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Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Ich werde immer da sein, wo du auch bist

Titel: Ich werde immer da sein, wo du auch bist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Lacour
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vorgestellt, dass es niemand kennt außer mir.«
    »Wir dachten, niemand weiß davon außer uns.«
    Er schüttelt den Kopf. »Ich begreife einfach nicht, warum sie es abreißen wollen.«
    Jayson und ich bleiben einige Zeit im Kino und sehen uns um. Wir finden ein Glas mit einem Sprung und einen Kasten mit Karteikarten, auf denen Titel, Regisseure und die Laufzeiten von Hunderten von Filmen vermerkt sind. Wir entdecken die enge Treppe zum Vorführraum. Dort oben finden wir einen Regenschirm, Schachteln über Schachteln mit alten Filmrollen, eine Tüte mit Buchstaben für die Anzeigentafel und einen Herrenhut. Als unsere Augen vom angestrengten Rumgucken im Dunkeln anfangen weh zu tun, klettert Jayson durch das Fenster ins Freie, und ich folge ihm.
    Schweigend gehen wir zurück zu dem Café. Dort bleibt Jayson vor dem Auto seines Vaters stehen. »Soll ich dich nach Hause fahren?«
    »Nein. Ich hab ja das Rad.«
    Er öffnet die Autotür, aber er steigt nicht ein.
    »Sag mal – findet Taylor mich eine totale Niete?«, frage ich.
    Jayson sieht mich erschrocken an.
    Ich verdrehe die Augen. »Ich weiß doch, dass er dir alles von neulich Abend erzählt hat.«
    »Er hat mir gar nichts erzählt.«
    Aber ich weiß, dass er lügt.
    »Na klar«, sage ich.
    Er schweigt noch ein paar Sekunden, dann lächelt er. »Okay, er hat mir davon erzählt. Aber er ist mein bester Freund, weißt du, deshalb glaub nicht, dass alle Bescheid wissen. Nur ich.«
    Ich sehe runter auf die Betonplatten. »Es ist mir peinlich. Ich habe keine Ahnung, warum ich das getan habe.«
    Jayson schaut in das Auto und grinst plötzlich. »Krieg das jetzt bloß nicht in den falschen Hals. Aber für mich hat sich das ziemlich scharf angehört.«
    »Schönen Dank auch.« Ich lache.
    »Nein. Aber mal ganz ernsthaft: Taylor mag dich.«
    »Okay.«
    »Also, mach dir keine Sorgen.«
    Ich steige aufs Rad. »Okay. Ich mach mir keine Sorgen.«
    Jayson winkt mir zum Abschied zu. Ich winke auch.
    »Danke. Für alles.«
    »Schon gut«, sage ich und fahre nach Hause.

15
    Später fahre ich zu Dylan.
    Als ich vor ihrem Gartentor stehe, kommt sie gerade in einem grauen Jogginganzug aus dem Haus, in dem sie wie ein schicker Tankwart aussieht.
    »Oh«, sage ich. »Musst du weg?«
    Sie sieht mich an. »Ich will zur Post.«
    »Aber heute ist Sonntag. Die Post hat geschlossen.«
    »Ich muss nur Briefmarken holen.«
    »Kann ich mitkommen?«
    Sie sieht zum Himmel hoch und kneift die Augen zu, schiebt sich die Ärmel über die Ellenbogen, zuckt mit den Achseln und läuft los.
    Ich folge ihr. Wir kommen zum Ende der Straße und biegen ab, bevor ich meine Entschuldigung anbringen kann.
    »Dylan, mir geht es im Moment nicht besonders gut, aber ich hätte das natürlich nicht an dir auslassen sollen.«
    »Stimmt. Hättest du nicht.«
    »Also, ich möchte mich entschuldigen.«
    Wir laufen schweigend nebeneinander her, und plötzlich sind wir bei dem leeren Grundstück, wo ich mein Landschaftsbild geknipst habe. Inzwischen steht dort das Gerüst eines Hauses.
    »Sieh mal«, sage ich.
    Dylan wirft einen Blick in Richtung Gerüst. »Ja. Die Besitzer haben meine Mutter schon für ihre Einweihungsparty engagiert.«
    »Bin mal gespannt, wie es fertig aussieht.«
    Wir laufen weiter.
    »Tja, mit dem Baumhaus kommst du ja gut voran. Du machst echt Fortschritte.«
    »Ach herrje, Stalker!«
    Dylan lacht. »Ich wollte dich was fragen, also bin ich zu euch gegangen, aber es war niemand da. Ich hab ja gewusst, dass du eins bauen wolltest, also bin ich in euren Garten gegangen, und da hab ich es gesehen. Deine Eltern haben echt ein Riesengrundstück.«
    »Was wolltest du mich denn fragen?«
    »Eigentlich war es Maddy, die mich zu dir geschickt hat. Sie spielt die Hauptrolle in einem Stück. Sie ist echt eine tolle Schauspielerin, weißt du. Jedenfalls wollte sie dich zur Premiere einladen. Keine Ahnung, ob das eine gute Idee ist.«
    Das Herz rutscht mir in die Hose. Vielleicht habe ich unsere Freundschaft für immer kaputtgemacht.
    »Warum nicht?«
    »Es ist
Romeo und Julia
. Ich war mir nicht sicher, ob du dir so was momentan anschauen willst.«
    »Oh.« Ich weiß nicht genau, was sie damit meint.
    Wir überqueren die Straße zur Mall und gehen zur Post. Dylan bleibt vor der Glastür stehen. »Es dauert nur eine Sekunde.«
    Ich lehne mich gegen einen Fahnenmast. Warum hat Dylan gedacht, ich würde
Romeo und Julia
nicht sehen wollen? Ich bin ziemlich gut im Literaturunterricht. Ist ja nicht so, als wäre

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