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Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Titel: Ich werde immer da sein, wo du auch bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Lacour
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fotografieren und setze mich neben sie auf den Bordstein.
    »Schwer zu erklären. Ich war letztes Jahr mit Ingrid auch schon in ihrem Kurs. Da war sie sehr nett. Und Ingrid ist wirklich gut.« Ich halte inne. »Sie war wirklich gut. Eine tolle Fotografin. Also war Ms Delani immer nett zu mir, weil ich immer mit Ingrid zusammen war.«
    »Und jetzt ist sie nicht mehr nett?«
    »Ich bin Luft für sie.«
    Dylan nickt. Sie beobachtet mich aufmerksam.
    »Okay«, sagt sie schließlich. »Du machst das also, um ihre Aufmerksamkeit zu kriegen.«
    »Nein.« Es kommt etwas schroffer raus als beabsichtigt. »Es ist nur so, dass ich keinen Sinn mehr darin sehe, mich in ihrem Kurs anzustrengen.«
    Dylan lehnt sich zurück auf den Gehweg und blickt hinauf in den Himmel. Ich ziehe meine Schnürsenkel auf und binde sie dann fester.
    »Ich möchte ja nicht gern das Arschloch geben«, sagt sie nach einiger Zeit. »Aber mir scheint, da ist noch mehr im Spiel. Wir sind gerade eine halbe Meile gelaufen, damit du Erde fotografieren kannst. Da könnte man schon sagen, dass du dich ziemlich anstrengst. Du willst sie sauer machen.«
    »Du bist also ein Allroundtalent, ja? Musst du dir deine Interpretationen nicht für die Englischaufsätze aufsparen?«
    Sie lacht. »Ich hab Durst. Du auch?«
    Wir laufen noch eine Querstraße weiter bis zum Haus von Dylans Eltern, es ist kleiner als die andern und dunkelblau gestrichen.
    »Ihr habt ein altes Haus.«
    »Ja, meine Eltern sind nicht so für diese Scheußlichkeiten …« Sie weist auf die dreistöckigen cremefarbenen Monster, die hinter ihrem kleinen Haus aufragen. »Sieh mal, wir haben sogar einen weißen Gartenzaun. Ich hab zu meinen Eltern gesagt, wenn wir schon in die Vorstadt ziehen, dann aber richtig. Schau nur, ist er nicht phantastisch?«
    Sie bleibt auf dem Gehweg stehen und springt dann über den Zaun. Es ist echt komisch, wie Dylan in ihren schwarzen Punkklamotten, mit den verstrubbelten Haaren und ihrer verschmierten Wimperntusche über einen weißen Gartenzaun hüpft.
    Im Wohnzimmer hängen lauter alte Drucke an den Wänden, die irgendwie wissenschaftlich aussehen. Sie zeigen jeweils eine Blumenart oder Frucht, und darunter steht der betreffende Name in kleinen Buchstaben.
    Als wir Dylans Zimmer betreten, sehe ich mir das Zeug auf ihrem Schreibtisch an, während sie den Rucksack abnimmt und ihren Pullover auszieht. Sie hat einen Laptop und einen Notizblock und einen Becher mit Stiften. Daneben steht ein Silberrahmen mit dem Foto von einem Mädchen mit kurzen hellen Haaren und einem breiten Lächeln.
    »Wer ist das?«, frage ich.
    »Maddy.«
    »Geht sie auf deine alte Schule?«
    »Ja.« Dylan öffnet das Fenster neben ihrem Bett. »Wir sind seit fünf Monaten zusammen.«
    »Wow.« Ich nicke wieder wie eine Verrückte. Ich kann nicht damit aufhören, und mir fällt nichts ein, was ich sagen könnte. Ich möchte, dass sie mich nicht für prüde hält oder so, deshalb sage ich: »Das ist echt cool!«
    Es klingt viel zu begeistert, und Dylan wirft mir einen forschenden Blick zu.
    Ich sehe auf dem Pinnbrett über ihrem Schreibtisch das Foto von einem unglaublich süßen kleinen Jungen. Er hat Gummistiefel an und spielt im Sand. Das Foto besitzt diese alte Schnappschussqualität, die ich so gern hinkriegen würde. Es ist ein bisschen unscharf, und die Farben sind gedämpft, so dass ich sofort nostalgisch werde.
    »Ich finde dieses Foto toll.«
    Dylan schaut das Bild an, dann wendet sie den Blick ab.
    »Okay. Etwas zu trinken. Komm mit.«
    Wir gehen durch den Flur in eine Küche mit leuchtend gelben Wänden und massenhaft Töpfen und Pfannen, die an einem Metallgestell über dem Herd hängen.
    »Mom ist Köchin. Das ist ihr Beruf. Ihre Küche ist ihr Königreich. Als wir auf Häusersuche waren, ist mein Vater immer als Erstes in den Garten gegangen, ich habe die Schlafzimmer gecheckt, und meine Mutter marschierte in die Küche. Das hier war das erste Haus, wo wir uns alle einig waren. Deshalb haben wir es genommen.«
    Sie holt zwei Gläser aus einem Hängeschrank.
    »Wasser? Saft? Limo?«
    »Wasser ist okay.«
    »Stilles oder Sprudel?«
    »Sprudel.«
    »Also«, Dylan gibt mir ein Glas, »hast du Lust, morgen mit mir in die Innenstadt zu fahren? Ich treff mich mit Maddy und ein paar Freunden.«
    »Gern«, sage ich und trinke einen Schluck, damit sie nicht sieht, dass ich lächle.
     
    Als ich nach Hause komme, bringe ich die Kamera in mein Zimmer und gehe wieder nach unten. Ich schließe die

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