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Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Titel: Ich werde immer da sein, wo du auch bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Lacour
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aus dem Haus und hockte stundenlang da rum, während sie ihm immer Kaffee nachgoss.
    »Ach ja!«, sagt er und lächelt selig. »Und jetzt kommt das Beste: Sie hieß Vicky. Sie trug so ein Schürzchen über ihrem Rock. Das war so was von retro!«
    »Und was ist dann passiert?«, frage ich. »Hast du mal mit ihr gesprochen?«
    »Nein.« Er seufzt. »Sie hat einfach irgendwann nicht mehr dort gearbeitet. Eines Nachts kam ich hin, und sie war nicht mehr da. Und kam nie wieder.«
    »Es war eine Tragödie«, sagt Dylan. »Er ist nie drüber weggekommen.« Sie sieht ihn feixend an, und er haut ihr mit dem Pulloverärmel aufs Bein.
    Und schon sind sie bei der nächsten Story. Diesmal geht es um ein Pärchen, das seit fast einem Jahr zusammen ist, nachdem das Mädchen dem Jungen ein halbes Jahr nachgelaufen ist, bis sie sich endlich getraut hat, ihn anzusprechen. Ich liege mit dem Kopf auf meinem Rucksack und sehe Leute an uns vorbeigehen. Ich stelle mir vor, wie es wäre, auf eine Schule zu gehen, die so groß ist, dass man nicht alle kennt.
    Nach einer Weile wird es Zeit, Maddy von ihrem Job abzuholen. Wir stehen alle auf und laufen zum Rand des Parks. Alle umarmen sich, dann winken sie mir zu, und wir gehen in drei verschiedene Richtungen auseinander.
    Jetzt sind Dylan und ich wieder allein. Sie wippt auf den Füßen auf und ab, dann fährt sie sich mit der Hand durch ihr Zusselhaar und sagt: »Wir brauchen einen Kaffee, stimmt’s?«
    Im Café zieht Dylan ein silbernes Zigarettenetui aus der Gesäßtasche. Sie klappt es auf, und ich sehe einige zusammengerollte Dollarscheine zwischen den verspiegelten Innenseiten. Sie bezahlt ihren Kaffee, und ich kaufe mir ein Stück Gebäck, drehe mich um und sehe, wie sie sich in dem Zigarettenetui betrachtet. Sie kneift die Augen zu, reißt sie wieder auf und schmiert sich irgendwas Schwarzes um die Augen. Dann klappt sie das Etui zu und klopft damit nervös auf den Tisch.
    »Alles okay bei dir?«, frage ich.
    »Bei mir? Ja. Komm, wir gehen.« Sekundenschnell ist sie aufgesprungen und zur Tür raus, und ich weiche Fahrradfahrern und Spaziergängern aus, während ich sie einzuholen versuche.
    Wir laufen endlos lange an sonnenhellen Wohnblocks, Palmen, Cafés und Waschsalons vorbei bis zu einem kleinen Eckladen. Er ist rot-weiß gestreift wie ein riesengroßes, rechteckiges Bonbon, und auf der Vorderfront steht COPY CAT .
    Wir bleiben davor stehen, und Dylan betrachtet ihr Spiegelbild im Schaufenster. Sie streicht sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, und dann zieht sie sie wieder zurück. Sie dreht sich um und verkündet etwas zu laut: »Maddys Schicht müsste in zwei Minuten zu Ende sein.«
    Sie sagt das so, als würde ich bei einem Stadtrundgang mitmachen und Maddy wäre die wichtigste Sehenswürdigkeit.
    Ich überlege mir schon, wie ich sie damit aufziehen kann, als die Glastür aufgeht und ein Mädchen mit hellen, lockigen Haaren aus dem Laden kommt. Sie hat große dunkle Augen, und als sie uns sieht, strahlt sie über das ganze Gesicht. Als Dylan sich zu ihr umdreht, passiert etwas Unglaubliches. Dylan, in ihren hautengen schwarzen Jeans, ihrem T-Shirt mit den Sicherheitsnadeln und den derben Lederarmbändern, der die Haare nach allen Richtungen abstehen, und mit der frischen schwarzen Schminke um die Augen, lächelt nicht, geht nicht nur auf Maddy zu und umarmt sie.
    Nein.
    Stattdessen löst sich plötzlich alle Anspannung in ihrem Körper, ihr Schritt nach vorn ist fast ein Hopser, und sie stößt ein
Hey!
aus, als würde sie sagen:
Ich liebe dich, du bist so schön, niemand auf der ganzen Welt ist so zauberhaft wie du
.

32
    Wir sitzen ein paar Straßen entfernt vom COPY CAT vor einem Café. Maddy beugt sich über den runden grünen Tisch und sagt: »Caitlin, erzähl mal von dir. Was macht dir Spaß?«
    Solche Fragen stellen normalerweise Eltern einem Typen, mit dem man weggehen will. Es hört sich erwachsen an, aber aus irgendeinem Grund mag ich die Frage. Sie neigt den Kopf zur Seite und wartet auf eine Antwort. Dylan lehnt sich auf dem Metallstuhl zurück und reibt mit dem Finger am Verschluss ihres Lederarmbands.
    Maddy betrachtet mich genauso intensiv wie Dylan, aber auf andere Weise. Wenn Dylan mich ansieht, blickt sie tief in mich hinein und erfährt lauter Sachen über mich, die nicht mal ich weiß. Maddy schaut nur sehr konzentriert aus. Deshalb überlege ich kurz. Ich möchte
Fotografie
sagen, aber erst gestern hat Dylan mir dabei zugesehen, wie ich das schlechteste

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