief, woraufhin Herr Rabe mir den Oberarm tätschelt. »Das wird schon!«, sagt er. Eine Floskel nach der anderen!
    Oben angekommen, läuft uns Herr Krause schon auf dem Flur über den Weg: »Gehen Sie schon mal vor, Sie wissen ja, wo es langgeht. Ich komme gleich.« Wie das klingt! Als ob ich hier Stammgast wäre. Ich sehe Herrn Krause hinterher. Irgendwie mag ich ihn. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass wir uns ausnahmslos in dieser fürchterlichen Befrage-Situation begegnen.
    Herr Rabe öffnet die Tür zum Vernehmungszimmer. Mein Blick fällt immer zuerst auf die Spielzeugecke. Was manche Erwachsenen Kindern antun, ist schrecklich!
    Krause: »Weißt du, ob deine Mutter damals mitbekommen hat, was zu Hause vorgefallen ist?«
    Rechtsanwalt Rabe: »Darauf müssen Sie nicht antworten! Wenn Sie mit der Beantwortung dieser Frage Ihre Mutter belasten würden, ist es Ihnen freigestellt, ob Sie aussagen möchten oder nicht. Denken Sie da bitte dran.«
    Krause: »Ja, das stimmt natürlich. Du musst dazu nichts

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